Der alte Luitpoldsprudel ist ein Denkmal ersten Ranges mit Museumsqualität. Ein Spaziergang oder eine Radtour zu der Bad Kissinger Heilquelle lohnt sich immer.
Eines kann Reinhold Pfülb nicht verstehen. Es gibt noch immer viele Einheimische, die noch nie am alten Luitpoldsprudel waren. Dabei handelt es sich bei der zwischen Klein- und Großenbrach gelegenen Brunnenanlage um ein technisches Denkmal ersten Ranges. Trifft hier doch Technik aus der Gründerzeit auf modernste Elektronik. "Wenn Kissinger bei Führungen dabei sind, äußern sie sich überrascht, was man hier alles sehen kann", sagt Pfülb.
Reinhold Pfülb ist Heilquellenschutz-Beauftragter bei der Staatsbad GmbH. Er kennt die Quellen und damit auch den Luitpoldsprudel inn- und auswendig. Während er die Gittertüre aufschließt, die ins Herz der historischen Anlage führt, erzählt er, dass der Bohrturm mit den Pumpanlagen und dem nachempfundenen Schacht gar nicht mehr über der Quelle steht. Als der Brunnen überbohrt werden musste, wurden die historischen Anlagen abgebaut um 20 Meter weiter komplett und originalgetreu wieder errichtet.
Normalerweise sind die Gittertüren geschlossen, aber auch durch die Maschen sieht man die historischen Anlagen, sieht die über 100 Jahre alte Technik. Und die war wohl gar nicht schlecht, denn bis zur Überbohrung hat das von der Saale angetriebene Pumpwerk klaglos seinen Dienst getan.
Nach Neubohrung und Versetzung der alten Anlage wurde der Brunnenschacht mit einem Häuschen überbaut, das, mit Brettern verblendet an eine Hütte erinnert. Diese Hütte ist außerhalb von Führungen hermetisch verschlossen. Sie birgt modernste Pumpen- und Computertechnik.
Überwachung per Computer Als Pfülb die Türe der Hütte öffnet, springt sofort ein Gebläse an. In der Brunnenstube kann sich gefährliches Kohlendioxid bilden. Doch ein grünes Licht leuchtet auf, die Luft ist rein. Gleich hinter der Türe befindet sich ein Monitor der Heilquellen-Überwachungsanlage. Hier können die Techniker der Staatsbad GmbH alle aktuellen Daten sämtlicher Heilquellen abrufen. Angefangen von der Schüttung bis hin zur Temperatur. Die Zentrale befindet sich im Regentenbau. Auch von dort aus lässt sich alles überwachen.
Bevor Reinhold Pfülb hinunter zur Pumpe steigt, piepst sein Handy. Die Überwachungsanlage hat schon gemeldet, dass jemand die Betriebsräume betreten hat.
Inzwischen ist ein Reisebus aus Hessen eingetroffen. Der Busfahrer war der Meinung, dass der Luitoldsprudel unbedingt sehenswert sei. Die Gäste betreten den kleinen Museumsraum neben der historischen Maschinenhalle. Bbeim Öffnen der Tür springt automatisch ein Probier-Brunnen an. Erste Frage einer Bustouristin: "Wofür ist die Heilquelle gut?" Die Infotafeln geben Auskunft.
Besichtigungen des Luitpoldsprudels für Gruppen und Schulklassen lassen sich unter der Telefonnummer der Staatsbad GmbH (80480) vereinbaren. "Der Luitpoldsprudel ist nicht die wichtigste Heilquelle Bad Kissingens aber das interessanteste Brunnenensemble", versichert Reinhold Pfülb. Und dessen Besichtigung macht auch ganz spontan und ohne Führung Spaß.
Aus der Geschichte des Luitpoldsprudels Gasaustritt Bereits um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatten kohlensaure Gasaustritte auf dem Gelände zwischen Klein- und Großenbrach nahegelegt, dass dort die Bohrung nach einer Heilquelle gute Chancen hätte. Erbohrt wurde der "Neue Sprudel", wie er zunächst hieß, von 1906 bis 1908. Benannt wurde er schließlich nach Bayerns Prinzregent Luitpold.
Vielseitig Der Luitpoldsprudel ist die einzige Bad Kissinger Heilquelle, die sich sowohl zur Trink- als auch zur Badekur eignet. Eingesetzt wurde und wird er bei Herz- und Gefäßleiden, bei rheumatischen Erkrankungen, bei Blutarmut und Magen-Darm-Krankheiten.
Sanierung Als der Luitpoldsprudel sanierungsbedürftig geworden war, wurde 1985 jenseites der Saale ein " Luitpoldsprudel neu" genannter Brunnen erbohrt. Dieser ist aber wegen seines hohen Arsengehalts nur noch zum Baden geeignet. Deshalb wurde der Luitpoldsprudel alt in den 1990er Jahren doch noch umfangreich saniert. Dabei wurde das über dem Brunnen stehende Gebäude versetzt, so dass es heute neben dem eigentlichen Bohrloch steht.