Bei Kleinbrach haben vermutlich Hunde zwei Vögel gerissen. Wenn die Halter gefunden werden, drohen Bußgeld und Leinenpflicht.
Peter Pörtner aus Kleinbrach war lange bei der Sicherheitswacht, hat schon manches Herrchen auf Hundehaufen angesprochen und viele Sachbeschädigungen gesehen. Bei seinem jüngsten Fund verschlug es nun jedoch auch dem 69-Jährigen die Sprache: "Der Schwan wurde völlig zerfetzt und aufgebrochen", sagt er und betrachtet kopfschüttelnd die Überreste.
Frei laufende Hunde im Verdacht Die Kampfspuren auf der Wiese neben der Saale nehmen in etwa den Platz von zwei Parkplätzen ein: Federn und Blutspuren färben das Gras, am Ende der Spur liegt ein ausgewachsener Schwan mit blutigen Federn, ein Bein fehlt, unterm Brustkorb klafft ein großes Loch. "Das waren frei laufende Hunde", ist sich Jagdpächter und Tierarzt Dr. Helmut Fischer auf Anhieb sicher. Er vermutet, dass der Schwan am Vorabend gerissen wurde und Füchse dann über Nacht den Kadaver aufgebrochen haben.
Auch Pörtner, der täglich an der Stelle spazieren geht, ist sich sicher, dass es frei laufende Hunde waren: "Hier lässt ja jeder seine Hunde rumspringen", berichtet er. Vor kurzem habe er erst einen Hundehalter angesprochen: Der Mann übte auf dem benachbarten Sportgelände Golf-Abschläge und ließ seine Hunde im Sandhaufen des Kinder-Spielplatzes spielen. "Die haben da rein gemacht, und ihn hat das gar nicht gestört."
"Das ist bereits der zweite Schwan innerhalb einer Woche", berichtet Jagdpächter Helmut Fischer. "Der andere lag nur 80 Meter weiter oberhalb", deutet er auf den Ortseingang von Kleinbrach. Jetzt wurde ein erwachsenes Tier gerissen, in der vergangenen Woche ein Jungtier. Insgesamt vier Schwäne tummelten sich bei Kleinbrach, ließen sich von Passanten füttern. Tierarzt Fischer befürchtet, dass die verbliebenen beiden Tiere nun auch in Gefahr sind: "Die Frage ist jetzt, ob's bei den beiden bleibt."
"Wenn ich zulasse, dass mein Hund ein Tier reißt, ist das ein Verstoß gegen das Tierschutz-Gesetz", stellt Tim Eichenberg die rechtliche Grundlage klar. Eichenberg (32) ist Jurist und leitet die Abteilung "Sicherheit und Ordnung" im Bad Kissinger Landratsamt. In seinen Zuständigkeitsbereich fällt auch das Veterinäramt. Was wäre, wenn sich der Verdacht bestätigt? "Wenn sich zeigt, dass ein Hund eine solche Veranlagung hat und der Halter das nicht im Griff hat, dann könnte das mit einem Bußgeld geahndet werden."
Kommunen erlassen Leinenpflicht Laut Eichenberg hat der Fall noch einen anderen Aspekt: "Der Schwan ist ein jagdbares Tier." Sprich: Jäger dürften Schwäne jetzt im November durchaus abschießen. "Somit hat der jeweilige Jagdpächter dadurch einen Schaden", verweist Eichenberg auf eine mögliche Schadensersatz-Forderung. "Die Gemeinde ist örtliche Sicherheitsbehörde", erläutert der Jurist weiter. Unter anderem könne eine Leinenpflicht angeordnet werden. Allerdings stellt Eichenberg als Vorgesetzter des Veterinäramtes auch klar: "Wir können natürlich nicht verlangen, dass Hunde permanent an der Leine zu halten sind."
Die Stadt Bad Kissingen hat eine so genannte Hundehaltungsverordnung. Darin ist zwar festgelegt, dass große Hunde ab 50 Zentimeter Schulterhöhe und Kampfhunde in öffentlichen Anlagen und auf öffentlichen Wegen angeleint sein müssen, allerdings gibt es eine Ausnahme: "Großen Hunden darf freier Auslauf außerhalb des bebauten Bereichs gewährt werden", fasst Sprecher Thomas Hack die Befreiung zusammen. Sprich: Unterhalb von Kleinbrach dürfen Hunde durchaus frei laufen - solange sie keine Schwäne töten.
Thema beschäftigt Gemeinderat Frei laufende Hunde ärgern auch den Bad Bockleter Bürgermeister Wolfgang Back (CSU): "Auch bei uns gibt es unvernünftige Hundehalter", sagt er. In und rund um Bad Bocklet selbst sowie in sensiblen Bereichen wie Spielplätzen und Friedhöfen gebe es bereits die Leinenpflicht. Am kommenden Dienstag beschäftigt sich der Marktgemeinderat mit einer Verschärfung: "Wir wollen das auch auf andere Ortsteile übertragen", will Back die Regelung ausweiten.
Es ist ja unglaublich, mit welcher Leichtfertigkeit und Verantwortungslosigkeit manche Hundehalter ihre Tiere gewähren lassen. Die Tiere selbst können ja noch nicht einmal etwas dazu, wenn sie in Fußgängerzonen, auf Rasenflächen, auf Kinderspielplätzen und überall, wo Menschen sich sauberen Fußes bewegen wollen, von ihren Herrchen (oder Frauchen) unbeachtet, ihre Notdurft verrichten.
Liebe Hundehalter: Nehmt doch endlich mal Vernunft an und sammelt den Dreck auf, den Euer doch so heißgeliebter Vierbeiner so instinktiv wie unbekümmert fallen läßt. Tragt endlich mal Verantwortung anderen Menschen und vor allem Kindern gegenüber. Und eines ist ja wohl klar: Kinderspielplätze sind für Euere Lieblinge absolut tabu !!!
Habt Ihr auch schon mal daran gedacht, dass auf Rasenplätzen auch mal Kinder spielen könnten?
Um solche Ereignisse, wie in dem Artikel beschrieben, künftig vermindern zu können, ist m.E. der Gesetzgeber gefragt: Die Einführung eines Hundeführerscheins ist längst überfällig. Um diesen zu erlangen, muss der Hundehalter eine Prüfung ablegen, die zeigt, wie er seinen Hund im Griff hat. Desweiteren sollte man überlegen, wie man einen Hund kennzeichnen kann, damit ein Außenstehender jederzeit den Hundehalter identifizieren und ggf. zur Anzeige bringen kann. Die Hundesteuermarke ist m.E. nicht ausreichend, denn dazu müsste man den näheren Kontakt zu dem Tier suchen.
Auf jeden Fall ist klar: Die Verantwortungslosigkeit mancher Hundebesitzer kann man nur mit solchen Massnahmen und ggf. mit empfindlichen und hohen Geldbußen in den Griff bekommen.