Der Freistaat will zum 1. Januar 2015 den Betrag in allen Bayerischen Staatsbädern um zehn Cent erhöhen. In Bad Kissingen herrscht Verständnis für diese Maßnahme.
Wenn Briefe ins Haus flattern, die eine höhere Gebühr fordern, dann gibt es meist einen Aufschrei. Am gestrigen Mittwoch erhielten Vermieter und Klinikbetreiber ein Schreiben der Staatsbad GmbH, das ab 1. Januar 2015 eine Erhöhung der Kurtaxe auf 3,50 Euro verheißt. Doch der Aufschrei ist ausgeblieben. Es herrscht weitestgehend Verständnis für diese Maßnahme.
Das Bayerische Finanzministerium hat angekündigt, dass die Kurtaxe in allen
Bayerischen Staatsbädern zum 1. Januar 2015 um zehn Cent erhöht werden soll. Grundlage sei der gestiegen Verbraucherpreisindex.
Dies bestätigt Kurdirektor Frank Oette. Die letzte Kurtax-Erhöhung in Bad Kissingen gab es zum 1. Januar 2012, und zwar von 3,30 auf 3,40 Euro. Dann habe die Kurstadt an der Saale entgegen den anderen Bayerischen Staatsbädern eine Nullrunde einlegen dürfen.
Laut Oette haben die Staatsbäder signalisiert, bei der
aktuellen Erhöhung mitziehen zu wollen. "Wir brauchen die finanziellen Mittel, um die Standards halten zu können. Auch wir unterliegen den Gegebenheiten des Marktes."
Der Kurdirektor verweist auf die Alleinstellungsmerkmale Bad Kissingens wie das 13-köpfige Kurorchester und die ausgedehnten, gepflegten Kuranlagen. Hinzu kämen die zahlreichen Vergünstigungen die die Gäste mit der Gastkarte genießen.
So sei zum Beispiel die jüngst eingeführte Verlängerungsstunde für die KissSalis-Therme sehr gut angenommen worden. "Wir wollen nicht an den Standards schrauben", schließt Oette, bevor er noch darauf hinweist, dass die Kurtaxerhöhung auch mit dem Stadtrat abgesprochen werden wird.
Gäste kritisieren Kurtaxe nicht Verständnis für die Kurtax-Erhöhung zeigt der Vorsitzende des
örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes, Heinz Stempfle: "Wir sind nicht dagegen." Auch Stempfle erinnert an die Leistungen, die Bad Kissingen vor anderen Kurorten auszeichnen. Im eigenen Haus (Westpark Hotel) habe bisher kein Gast die Höhe der Kurtaxe monieret.
Jürgen Dösch vom Bayerischen Hof hält die Erhöhung rein persönlich für angemessen, auch wenn Preisanhebungen allgemein nicht gut ankämen.
"Die Gäste, die länger bleiben, sehen, was sie für die Kurtaxe bekommen, und akzeptieren sie", sagt Dösch. Problematisch sei die Kurtaxe für Durchreisende, die nur eine Nacht in Bad Kissingen verbringen. "Die bekommen keine Gegenleistung." Nach Döschs Auffassung gehöre die Erhebung der Kurtaxe bei den "Einnächtlern" abgeschafft oder wenigstens überdacht.
Umständehalber etwas differenzierter sieht der Leitende Arzt des Rehazentrums der
Deutschen Rentenversicherung Bund, Dr. Wolfram Franke, die Erhöhung. Die Patienten der Rentenversicherungen, die eine Reha in Bad Kissingen absolvieren, müssen ihre Kurtaxe nicht selbst bezahlen. Sie wird aus dem Pflegesatz abgeführt.
Konsequenzen beim Personal Die öffentlich-rechtlichen Kliniken seien gehalten, besonders wirtschaftlich zu arbeiten, betont Dr. Franke.
"Wir unterliegen der Kontrolle durch den Bundesrechnungshof." Die Kliniken könnten nicht einfach den Pflegesatz erhöhen, fährt Franke fort. Deshalb bedeute eine Anhebung der Kurtaxe für das Reha-Zentrum Einsparungen im Personalbereich. "Das muss die Staatsregierung wissen."
Ihm ist klar, dass für die Kurtaxe auch etwas geboten wird und zehn Cent erst einmal nicht die große Summe ist.
Andererseits führt das Reha-Zentrum Bund mit der Rhön- und der Saale-Klinik jährlich über 470 000 Euro an Kurtaxe ab. Und da komme auch bei einer geringen Erhöhung der Kurtaxe etwas zusammen. Zufrieden zeigt sich Dr. Franke, dass in Bad Kissingen nicht auch noch eine Fremdenverkehrsabgabe erhoben wird. Denn "das wäre tödlich."
Wie Kurdirektor Frank Oette betont auch der Pressepsrecher der Stadt, Thomas Hack, dass die Kurtax-Erhöhung im
Stadtrat besprochen wird. Auch wenn es sich um eine rein staatliche Angelegenheit handle. Und auch Hack sagt: "Wir haben die höchste Kurtaxe in Bayern, aber auch ein absolut herausragendes Angebot."
Festgelegt Die Kurtaxe ist ein vom Freistaat festgelegter Betrag, der für die Bereitstellung von Einrichtungen, die zu Kur- und Erholungszwecken dienen, erhoben wird.
Der Staat stellt die Einnahmen komplett dem Staatsbad zur Verfügung.
Millionenschwer Pro Jahr spült die Kurtaxe rund vier Millionen Euro in die Kasse der Staatsbad GmbH. Verwendet wird dieses Geld unter anderem für den Unterhalt der Kuranlagen und des Kurorchesters, für Marketing und Gebäudemanagement.
Jeder Gast erhält zudem eine Kurkarte, die ihm zahlreiche Vergünstigungen gewährt.
Leistungsstark Bad Kissingen fordert mit derzeit 3,40 Euro die höchste Kurtaxe unter den Bayerischen Staatsbädern. Das Staatsbad Bad Brückenau beispielsweise verlangt 2,70 Euro, die zum 1. Januar 2015 auf 2,80 Euro erhöht werden sollen. Dafür bietet Bad Kissingen außergewöhnliche Leistungen wie das 13-köpfige Kurorchester.