Ernst Schneider staunt über die Professionalität in der Werkstatt: "Das habe ich mir so toll nicht vorgestellt." Schneider und zahlreiche weitere Besucher interessieren sich beim Werkstattfest der Lebenshilfe Hammelburg sehr für die Führungen durch die Produktionsbereiche.
Dass sogar hochmoderne CNC-Fräsmaschinen im Wert von rund 100.000 Euro zum Einsatz kommen, verwundert viele Besucher. In der Hammelburger Werkstatt werden hochwertige Industrieprodukte hergestellt. Die behinderten Mitarbeiter montieren aber auch Hochsitze für die Jagd und hölzerne Weinkisten, wie Bereichsleiter Jürgen Noll bestätigt. Die Anzahl der Beschäftigten gibt er mit 210 an. Dazu kommen noch etwa 50 Betreuer.
"Im Mittelpunkt steht der Mensch", betont Noll während seiner Werkstattführung. Dass die Behinderten sich dort wohlfühlen, zeigen auch die vielen farbenfrohen Bilder der Mitarbeiter, die in den Gängen hängen. Jederzeit werde Rücksicht auf die momentane Verfassung der behinderten Mitarbeiter genommen. "Wir sind schließlich eine Rehabilitationseinrichtung, die unsere anvertrauten Behinderten individuell und personenbezogen am Arbeitsleben teilnehmen lässt", erklärt Noll das primäre Ziel der Lebenshilfe-Werkstatt.
Die Auftragsbücher seien erfreulicherweise voll. Ein gewisses Maß an Eigenleistung sei für den Erhalt der Lebenshilfe-Werkstatt trotz staatlicher Zuschüsse notwendig. So lassen Unternehmen zum Beispiel Bauelemente wie Gaspedale oder Lkw-Türgriffe montieren. Metallgriffe für deutsche Edelbacköfen und eine große Palette von Halbprodukten aus der Industrie liegen zur Erledigung an. Es wird gefräst, geprüft, montiert und verpackt. Außer dem Metallsektor gibt es bei der Lebenshilfe noch die Holzbearbeitung und die Grüne Gruppe.
Letztere befinde sich im Aufwärtstrend, sagt Werkstattleiter Thomas Porkristl. Denn Arbeiten im Landschaftspflegebereich seien zurzeit stark nachgefragt. Und wer hätte gedacht, dass die Etiketten vieler Hammelburger Weinflaschen in der Lebenshilfe-Werkstatt aufgeklebt werden?
Neues Verwaltungsgebäude "Wir wollen für etwa sechs Millionen Euro die Werkstatt sanieren und erweitern", verrät Porkristl. Das umfasse den Abriss des Altgebäudes. Ein neues Verwaltungsgebäude soll entstehen. Der Beginn der Sanierung sei vielleicht schon im kommenden Jahr, möglicherweise aber erst 2015. "Das letzte Sagen über unsere Werkstatterweiterung hat die Münchner Regierung", erklärt Porkristl. Gespräche hätten schon stattgefunden.
Rund 100.000 Euro seien im vergangenen Jahr in eine neue Drehmaschine investiert worden. Laut Werkstattchef sind für den Grünbereich ein Fahrzeug und Arbeitsgeräte für rund 150.000 Euro gekauft worden.
Dass Porkristl auch recht musikalisch ist, können die rund 1000 Besucher auf dem Fest beobachten. Bei der Elvis-Rockband "King Creole", die Musik aus den 50er und 60er Jahren spielt, greift Porkristl kurzerhand selbst zum Saxophon. Viel Taktgefühl beweisen die Mitglieder der hauseigenen Trommelgruppe und der Veeh-Harfen-Gruppe.
Zu einem spektakulären Einsatz kommt die Hammelburger Feuerwehr mit ihrem Drehleiterwagen und einer Übungsvorführung mit technischer Hilfeleistung. Geschäftsführer Markus Sell vom gleichnamigen, benachbarten Autohaus erklärt: "Wir haben ein gutes Verhältnis zur Lebenshilfe und sind froh über den Kontakt zu Porkristl, der uns zur Teilnahme an dieser Festveranstaltung eingeladen hat." So informiert das Fest über den behindertengerechten Umbau von Fahrzeugen.