Reinhard Höhn ergänzt: "Über 70 Prozent der Bevölkerung im Landkreis Bad Kissingen über 60 Jahren sind Ein- oder Zwei-Personen-Haushalte. Das heißt, wenn da einer schwer krank wird, gibt es ein Problem. Sie laufen Gefahr, dass es am Ende des Lebens zu Schwierigkeiten kommt."
Altenheime sind keine Alternative
Es gebe zwar Altenheime, aber "wenn ich sterbend bin, haben die da keine Zeit für mich", sagt Höhn. Sie hätten zwar versucht, Personal zu qualifizieren, "aber wenn eine Person im Spätdienst ist, kann sie sich überlegen: Ich teile Essen aus oder setze mich zu dem Menschen ans Bett." Einen Teil decken die ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfer ab, aber bei weitem nicht alles.
"Das Altenheim ist ja der Platz, wo gestorben wird, dann braucht es da auch eine angemessene Struktur. Die muss auch personell stimmen", so Höhn. Außerdem sei die Versorgung und Ausstattung dort nicht auf Schwerstkranke spezialisiert. Und: Im Gegensatz zum Hospizplatz wäre der im Altenheim selbst zu zahlen.
Dramatisch bei jungen Schwerstkranken: nur Altenheim bleibt
Noch etwas dramatischer ist die Situation bei jüngeren Menschen. Höhn erzählt von einem 38-Jährigen mit Lungenkrebs, um den sich bisher die Ex-Frau kümmerte. "Ihm geht es jetzt schlechter.
Die Frau kam zu mir und hoffte, ich kann ihn auf eine Palliativstation bringen, aber das geht ja nur etwa zwei Wochen. Als ich ihr das erklärte und sagte, auch Hospizbetten seien sehr schwer zu bekommen, sagte sie zu mir, sie könne ihn doch jetzt nicht mit in ihre neue Familie nehmen."
In diesem Fall wäre dem Mann laut Höhn nur geblieben, in ein Altenpflegeheim zu gehen. "Und das ist ethisch ein riesiges Problem: Mit 38 in ein Altenpflegeheim zu gehen, für die letzten Wochen, Monate - weil wir keine Strukturen hier haben." Dieser Fall ging jedoch gut aus, weil die Mutter des Mannes aus Baden-Württemberg stammt und dort das Netz der Hospizversorgung sehr gut ist. "Bayern hat pro Kopf die wenigsten Hospizplätze", weiß Antje Rink.
Mit Anfang 50 im Altenpflegeheim: "total isoliert"
Und Rita Hillenbrand erzählt: "Wir haben aber einen Menschen in Begleitung, der ist schwerstkrank, Anfang 50 und in einem Altenpflegeheim. Er gehört da nicht hin, hat keine Ansprache da, kann mit den Angeboten nichts anfangen. Er ist da total isoliert und zahlt sogar Geld dafür."
Plakativ könne man laut Rink die Problematik so zusammenfassen: "Wenn man alt ist und Pflegebedarf hat, ist ein Pflegeheim da, wenn man jung ist und Pflegebedarf hat, ist es problematisch, und beides ist problematisch, wenn man sterbend ist."
Sprechstundenangebot
Welchen Amtsweg braucht es für ein Bett im Hospiz? Bei welchem Krankheitsstadium wird SAPV genehmigt? Auf diese und andere Fragen antwortet Reinhard Höhn an jedem letzten Montag des Monats ab 14 Uhr in seiner kostenfreien Sprechstunde in den Räumen des Hospizvereins (Kapellenweg 3, Bad Kissingen), Tel.: 0971/ 7858 856.