Es ist nicht leicht, am Existenzminimum zu leben und immer auf das Amt angewiesen zu sein. Um den Kindern trotzdem ein schönes Leben zu bieten, kauft die Mutter vieles gebraucht, oder mit der Unterstützung anderer. "Ich muss vorher immer gucken, ob noch jemand was dazu legt", meint Anna. Spielsachen und ähnliches gibt es nur zum Geburtstag oder vom Geburtstagsgeld der Verwandtschaft.
"Als Eva ein Fahrrad haben wollte, meinte ich zu ihr, ich kann nichts versprechen. Ich müsste erst mal Opa, Onkel, und alle fragen, ob die was dazu geben." Das Instrument, das die Tochter lernen wollte, hat Anna Müller für 15 Euro gebraucht erstattet. Über Ebay kauft Anna gebrauchte Bücher, Spielzeug, Kleidung, Schuhe. Vieles bekommt sie auch von Freunden oder Verwandten, die ihre Sachen aussortieren.
Durch Corona und die Schulschließungen tauchte ein neues Problem auf: Die Familie hat keinen Drucker und die Copyshops sind zu. Daher hatte eine Freundin die benötigten Blätter für die Schule ausgedruckt und täglich vorbeigebracht. "Wir haben Glück, dass wir so viele Bekannte haben, die uns in allen Situationen helfen", sagt Anna.
Erster Urlaub seit zehn Jahren
Die Kinder sind sehr verständnisvoll für die Situation der Familie. Als die Mutter darüber redet, dass sie eben nicht in einen Freizeitpark können, meint eines von der Seite: "Aber das macht ja nichts." Sie haben sich anscheinend schon daran gewöhnt, mit dem Nötigsten klarzukommen.
"Natürlich wollen sie auch mal neue Sachen - neue Schuhe oder Klamotten. Oder mal in den Urlaub, wie ihre Freunde, die von Italien, Spanien oder Ägypten erzählen", sagt Anna. Das ist meistens schwierig. Letztes Jahr aber hatten sie ihren ersten Urlaub als Familie. Sie waren campen an der Ostsee. "Das Zelt und die Isomatten habe ich übers Jahr auf Ebay gekauft, Stück für Stück", berichtet Anna. Gegessen haben sie das, was sie auf ihrem Gaskocher gekocht hatten. Extras, wie eine Boots- oder Kutschenfahrt, gab es keine.
Vor eineinhalb Jahren war die Familie zum ersten Mal bei der Tafel, erzählt die Mutter. Sie hätten eigentlich bewilligtes Geld vom Arbeitsamt erwartet, das nicht gekommen sei. Ihre Freundin hatte ihr vorgeschlagen, zur Tafel zu gehen. Vor Ort fallen ihr eher ausländische Menschen auf: "Es gibt viele Deutsche, die Hartz IV empfangen, die da aus Prinzip nicht hingehen. Viele machen das nicht, weil sie sich schämen", meint die Mutter.
Sie denkt vor allem an ihre Kinder. Bei der Tafel besorgt sie Essen, aber auch mal Deko-Artikel, Kinderbücher oder Hefte. "Durch das Geld, was man dort spart, kann ich meinen Kindern etwas Gutes tun", sagt Anna.
An Ostern gab es etwas ganz Besonderes: Einen 15 Euro Gutschein für einen Bad Kissinger Spielwarenladen: "Das war das Highlight", erzählt Anna. Derzeit öffnet die Tafel wegen der Corona-Maßnahmen nur alle zwei Wochen. Dadurch kann die Familie nicht mehr wöchentlich kommen. "Wir müssen dadurch mehr zukaufen, das merkt man schon", findet die Mutter. Grundsätzlich ist sie aber sehr froh, dass die Tafel trotz Corona noch geöffnet ist.
Spendenaktion: Es fehlen noch 6000 Euro
Endspurt Die letzte Woche der Spendenaktion für Tafeln und Rotes Kreuz läuft. Bis zum 30. April kann man noch spenden. Mit den 20 000 Euro von der Sparkasse Bad Kissingen und der VR-Bank sind bisher insgesamt rund 94 000 Euro für Tafeln und Rotes Kreuz zusammengekommen. 1 236 Spenden gingen bisher ein.
Spendenkonto Bankverbindung jeweils Sparkasse Bad Kissingen, BLZ 793 510 10. Für
Tafel Bad Kissingen, Tafel Hammelburg, Tafel Bad Brückenau folgende IBAN:
DE40 7935 1010 0031 3712 97;
für Tischlein deck dich Wildflecken folgende IBAN:
DE86 7935 1010 0008 2571 15;
für Bayerisches Rotes Kreuz Kreisverband Bad Kissingen
DE91 7935 1010 0000 0045 56
Keinesfalls über diesen Weg vergessen, Verwendungszweck: "Spende - mirhaltenzamm"
Oder: Sie folgen einem Link: www.spk-kg.de/Spende
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