Kommentar: Was Krisen zeigen

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Eine Woche lang war Alfred Greubel mit seinem Bagger im Ahrtal unterwegs, um Flutschäden zu beheben, hier räumt sein Bekannter Reinhold Mall mit dem Bagger ein völlig zerstörtes Fahrzeug weg.
Eine Woche lang war Alfred Greubel mit seinem Bagger im Ahrtal unterwegs, um Flutschäden zu beheben, hier räumt sein Bekannter Reinhold Mall mit dem Bagger ein völlig zerstörtes Fahrzeug weg.
Alfred Greubel

Die Situation in den Krisengebieten im Westen und Südwesten Deutschlands schockt. Viele Helfer packen dort mit an, um Not zu lindern. Saale-Zeitungs Redakteur Johannes Schlereth hat eine klare Meinung dazu.

Sprichwörtlich aus heiterem Himmel brach vor einigen Wochen unvorstellbares Elend über die Menschen im Westen und Südwesten Deutschlands herein. Hab und Gut, ganze Existenzen hinfortgerissen in den braunen Fluten. Die Menschen stehen vor den Trümmern ihrer Existenzen.

Im Fernsehen und in den Zeitungen Bilder, die wir aus Entwicklungsländern kennen. Weggespülte Straßen, ganze Häuserzeilen demoliert - Tote. Wie hoch die Schäden sind, entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft. In den Öffentlich-rechtlichen sind Summen von vier bis fünf Milliarden Euro im Gespräch - allein für Nordrhen-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Schäden aus Sachsen und Bayern sind in der Schätzung noch nicht enthalten.

Die Situation in den Flutgebieten lässt keinen kalt.

Aus ganz Deutschland zog es Helfer zum Anpacken in die betroffenen Regionen - völlig selbstlos und ohne Erwartung einer Gegenleistung. Helmut Schmidts Zitat während der Sturmflut in den 1960ern umschreibt die Situation treffend: "In der Krise beweist sich der Charakter."

Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Getarnt mit dem bürgerlichen Mantel, versuchen Rechtspopulisten und Querdenker in den Flutgebieten ihre Desinformationskampagne zu fahren. Krisen bringen eben nicht nur das Beste, sondern auch das Schlechteste im Menschen hervor. Helfer und Rettungskräfte bewarf der rechte Mob mit Müll und Flaschen.

Davon ließen sich sowohl Rettungskräfte als auch freiwillige Helfer nicht beirren. Sie verrichteten weiter stoisch ihr Tagwerk.

Das selbstlose Ausharren und Erdulden in einer Zeit, in der die Zivilcourage scheinbar schon zu Grabe getragen wurde - man denke an Gaffer und Hobbyfotografen bei schweren Unfällen - macht Hoffnung.