Mehr Kunden und mehr Gäste kann Hammelburg nur bekommen, wenn es sich auf seinen Kern konzentriert. So sehen es Experten - und machen auch mal einen gewagten Vorschlag.
Der Charakter der Altstadt verdient nach Ansicht von Hartmut Holl mehr Beachtung. Für Holl, Inhaber des gleichnamigen Büros für Städtebau und Architektur, macht ihn vor allem der Maximiliansstil aus. "Nach dem Brand von 1854 sind viele Häuser in diesem Stil schnell aufgebaut worden", erklärte Holl.
Zusammen mit Jan Vorholt von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung stellte er in einer speziellen Bürgerversammlung das Integrierte
Städtebauliche Entwicklungskonzept vor.
"Die Innenstadt hat einen relativ hohen Anteil an Fachgeschäften. Das ist ein Pfund mit dem man wuchern kann", sagte Vorholt. Um den Einzelhandel zu schützen, sollte außerhalb "des zentralen Versorgungsbereichs", zu dem die Altstadt mit Fachmarktzentrum an der Kissinger Straße gehört, keine innenstadtschädliche Ansiedlung zugelassen werden.
Die Verantwortung dafür liegt bei der Politik, wie Vorholt auf eine Frage von Sebastian Hose (Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing) antwortete.
Thomas Lange vom Weingut Schloss Saaleck unterstützte die Idee, die Tourist-Info mit erweiterten Öffnungszeiten an den Marktplatz zu holen. Das würde aber eine bessere personelle Ausstattung nach sich ziehen.
Denn Lange urteilte: "Die Tourist-Info ist überlastet."
Ihre Wirkung als Besuchermagnet kann die Altstadt nur erfüllen, wenn sie in ihrer Gestalt bestehen bleibt, sind die Experten überzeugt. "Es muss ein Bewusstsein dafür geben, dass stadtbildprägende Gebäude erhalten werden müssen", erklärte Holl. Der Schutzgedanke geht über einzelne Gebäude hinaus. Auch die Block- und Parzellenstruktur müsse bewahrt werden.
Damit verbietet es sich, Grundstücke zusammenzulegen.
Die eigentliche "Schokoladenseite" ist für Holl der westliche Stadteingang mit dem Kellereischloss, der eine Achse mit dem Schloss Saaleck bildet. Holl: "Heute ist es aber eher der Hinterhof." Er empfiehlt daher die Gestaltung eines "Saaleparks" und die Verlegung des Wohnmobilstellplatzes.
Zudem sollte die Polizei den Westflügel des Kellereischlosses verlassen, um das Gebäude zum Beispiel als Galerie zu nutzen.
Die Immobilienverwaltung des Freistaats sieht es aber anders, wie Holl einräumte. Und für die Polizei selbst könnte die Lage nicht günstiger sein. Sie ist einerseits gut zu erreichen, andererseits kommen die Polizeiautos über die Weihertorstraße schnell aus der Stadt heraus.