Kultusminister Ludwig Spaenle diskutiert mit Eltern, Lehrern und Parteifreunden

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Kultusminister Ludwig Spaenle Foto: Arkadius Guzy
Kultusminister Ludwig Spaenle Foto: Arkadius Guzy

Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle diskutiert über die Bildungssituation auf dem Land. Zur Sprache kommen konkrete Sorgen und skurrile Vorschläge.

Ewald Müller macht sich Sorgen um den Lehrlingsnachwuchs. "Die Berufsschule war früher in Würzburg und Schweinfurt. Sie wurde uns weggenommen. Die Berufsschule ist jetzt in Bayreuth", erklärte der Bad Kissinger Fernsehtechniker dem Kultusminister. "Soll der Beruf aussterben", fragte Müller.

Ludwig Spaenle konnte ihm darauf keine Zuversicht spendende Antwort geben. "Die Wohnortnähe werden wir nicht halten können", sagte der Kultusminister.
Die Berufsschulen hätten den Rückgang der Schüler besonders zu spüren bekommen. Für Spaenle sind auch die vielen, oft kleinteiligen Berufsbilder ein Problem.

Auch nicht jedem der bayernweit etwa 1000 Mittelschul stand orte wollte Spaenle eine Standortgarantie geben. Das wäre unredlich, wie er sagte. Aber: "Sie sollen so lange wie möglich erhalten werden."

Die Hammelburger Mittelschule muss sich da keine Sorgen machen. Ingeborg Hoffmann beklagte aber, dass sie keine mobile Reserve mehr hat. "In dieser Woche hatte ich 90 Lehrerstunden, für die ich niemanden zusätzlich als Vertretung hatte", erklärte die Leiterin der Mittelschule. Und Christof Schlereth, Vater von drei Schulkindern, schilderte, dass "am Gymnasium viele Stunden ausfallen".

Der Kultusminister verteidigte erwartungsgemäß die Schulpolitik der Landesregierung und versuchte die Leistung mit Zahlen zu belegen. So habe sich der Unterrichtsausfall im Gymnasium fast halbiert. Er liegt laut Spaenle nicht mehr bei 4, sondern 2,3 Prozent. Bei seinen Antworten hetzte Spaenle durch die Bildungslandschaft, sodass es für die Zuhörer anstrengend war, dem Parforceritt zu folgen.

Das lag daran, dass ein guter Teil der Zeit zunächst für allgemeine Lobreden auf die bayerische Bildungspolitik verwendet wurde. Schließlich sind bald Wahlen. Und schließlich war die Diskussionsrunde mit Eltern, Lehrern, Schulleitern und Parteifreunden eine CSU-Veranstaltung. So bedauerte mancher Redner, dass die Erfolge der Bildungspolitik von den Eltern nicht wahrgenommen würden.

Die ersten Wortmeldungen aus dem Publikum hatten dafür Unterhaltungswert ob ihres, nun ja, unerwarteten Charakters. Norbert Binder bewegte die Verweiblichung der Schule, vor allem der Grundschule, zum Rednerpult. Er nannte die Entwicklung "ungesund". Er habe nichts gegen Frauen, sagte Binder, "damit kein falscher Eindruck entsteht". Eine weitere Wortmeldung aus dem Publikum gab ihm recht: "Es muss ein ausgewogenes Gewicht zwischen männlichem Einfluss und weiblichem Einfluss geben."

Der frühere Leiter des Hammelburger Gymnasiums, Hans-Joachim Raab, forderte dagegen eine Residenzpflicht für Lehrer. Die gab es mal in längst vergangenen Zeiten.

Spaenle, Profi genug, umschiffte die Untiefen einer unzeitgemäßen Diskussion. Er erwähnte die sehr guten Leistungen von Studentinnen. Außerdem habe die Entwicklung "mit der veränderten Wahrnehmung der Lehrkraft zu tun".