Idee zur Städtepartnerschaft kam von Brüdern

2 Min
Der Bad Kissinger Oberbürgermeister Hans Weiß (links) und sein Eisenstädter Amtskollege Kurt Korbatits unterzeichneten 1978 die Urkunden.
Der Bad Kissinger Oberbürgermeister Hans Weiß (links) und sein Eisenstädter Amtskollege Kurt Korbatits unterzeichneten 1978 die Urkunden.
 
 
 
 
Auf die gute Freundschaft mit den Partnerstädten: (von links) Peter Weidisch, Michael Guibout (Vernon), OB Kay Blankenburg, Franco Tortorella (Massa), Norbert Mühlgassner (Eisenstadt), Frank Oette (Kurdirektor) und Dieter Försch (Partnerschaftskomitee). Foto: Paul Ziegler
Auf die gute Freundschaft mit den Partnerstädten: (von links) Peter Weidisch, Michael Guibout (Vernon), OB Kay Blankenburg, Franco Tortorella (Massa), Norbert Mühlgassner (Eisenstadt), Frank Oette (Kurdirektor) und Dieter Försch (Partnerschaftskomitee).  Foto: Paul Ziegler
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Fritz und Franz Kohlmann leiteten die Verbindung zwischen Bad Kissingen und dem österreichischen Eisenstadt ein. Die historische Verbindung der beiden Orte reicht bis ins Dritte Reich zurück.

Unter den drei Städte-Partnerschaften mit Vernon (Frankreich), Massa (Italien) und Eisenstadt (Österreich) ist die Beziehung ins Burgenland zwar die jüngste, aber auch die aktivste. Nicht nur wegen der geringsten Entfernung (rund 690 Kilometer), sondern auch wegen der gleichen Sprache gibt es einen regen Austausch. Fränkischer Weiß- und burgenländischer Rotwein, Kreuzberg-Bier und pannonische Spezialitäten machen die gegenseitigen Besuche zu geselligen
Runden. "Es sind intensive Freundschaften entstanden", bestätigt Dietrich Försch, Präsident des Bad Kissinger Partnerschaftskomitees.

Krad-Einheit wurde 1938 verlegt

"Städtepartnerschaften bringen die Menschen einander näher. Dagegen geht die Globalisierung am Menschen vorbei", lautet Förschs Credo. Wie bereits die Partnerschaft mit dem italienischen Massa im Jahr 1960 ging die Verbindung mit Eisenstadt auf eine verwandtschaftliche Beziehung zurück, die in der Geschichte wurzelt: 1938 wurde das Kradschützen-Bataillon 2 von Bad Kissingen nach Eisenstadt verlegt. Der Einheit gehörten die Brüder Fritz und Franz Kohlmann aus Guntersblum bei Mainz an. Fritz heiratete eine Eisenstädterin, Franz eine Bad Kissingerin.

Der verstorbene ehemalige Chefredakteur der Saale-Zeitung, Ulrich Lutz, würdigte Fritz Kohlmann 2006 in einem Nachruf: "In seinem Haus in der Elek-Eiweck-Straße mit Blick über die Stadt und die pannonische Ebene verfolgte er den Lauf der Dinge, nicht immer glücklich darüber, aber von Herzen engagiert und in dem befriedigenden Bewusstsein, manchen Grundstein mit einzementiert zu haben, auf dem spätere Generationen aufbauten und noch aufbauen werden." Der Wahl-Eisenstädter habe das öffentliche Leben im Burgenland mitgeprägt. "Menschen mit solcher Geradlinigkeit im Tun und Reden und mit der Bereitschaft, das auch aus dem Hintergrund zu tun, weil nur das Ergebnis zählt, sind rar gesät."

Der ehemalige Kradschützen-Oberfeldwebel habe aus seinem Faible für soldatische Tugenden nie einen Hehl gemacht. 1940 heiratete er die Eisenstädterin Gertrud Blaszó und übernahm nach dem Krieg das Café der Schwiegereltern. Fritz Kohlmann ließ sich viel Zeit, ehe er seinen deutschen gegen einen österreichischen Pass eintauschte. "Er war zwar mit Leib und Seele Eisenstädter, aber sein Puls schlug auch bis zuletzt für seine rheinpfälzische Heimat", heißt es im Nachruf. Er war im Sportverein aktiv , gründete 1964 den Eisenstädter Ausstellungsvereins mit, der die "Burgenländische Weinwoche" - heute: "Fest der 1000 Weine" - im Park von Schloss Esterhazy organisierte. Später wurde er sogar Fremdenverkehrsdirektor.

Am 26. August 1978 besiegelt

Zum einen die Besuche bei seinem Bruder Franz in Bad Kissingen, zum anderen das Interesse des Bad Kissinger Oberbürgermeisters Hans Weiß an der Geschichte der Kradschützen ebnete den Weg für eine Städtepartnerschaft. Am 9. Oktober 1975 unterschrieben Weiß und der Eisenstädter Bürgermeister Hans Tinhof die erste Urkunde, offiziell besiegelt wurde die Partnerschaft jedoch erst am 26. August 1978.

"Kissingen hätte keinen Eisenstädter Platz, hätte der Fritz, wie ihn viele persönliche Freunde nannten, nicht den Grundstock dafür gelegt", würdigt Ulrich Lutz die Verdienste des Rheinpfälzers um Eisenstadt und die Partnerschaft zu Bad Kissingen. Und:  "Viele Kissinger hätten nicht jenen malerischen Zipfel der pannonischen Tiefebene entdeckt, der zu einer festen Urlaubs- und Freundschaftsadresse geworden ist."

Eisenstadt Die Freistadt Eisenstadt (ungarisch: Kismarton (Klein-Martin), kroatisch: Željezno) ist die Landeshauptstadt des Bundeslandes Burgenland in Österreich. Eisenstadt liegt am Fuße des Leithagebirges und hat gut 13.100 Einwohner. Damit steht Eisenstadt auf Platz 43 in der Rangliste der österreichischen Städte nach Einwohnerzahl und ist die kleinste Landeshauptstadt in Österreich. Die Stadt liegt 50 Kilometer südlich von Wien und 15 Kilometer vom Neusiedler See entfernt.

Massa und Vernon Bereits seit 1960 sind das italienische Massa und das französische Vernon Partnerstädte von Bad Kissingen. Massa hat 68.000 Einwohner und liegt im Nordwesten der Toskana. Die 822 erstmals urkundlich erwähnte Stadt reicht vom Mittelmeer bis auf 2000 Meter Höhe in die Apulischen Alpen. Vernon liegt zwischen Paris und Rouen an der Seine und wird als "Tor zur Normandie" bezeichnet. Vernon hat mit rund 25.000 Einwohnern eine ähnliche Größe wie Bad Kissingen.