Kabel sollen unter die Erde

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Nicht in die Röhre, sondern in die Pipeline schauten die Kühe rund um Zeitlofs, als dort im Jahr 2012 eine riesige Gas-Pipeline in Richtung Würzburg eingegraben wurde. Eine ähnliche Erdbewegung könnte bald anstehen, falls die Südlink-Trasse als Erdkabel quer durch den Landkreis geführt wird. Foto: Archiv/Ralf Ruppert
Nicht in die Röhre, sondern in die Pipeline schauten die Kühe rund um Zeitlofs, als dort im Jahr 2012 eine riesige Gas-Pipeline in Richtung Würzburg eingegraben wurde. Eine ähnliche Erdbewegung könnte bald anstehen, falls die Südlink-Trasse als Erdkabel quer durch den Landkreis geführt wird. Foto: Archiv/Ralf Ruppert

Das Bundes- Kabinett hat gestern beschlossen, dass die Gleichstromtrassen eingegraben werden sollen. Der Gesetzes-Entwurf stößt zwar auf Zustimmung in der Region. Trotzdem bleibt die Frage nach dem Wo...

Die Forderung "Erdkabel statt Monstertrassen" ist in einen Gesetzesentwurf gefasst: Das Bundeskabinett hat gestern die Änderungen bei der Energiewende durchgewunken, die der Koalitionsgipfel so bereits im Juli beschlossen hatte. Dazu gehören der Vorrang für Erdkabel und die Nutzung bestehender Masten für die Hochspannungs-Gleichstromtrassen "Südlink" und "Südost".
Während auf die Stromkunden höhere Kosten von bis zu acht Milliarden Euro zukommen, freuen sich Kommunalpolitiker und Trassengegner entlang der geplanten Leitung. Wo Menschen bis zu 400 Meter an der Trasse wohnen, sollen laut Gesetzentwurf Gleichstrom-Freileitungen auf alle Fälle verboten sein. Zudem gebe es einen Vorrang für Erdverkabelung, um die 75 Meter hohen Masten zu vermeiden. Masten könnten aber aufgestellt werden, wenn Erdkabel aus Naturschutzgründen nicht sinnvoll sind oder Kommunen das ablehnen.


"Unterirdisch ist gut"

"Unterirdisch ist auf jeden Fall gut, aber wir müssen jetzt erst einmal schauen, wo die Trasse überhaupt hin soll", fasst Reiner Morshäuser von der Bürgerinitiative "Ortsteile Schondra gegen Südlink" die Meinung der Gegner zum Gesetz-Entwurf zusammen. "Wir können nichts mehr dagegen tun, dass die Trasse kommt, aber wir haben immerhin drei Leitungen verhindert", blickt er auf den bisherigen Kampf gegen die Monstertrassen durch die Rhön zurück.
Wichtig sei ihm, dass im Gesetz auf besonders schützenswerte Bereiche hingewiesen wird. Dadurch erhoffen sich Morshäuser und seine Mitstreiter, dass das Biosphärenreservat Rhön komplett verschont bleibt. Bei der Festlegung der neuen Trasse wünscht sich der Vorsitzende der Schondraer Initiative einen "offenen und ehrlichen Umgang miteinander".
Was das Bundes-Kabinett genau beschlossen hat, wusste Landrat Thomas Bold (CSU) gestern noch nicht. "Aber ich vermute, dass das weitgehend deckungsgleich mit dem ist, was wir im Hamelner Kreis beschlossen haben." Der Zusammenschluss aus Landkreisen entlang der Trasse hatte vor einigen Wochen einen eigenen Gesetz-Entwurf ausgearbeitet. In der kommenden Woche gebe es weitere Beratungen, ob die Vorschläge in der Vorlage der Bundesregierung enthalten sind. Neben dem Vorrang der Erdverkabelung hatte der Landkreis Bad Kissingen dort auch die Ausnahme für schützenswerte Regionen eingebracht.


"Wichtiges Ziel erreicht"

"Der Vorrang der Erdverkabelung war eine zentrale Forderung, wir haben ein wichtiges Ziel erreicht", sagte Bold. Bereits die Entlastung des Knotens Grafenrheinfeld sei ein Erfolg gewesen. Trotzdem stehe dem Landkreis natürlich noch einiges an Arbeit bevor. "Es ist noch nicht klar, wo die Trasse hinkommt, das muss nun ein neues Verfahren zeigen." Der Bad Kissinger Landrat hofft auf eine komplett neue großräumige Untersuchung, und: "Bei uns in der Region muss komplett neu gedacht werden. Es ist ein Unterschied, ob ich eine Freileitung plane oder ein Erdkabel will."
Positiv auf den Kabinettsbeschluss reagierte auch der Netzbetreiber Tennet: "Wir begrüßen den Vorrang für Erdkabel bei Gleichstrom-Projekten. Das ist eine Chance für mehr Akzeptanz des notwendigen Netzausbaus, die wir nutzen möchten", erklärte Lex Hartman, Mitglied der Tennet-Geschäftsführung.
Zur Neuplanung der Gleichstrom-Verbindung Südlink sagte Hartman: "Wir brauchen eine Energiewendebeschleunigung, also mehr Tempo bei Planung und Genehmigung." Wenige Ausnahmen von der Gleichstrom-Vollverkabelung, ein kleinerer Untersuchungsraum für mögliche Trassenkorridore und weniger zu prüfende Alternativen für Trassenkorridore seien nötig, denn: "Jedes Jahr, das Südlink später kommt, bedeutet eine größere Belastung für das Stromnetz."
Was beim Höchstspannungsnetz gefordert wird, setzt die Bayernwerk AG in ihrem Mittelspannungsnetz bereits nach und nach um: Auf Nachfrage kündigte das Unternehmen an, dass im kommenden Jahr eine 4,5 Kilometer lange Freileitung von Untergeiersnest bis zur Heckmühle unter die Erde kommt. Die Planung sei abgeschlossen, das Projekt im Neuwirtshäuser Forst ist mit 300 000 Euro veranschlagt.