Beim Kissinger Sommer stand am Festtag der heiligen Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan in der Bad Kissinger Herz-Jesu-Kirche die Messe "Missa in tempore belli" von Joseph Haydn im Programm.
Bad Kissingen "Dona nobis pacem" ("Gib uns Frieden"). Ein Wunsch, der im Frieden - aber ganz besonders in Kriegszeiten - ein flehender Hilferuf an den Allmächtigen ist. Joseph Haydns "Missa in tempore belli" ("Messe in Zeiten des Krieges", auch "Paukenmesse" genannt) für Soli, Chor und Orchester C-dur Hob. XXII:9 weist auf eine Kriegszeit hin. Seit vier Jahre führt Österreich im Jahre 1796 einen blutigen Krieg gegen die Revolutionsarmeen Frankreichs unter der Führung von Napoleon. Jetzt bedrohen die Truppen Napoleons Wien. Joseph Haydn drückt mit seiner Messe den
Wunsch der Wiener nach Frieden aus.
Im Rahmen des Kissinger Sommers stand am Festtag der heiligen Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan in der Bad Kissinger Herz-Jesu-Kirche diese Messe auf dem Programm. Die Ausführenden waren als Solisten: Brigitte Ascherl (Sopran), Katrin Edelmann (Alt), Gerhard Göbel (Tenor) und Lars Kretzer (Bass). Es sang die Katholische Kantorei Bad Kissingen, es spielte das Residenzorchester Meiningen. Die Gesamtleitung hatte Stadtkantor Burkhard Ascherl.
Der Titel "Paukenmesse" hat Bezug auf das "Agnus Dei", wo die Bitte um Frieden zunächst mit beunruhigenden Paukenwirbeln, danach gesteigert noch mit bombastischen Bläserfanfaren hintertrieben wird. Perfekt von Chor, Orchester und Solisten umgesetzt, begeisterte die Messe die Zuhörer in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtpfarrkirche. Bezaubernd der wunderbare Chorgesang im Wechselspiel mit den Solisten und dem Orchester, zwischen Vokal- und Orchesterpart. Beeindruckend der 5. Satz, das "Benedictus", wobei die Stimmen der Solisten immer wieder ineinander übergehen. Wunderbare Klangwelten bezauberten, bis im "Agnus Dei" mit harten Paukenschlägen, die an den französischen Lockruf zum Gefecht erinnerten, die vier Solisten mit ihrem "Dona nobis pacem" den Frieden fordern und danach Chor und Orchester das Kommando übernehmen und den Satz triumphal enden lassen. Eine einzigartige musikalische Inszenierung, die klanglich überzeugte.
Den emotionsgeladenen Festgottesdienst zelebrierte Stadtpfarrer Gerd Greier, unterstützt von Diakon Christoph Glaser. Greier wies in seiner Festpredigt darauf hin, dass Ausländer, nämlich Iren, den christlichen Glauben nach Franken gebracht hätten. Joseph Haydns Messe erschließe sich einem, wenn man die 200 Kilometer von Bad Kissingen entfernten Schlachtfelder der Schlacht von Jena und Auerstedt im Jahre 1806 besucht und in den Museen der Umgebung das Elend der Bevölkerung, aber auch das der Soldaten der napoleonischen Feldzüge sieht. So verstehe man Haydns Friedenswunsch "Dona nobis pacem".