In Bad Kissingen Erfahrungen in der Pfarrei sammeln

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Sein Lächeln nimmt jeden gleich gefangen: Kaplan Sylvester Ajunwa (44) Foto: Sigismund von Dobschütz
Sein Lächeln nimmt jeden gleich gefangen: Kaplan Sylvester Ajunwa (44)  Foto: Sigismund von Dobschütz

Sylvester Ajunwa (44) kommt aus Nigeria, er studiert in Würzburg, wartet derzeit auf seine Habilitation und widmet sich als Kaplan in Bad Kissingen der praktischen Arbeit in einer Pfarrei.

Seit 2007 ist Sylvester Ajunwa (44) in Deutschland. Seit zwei Monaten ist er als Kaplan in der Kissinger Herz-Jesu-Pfarrgemeinde tätig. Im Oktober hat er seine Dissertation an der Universität Würzburg abgegeben und wartet jetzt auf die mündliche Prüfung. Dann wird er sich mit Leib und Seele der Kirchengemeinde widmen können. "Priester ist meine Berufung", sagt der gebürtige Nigerianer.
Priester.
Nichts anderes wollte er schon als Zehnjähriger werden, als er noch in seinem 3000 Einwohner zählenden Dorf im Osten Nigerias täglich in die Kirche ging. "Der Kirchgang war für uns Pflicht", sagt er 34 Jahre später zurückblickend. Ajunwa wuchs als jüngstes von zehn Kindern in bescheidenen Verhältnissen auf. Die Mutter hatte einen kleinen Laden. Der Vater war Dorflehrer, unterrichte sämtliche Fächer, also auch Religion, und arbeitete zusätzlich in der Kirche.

Gymnasium und Kirche

Nach der Grundschule kam Ajunwa die nächsten fünf Jahre an ein kirchliches Gymnasium, dessen Schüler, ähnlich wie in einem Priesterseminar, gezielt auf den Beruf des Geistlichen vorbereitet wurden. Nach dem Abschluss arbeitete der damals 15-Jährige ein Jahr lang in der heimatlichen Kirchengemeinde, bis er an einer kirchlichen Universität Philosophie studieren durfte. Nach seinem Bachelor-Abschluss wechselte er zum Theologie-Studium, das er nach weiteren vier Jahren ebenfalls mit dem Bachelor abschloss.
Schon vor diesem zweiten Hochschulabschluss erhielt er im Jahr 1997 die Priesterweihe. Anschließend setzte der Bischof den jungen Priester sechs Jahre lang als Missionar in der Diözese ein. Später baute Ajunwa in seiner Heimatregion eine eigene Gemeinde auf. Mit diesem Einsatz überzeugte er seinen Bischof, für Höheres geeignet zu sein. Dieser kümmerte sich um ein Stipendium, das den Priester "zur Vertiefung meiner theologischen Studien" an die Universität Würzburg führte.

Erst mal Deutsch lernen

In Unterfranken musste der Mann aus Nigeria erst einmal Deutsch lernen, um an der Uni mit seiner Dissertation beginnen zu können. Später ließ er sich in einer Kirchengemeinde zu Hilfsdiensten einsetzen, um sich mit der praktischen Kirchenarbeit in Deutschland vertraut zu machen. Sechs Jahre sind inzwischen seit der Ankunft in Deutschland vergangen und Ajunwa hofft, bis Jahresende seinen Dr. theol. zu haben.
Jetzt will er sich als Kaplan der praktischen Priesterarbeit in Bad Kissingen widmen, seiner ersten offiziellen Amtstätigkeit. Dekan Thomas Keßler setzt ihn in Gottesdiensten, bei Trauungen und Beerdigungen, vor allem aber in der Jugendarbeit ein. "Ich bin Ansprechpartner für die Ministranten", sagt er über sein jüngstes Aufgabengebiet. Ihm gefällt es gut in Bad Kissingen, er komme gut mit den Menschen aus, versichert er.
Fremdenfeindlichkeit sei ihm in Deutschland nicht begegnet. Vor Jahren habe mal jemand ihm die Hand nicht geben wollen. Das habe ihn für einen Augenblick irritiert, aber nicht erschreckt. "Das kann umgekehrt bei uns in Nigeria auch passieren." Er hat diese einmalige Erfahrung als "verständlichen Kulturschock" abgehakt. Nein, Fremdenfeindlichkeit ist für ihn kein Thema. Sylvester Ajunwa aus Nigeria hat in allen Jahren nur gute Erfahrungen mit Deutschen gemacht.