Die - etwas kleinere - zweite Hälfte der Kernzonen weist einen anderen Charakter auf. Sie wird oder wurde von Fichten dominiert. Diese Bäume wurden unter anderem am Farnsberg in den 1950er- und 1960er-Jahren gepflanzt. Heute gelten sie mit ihren flachen Wurzeln als anfällig für Windwurf und wenig widerstandsfähig gegen das sich verändernde Klima. Außerdem sind sie gefundenes Fressen für Schädlinge wie den Borkenkäfer.
Insbesondere die Bayerischen Staatsforsten haben in den vergangenen Jahren viele Fichten aus den Kernzonen entnommen, so auch am Farnsberg. Die Aktionen sorgten für Aufsehen, insbesondere wenn Harvester ihr Werk verrichteten. Auch waren viele Wanderwege derweil gesperrt.
Aber das Entfernen der Fichten soll dem verbleibenden Wald erst ermöglichen, durch Aussamen in einen naturnahen Zustand zurückzuwachsen. "Da ist der Grund für das Betretungsverbot weniger, dass die intakte Natur nicht gestört werden soll, sondern die Sicherheit", wirbt Tobias Gerlach um Verständnis.
Er schließt nicht aus, dass sehenswerte Orte durch Kernzonen nicht mehr zugänglich werden. Wie die mittelalterliche Burg Schildeck beim gleichnamigen Ort im Altlandkreis Brückenau. Alte Rückepfade der Waldarbeiter sind seit Ausweisung einer Kernzone zugewachsen, die Mauerreste zumindest im Sommer unerreichbar.
Doch die meisten Kernzonen im Landkreis Bad Kissingen bleiben über ausgewiesene Wege gut erreichbar, sagt Gerlach. So das Muschelkalkplateau des Ofenthaler Berges bei Hammelburg, wo ein lichter Wald sich mit Weinbergen verzahnt. Oder der Schwedenberg zwischen Elfershausen und Feuerthal, den ein magerer Kiefernwald prägt. Und schließlich die Wichtelhöhlen bei Bad Kissingen, die auch mitten in einer Kernzone liegen.
Für Klaus Spitzl, Geschäftsführer beim Verein Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön, sind die Kernzonen "Schaufenster der Natur". Auch er rät Besuchern, im Zweifelsfall auf den markierten Wanderwegen zu bleiben. Davon gebe es genug in der Rhön.
Spitzl muss es wissen, besteht doch eine Hauptaufgabe seines Vereins darin, solche Wege auszuweisen. 30 sogenannte Extratouren sind es inzwischen, neben dem Premium-Wanderweg "Hochrhöner", der von Bad Kissingen nach Bad Salzungen in Thüringen führt. Erst vor wenigen Monaten stieß der noch nicht offiziell eröffnete "Waldfensterer" mit seiner Wegführung über die Platzer Kuppe hinzu.
Sorge um einige Schutzgebiete
Spitzl treibt etwas die Sorge um, dass einige gut zugängliche Kernzonen im Sommer eine Art Overkill erleiden. Und zwar da, wenn wegen Corona viele Deutsche, besonders aus dem Rhein-Main-Gebiet, im Urlaub nicht ins Ausland fahren, sondern ihre Heimat und speziell die Rhön wiederentdecken.
Und die Langen Steine? Werden vom Ansturm wohl eher verschont und ein Kleinod bleiben, das Besucher von außen betrachten können. Wenn sie sich an die Spielregeln halten.