Jäger finden immer wieder tote Jung-Rehe, Hasen und Bodenbrüter auf Feldern. Landwirt Jürgen Hack aus Bad Kissingen setzt auf Kooperation, um die Tiere zu schützen.
Auch Jürgen Hack ist es schon passiert: "Das geht einem richtig unter die Haut", beschreibt der Landwirt aus Wittershausen den Schrecken, wenn ein Kitz ins Mähwerk gerät. Durch ein lautes Quieken drücken die Tiere ihren Schmerz aus, Erlösung bringt dann nur noch der Fangschuss. "Aber das ist mir schon seit Jahren nicht mehr passiert", ist Hack froh.
Das überlässt er nicht etwa dem Zufall, sondern arbeitet mit den Jägern zusammen und sucht seine Wiesen auch mal selbst ab.
Sieben tote Kitze gemeldet Jürgen Hack gilt bei den Jägern als vorbildlicher Landwirt. Aber leider klappt es nicht immer so gut: Seit fast 50 Jahren ist der Hassenbacher Engelbert Lerpscher Jäger.
"So schlimm war es hier noch nie", berichtet er von sieben getöteten Kitzen, die ihm in den vergangenen Tagen gemeldet wurden. "Ein kleiner Anruf und wir hätten die Tiere gerettet", ärgert sich Lerpscher über zwei Landwirte. Dabei habe er sie noch aufgefordert, vor dem Mähen Bescheid zu geben. "Aber das muss heute halt alles schnell, schnell gehen."
Hans-Peter Donislreiter von der Unteren Jagdbehörde teilte gestern auf Anfrage mit, dass ihm zudem aus dem
Bereich Nüdlingen weitere sieben tote Kitze auf gemähten Wiesen gemeldet wurden. Dabei könnte es so einfach sein: Wenn bekannt ist, dass eine Wiese gemäht wird, rufen sich die Jäger zusammen, suchen die Wiese ab und stellen Lampen oder Vogelscheuchen auf. "Dann holen die Muttertiere ihre Kitze in den Wald", sagt Lerpscher. Das Problem: Das funktioniert nur zwei bis drei Tage, dann gewöhnen sich die Tiere an Vogelscheuchen und Signale.
Absprache ist gefragt.
Messer rotieren mit Tempo 300 "Meistens betrifft es Wiesen im oder am Wald", kennt Landwirt Jürgen Hack seine Problemzonen. 60 Hektar Grünland bewirtschaftet der Wittershausener, um sein Milchvieh versorgen zu können. Zudem noch 80 Hektar Ackerland.
Trotzdem nimmt er sich die Zeit, auch mal eine Wiese abzusuchen, bevor er mit seinem sechs Meter breiten Mähwerk mit den 300 Stundenkilometer schnellen Messern drüberrauscht.
Und: "Ich mäh immer von innen nach außen", lässt er Reh, Hase, Frischling oder Vogel einen Fluchtweg.
Für Dr. Peter Gleißner, einem von drei Jagdberatern des Landkreises Bad Kissingen, geht das Leid weit über den wirtschaftlichen Aspekt für
Jagdpächter hinaus: "Das Dramatische ist der Verlust an Tierarten insgesamt", sorgt er sich um die Vielfalt: "Deshalb gibt's bei uns auch nichts mehr", würden auch Rebhuhn, Fasan und weitere Vogelarten abnehmen. Früher sei mit dem Balkenmäher langsam durchgefahren worden. "Heute gibt es immer mehr größere Landwirte, die mit drei Mähwerken nebeneinander durchfahren."
Späte Mahd ist ein Vorteil
/> Trotzdem setzt Gleißner auf Zusammenarbeit. "Wir haben noch keinen angezeigt", sagt der Jagdberater, obwohl es laut Tierschutzgesetz eine Verpflichtung gebe, jede Mahd rechtzeitig anzumelden, um den Mähtod von Tieren zu vermeiden. Den Tieren geholfen habe in diesem Jahr das Wetter: Kitze kommen meist Anfang Mai zur Welt. Durch das nasskalte Wetter wurde heuer später mit dem Mähen begonnen, die Kitze sind in der Regel also bereits älter und stärker und können eher flüchten.