Am Montag wurde der neue Logistik-Standort der Kaiserdisplay GmbH offiziell in Betrieb genommen. Der Firma aus der Verpackungs- Branche hängt ein schlechter Ruf an. Zu Recht?
Am ersten Arbeitstag gibt es Käsekuchen. "Den hat meine Frau gebacken", verrät Hans Kaiser, der zusammen mit ihr - Mandy Golenz - die Kaiserdisplay GmbH führt. Rund 50 neue Mitarbeiter hat Kaiser in Bad Brückenau eingestellt. 14 davon arbeiten in Vollzeit, 16 in Teilzeit und 18 als Aushilfe. Sie verpacken Artikel von Clearasil, Veet oder Lacura. Im Akkord.
Eine von ihnen ist Alexandra Martin. Sie sitzt auf einem Stuhl und faltet.
Kleine Bögen aus Pappe wandern durch ihre flinken Hände. Und wenn sie mit ihnen fertig ist, fällt wieder eine Schachtel in den Karton zu ihren Füßen, der gefüllt werden will. Gefüllt mit Cremes, Puder oder Lippenstift. Je nachdem, was gerade ansteht. Denn was den Kunden aus jedem Supermarkt-Regal anlacht, hat oftmals eine Weltreise hinter sich.
Die letzte Station auf dieser Reise ist Bad Brückenau.
Ein Beispiel: Die Döschen, in die das Puder der Marke Lacura, Teint-Farbe hell, gefüllt wird, kommen aus Fernost. Natürlich leer. Und natürlich ohne Verpackung, denn die braucht Platz und Platz ist Geld auf den Container-Schiffen, die auf den Ozeanen der globalisierten Welt Produkte verschieben. Gefüllt wird das Döschen in Baden-Württemberg.
Die Schachteln, in denen das Puder verkauft wird, produziert eine Druckerei in Würzburg. Und dann kommt Alexandra Martin und stellt die Schachteln auf. Stück für Stück.
Chance für Langzeitarbeitslose Die Arbeit sieht stupide aus, langweilig. Aber der Job bedeutet ihr "viel", sagt Martin.
"Es ist überhaupt mal eine neue Chance in Bad Brückenau", sagt die 43-Jährige und fügt hinzu, was alle ohne Führerschein und Auto längst wissen. Dass man keinen Job kriegt, wenn man nicht mobil ist. Oder eben nur sehr schwer. "Wir haben die Leute aus der Arbeitslosigkeit geholt", sagt Kaiser. Bei der Auswahl der Mitarbeiter habe die Firma bewusst darauf geachtet, Ältere, alleinerziehende Mütter oder benachteiligten Menschen eine Chance zu geben.
Zum Beispiel Heike Holletzek aus Volkers.
Mit Gesten und einzelnen Worten verständigt sich die gehörlose Frau mit den anderen. Ursprünglich hatte Holletzek mal Näherin gelernt. Nach dem Umzug in die Rhön vor 15 Jahren und den beiden Kindern hatte sie es schwer, wieder in ihren Beruf zurück zu finden. Nun verdient sie sich bei Kaiserdisplay in Teilzeit etwas dazu.
In Bad Brückenau aber wird geredet.
Er werde auf der Straße angesprochen, warum er die Leute zu Dumping-Preisen einstelle, erzählt Kaiser. Viel verdienen seine Leute tatsächlich nicht. Kaiser zahlt sieben Euro pro Stunde - wenn der Akkord stimmt. "Das ist realistisch", sagt er und lobt die hohe Motivation der Brückenauer Teams. So arbeiten nicht alle Mitarbeiter. Denn dass geredet wird, hat auch mit dem Standort in Haiger zu tun.
Eine kurzfristige Entscheidung Dort betreibt die Partner-Firma Kaiserdisplay Copacking GbR seit 2011 einen Standort. Vorher war das Unternehmen zwei Jahre lang in Sinn tätig. Beide Orte liegen im Lahn-Dill-Kreis in Hessen. In Haiger habe man Verluste gemacht, berichtet Kaiser. Auch die Qualität habe nicht immer gestimmt, also überlegte die Geschäftsführung, die Verpackung von Kosmetik-Artikeln nach Bad
Brückenau zu verlagern.
Soweit der Plan. Durch mehrere unvorhersehbare Ereignisse entschied die Geschäftsführung anders. Nun wird in Haiger eine kleinere Halle gesucht, die Hauptproduktion soll in Bad Brückenau stattfinden. "Das ist nicht mein Stil, so zu arbeiten", entschuldigt sich Kaiser für den improvisierten Start.
Er habe aber kurzfristig eine Entscheidung treffen müssen.
Dass diese Entscheidung nun den Beginn in Bad Brückenau belastet, "das hat mich ziemlich getroffen", sagt Kaiser. Die Motivation der Mitarbeiter, die der Chef so lobt, ist jedenfalls in der Fertigungshalle spürbar. "Wir versuchen, den Leuten hier ein Stückchen Halt zu geben", sagt Kaiser.