Erst am Sonntag, Mittwoch schon wieder: In der Rhönstraße, am Schubertsgarten und im Rasenweg läuft nach Gewittern Wasser in die Häuser.
Autofahren war am späten Sonntagnachmittag in der Wollbacher Rhönstraße ein echtes Abenteuer: "Angst hatte ich schon ein wenig", berichtet Jacqueline Keßler. Auf der Straße stand das Wasser, beim Fahren spritzte es mannshoch zu beiden Seiten. "Meine Schwester war Beifahrerin, deshalb war ich etwas beruhigt nicht alleine unterwegs zu sein." Als sie unterwegs waren, hatte es bereits die Kanaldeckel hochgehoben, aus der Tiefe sprudelte das Wasser nur so hervor: "Mir
blieb leider nichts anderes übrig, als drüber zu fahren", erzählt Jacqueline Keßler.
Überrascht wurden aber nicht nur Autofahrer: "Ich wollte nur kurz in den Keller und stand plötzlich im Wasser", erinnert sich Patrick Hartmann. Draußen auf der Straße hatte es da bereits die Gulli-Deckel abgehoben. Patrick Hartmann und Victoria Dreßler haben sich im April 2014 ein Haus in der Rhönstraße gekauft.
Und gestern kam der nächste Schock: Wieder Gullideckel raus und Wasser im Keller - "nicht ganz so schlimm wie Sonntag, aber dennoch unerfreulich", sagt Patrick Hartmann.
Wasser von beiden Seiten
Gegenüber hat es Marianne Rößer noch härter getroffen: Während vom Kanal Wasser in den Keller drückte, bildete sich hinter der Scheune ein Bach: "Das Wasser stand einen halben Meter hoch in der
Scheune", erzählt sie. Als sie das Tor öffnete, spülten die Fluten große Kübelpflanzen im Hof mit fort. "Die Gemeinde hat die Wassergräben oben am Brennofen nicht sauber gehalten", sieht Marianne Rößer die Verantwortung beim Markt Burkardroth. Deshalb hat sie in dieser Woche auch ihre Zustimmung zum geplanten Baugebiet "Am Brennofen" zurückgezogen: Sie befürchtet, dass es noch schlimmer wird, wenn dort Flächen versiegelt werden.
Während die Anwohner der Rhönstraße von den Überschwemmungen überrascht wurden, hat Margot Nöth im oberhalb gelegenen Rasenweg schon Routine im Beseitigen des Wassers aus dem Keller. "Wenn's normal regnet, passiert nichts, aber bei jedem größeren Schauer steht der Keller unter Wasser", erzählt die Wollbacherin, während sie die Reste aufwischt.
"Das Wasser ist nicht zu bremsen, da gibt es kein Halten", beschreibt sie die Ohnmacht, wenn das Wasser aus dem Ablauf vor dem Keller strömt.
Keller so gut wie nicht nutzbar
Mitte der 1990er Jahre haben die Nöths in den Rasenweg gebaut. Das komplette Haus ist unterkellert, aber: "Wir können hier nichts lagern, die Räume sind so gut wie nicht nutzbar." Lediglich Waschmaschine und Gefrierschrank stehen im
Keller, allerdings jeweils auf kleinen Podesten. Beim Gefrierschrank wurde es am Sonntag trotzdem eng: "Ich habe den Stecker gezogen und gehofft, dass nichts passiert", berichtet Margot Höhn. Obwohl das Wasser mehr als 20 Zentimeter hoch stieg, sprang der Gefrierschrank am nächsten Tag zum Glück gleich wieder an.
"Wir bauen demnächst eine neue Rückstauklappe ein", berichtet die Wollbacherin.
Das sei schon die dritte, allzu große Hoffnung hat Margot Nöth nicht. "Wir wissen einfach nicht, woher das Wasser kommt." Immerhin: Zunächst ströme immer erst klares Wasser in den Keller, später werde es zwar braun und trüb, aber: Fäkalien befinden sich nicht darin. Der Keller ist also immer schnell wieder zu reinigen, das Wasser fließe nach Ende der Regenfälle auch immer wieder über den Kanal ab.
"Da kamen 35 Liter in einer halben Stunde
runter", verweist der Burkardrother Bürgermeister Waldemar Bug auf die enormen Wassermengen. Trotzdem gesteht auch er ein: "Das lag nicht nur am Regenereignis." Neben der Planung der Gemeinde (siehe Titelseite) müssten aber auch andere Ursachen untersucht werden: "Die Regenfallrohre wurden früher oft nicht richtig angeschlossen", nennt er als Beispiel.
Leider sei bis vor einigen Jahren sogar gefordert worden, dass Drainagen ins Mischsystem entwässern: "Damals sagte man, dass die Kanäle durchgespült werden müssen, heute will man möglichst wenig Fremdwasser in den Kläranlagen", berichtet Bug.
Erhebliche Schäden auch in Gefäll
"Was mich überrascht hat, war, wie viel Wasser aus der Flur kam", berichtet Bug weiter.
Deshalb wolle er auch klären, ob es sich bei den Gräben am Brennofen um gemeindliche Grundstücke handelt. In der Gemeinde Burkardroth habe es heuer noch einen weiteren Starkregen gegeben: In Gefäll wurden Flurwege erheblich beschädigt, selbst Rohre mit 40 Zentimetern Durchmesser hätten das Wasser nicht gefasst. Deshalb werde bereits im Zuge von Flurbereinigungen versucht, Oberflächenwasser um die Orte zu leiten wie etwa in Stangenroth.
Bereits elektonisch erfasst
Vor drei Jahren sei das Kanalsystem der Gemeinde Burkardroth elektronisch erfasst worden: "Wir wissen jetzt, wo welcher Kanal mit welchem Durchmesser liegt." Im Gemeindegebiet gibt es die drei eigenen Kläranlagen Premich, Oehrberg und Katzenbach, zudem betreibt die Kommune zusammen mit Bad Bocklet die Kläranlage Großenbrach. "Wir haben an jedem Ortsteil entsprechende Rückhaltungen", berichtet Bug. Trotzdem gebe es neuralgische Punkte, neben Wollbach Frauenroth und Stralsbach: "Da gehen an manchen Punkten schon mal die Kanaldeckel hoch."