Die Arbeiten an dem neuen Wohnheim für Behindertein der Hammelburger Altstadt haben ein wichtiges Etappenziel erreicht. Bis die Ersten einziehen können, wird es aber noch etwas dauern.
Wenn Elmar Metz aus der Würzburger Straße in die Seelhausgasse zieht, hat er es nicht mehr so weit zum Metzger und in die Kirche. Er werde daher gern in dem neuen Wohnheim leben, sagte Metz, der in der Hammelburger Lebenshilfe-Werkstatt arbeitet.
Die Lage in der Innenstadt ist auch für Karl-Heinz Maul der entscheidende Vorteil des neuen Gebäudes. "Menschen mit Behinderung sollten nicht in der Peripherie leben, sondern mitten im Zentrum", sagte der Vorsitzende der Lebenshilfe Hammelburg beim Richtfest. Die Seelhausgasse sei mit Bedacht gewählt. Das Seelhaus, vor mehr als 200 Jahren errichtet, sei auch eine soziale Einrichtung gewesen. Auf dessen Grundstück steht nun der Rohbau des neuen Lebenshilfe-Wohnheims. Die Investition wird von der Lebenshilfe inklusive Grundstückskauf mit rund 3,3 Millionen Euro angegeben. Der Bezirk und die Regierung fördern den Bau.
Die Lebenshilfe muss den Zahlen nach rund 30 Prozent der Kosten tragen.
Dass die Lage in der Altstadt nicht ganz unproblematisch war, daran erinnerten Architekt Wolfgang Schefbeck vom Büro "Schefbeck hoch 3" und Bürgermeister Ernst Stross (SPD). Es hatte viele Gespräche mit Nachbarn oder dem Sanierungsbeirat gegeben. Es habe viele Fragen gegeben, zum Beispiel bei der Dachgestaltung, erklärte Stross. Die Seelhaus-Gebäude standen auf Gewölbekellern. Die meisten konnten wegen Einsturzgefahr vor dem Abriss der Häuser nicht betreten werden. Das habe die erste Planung erschwert, sagte Schefbeck.
Auf Lebenszeit Voraussichtlich in einem Jahr soll das Wohnheim fertig werden. Es wird 24 Plätze bieten. Zusätzlich ist ein Kurzzeitplatz vorgesehen. Dazu kommen außerdem zwölf Plätze in der Tagesgruppe.
In ihr werden Behinderte, die nicht mehr in der Werkstatt arbeiten können oder das Rentenalter erreicht haben, tagsüber betreut. Damit sei in dem Haus, wie Sascha Turtschany erklärte, Wohnen auf Lebenszeit möglich. Es werden also eher ältere Behinderte in der Seelhausgasse leben. Die Lage in der Altstadt von Hammelburg solle den Kontakt zu den Nachbarn fördern, sagte Turtschany, der die Wohnstätten der Lebenshilfe leitet.
In die Seelhausgasse ziehen zunächst die Bewohner aus der Würzburger Straße. Denn das Haus dort soll saniert und an die neuen Anforderungen an Barrierefreiheit angepasst werden. "Es ist noch nichts beschlossen. Wir befinden uns erst in der Planungsphase", sagte Martin Groove, Geschäftsführer der Lebenshilfe, dazu auf Nachfrage. Schon länger steht dagegen fest, dass das Gebäude im Eselspfad aufgegeben wird. Die zwölf Bewohner kommen komplett in das neue Wohnheim in der Innenstadt.
Aus rein architektonischer und städtebaulicher Sicht ist das neue Wohnheim der Lebenshilfe zu hoch geworden. Man hätte sich das neue Wohnheim in der Bauweise leichter und transparenter vorstellen können: größere Fenster, mehr Glas und Durchsichtigkeit. Das ziemlich hohe Dach passt nicht in die umgebende Bebauung der Altstadt. Man fragt sich, warum der Sanierungsbeirat diese sehr kompakte Architektur genehmigt hat. Immerhin gehört die Seelhausgasse zu den ältesten Gassen Hammelburgs (11./12. Jahrhundert). Die Antwort dürfte darin liegen: Herr Maul, der Vorstand der Lebenshilfe Hammelburg, ist gleichzeitig Mitglied des Sanierungsbeirates. So schließen sich in Hammelburg die Kreise. So verquicken sich Interessen. Es fehlt eine rechtsverbindliche Gestaltungssatzung für die Altstadt Hammelburgs, an die auch Mitglieder des Sanierungsbeirates gebunden sind, wenn sie Bauherren in der historischen Altstadt werden. Das sehr hohe Dach des neuen Wohnheims, das der Pressefotograf interessanter Weise in seiner Höhendimension nicht fotografiert hat, "erschlägt" die historischen "Häuschen" der Seelhausgasse.