Bei einer Ernstfallübung am Spielcasino in Bad Kissingen wurde die Rettung Eingeschlossener und Verletzter geübt. Gerade während der Bauzeit am Luitpoldbad muss man bei einem Unfall mit eingeschränkten Raumverhältnissen rechnen. Außerdem musste sich ein junger Zugführer bewähren ...
"Brand im Verwaltungstrakt der Spielbank, Mitarbeiter im Obergeschoss vom Feuer eingeschlossen!" - Der Alarm kam am Donnerstag um 20 Uhr. Die Bad Kissinger Feuerwehr rückte binnen zehn Minuten mit zwei Löschzügen an, jeweils mit einem Löschgruppen- und einem Tanklöschfahrzeug, einer Drehleiter- und einem Führungsfahrzeug. Zum Glück war es diesmal nur eine Übung.
Alle wussten Bescheid, sogar die Spielbank-Besucher waren informiert.
Es war nicht einmal eine richtige Einsatzübung. "Wichtig sind für uns heute nur die technischen Abläufe", dämpfte Stadtbrandinspektor Harald Albert gleich zu Beginn die potenzielle Sensationsgier. Außerdem musste ein junger Mann aus seiner Truppe, der gerade an der Feuerwehrschule in Würzburg die Prüfung zum Zugführer bestanden hatte, sich erstmals als Einsatzleiter
bewähren.
50 Floriansjünger im Einsatz Kritisch beobachtete Harald Albert deshalb alle Abläufe und Befehle zwischen den etwa 50 Feuerwehrleuten. Viele junge, aber auch langjährig erfahrene Kräfte arbeiten Hand in Hand. Diese Übung war notwendig geworden, da während der Baumaßnahmen im Luitpoldbad der Verwaltungstrakt der Spielbank (Obergeschoss des flussseitigen
Gebäudeflügels) sowie der Automatensaal (Erdgeschoss) vom zentralen Treppenhaus des Seitenflügels abgetrennt werden. Damit fällt ein rückwärtiger Fluchtweg weg. Im Falle eines Feuers bliebe den Mitarbeitern im Obergeschoss nur der Weg über das vordere Treppenhaus.
Einsatz mit Leitern üben "Falls dieser Weg aber versperrt ist, müssen die Eingeschlossenen mit Leitern von außen durch
die Fenster gerettet werden", erklärte Albert. "Das muss geübt sein." Einige rußgeschwärzte Leichtverletzte, gespielt von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr und altgedienten Freunden der Feuerwehr, hielten sich deshalb im Obergeschoss des Gebäudes auf. Hilferufe hallten in den Innenhof. Junge Feuerwehrfrauen versuchten die Eingeschlossen von unten zu beruhigen, während Männer mit der Leiter kamen.
Die andere Leiter
ist besser "Nicht die Schiebleiter", kritisierte der Stadtbrandinspektor, "ihr müsst die Steckleiter nehmen." Die Schiebleiter ist sechs Meter länger und deshalb viel schwerer zu transportieren. Die Steckleiter reichte in diesem Fall völlig aus. Die Hilferufe wurden indes lauter, Verzweiflung wurde bei den Opfern hörbar. Nach unendlich scheinender Wartezeit holte ein junger Retter den ersten Verletzten aus der Küche und kletterte mit ihm hinab.
Plötzlich hörte man im Innenhof Schreie aus dem Fenster des benachbarten Umkleideraumes. Eine Rettung über die Leiter ist hier unmöglich: Große Baucontainer versperrten den Helfern den Weg, zudem sind die Fenster nicht zu öffnen. Die Feuerwehrleute drangen über das vordere Treppenhaus ins Gebäude ein und wollten den Verletzten über diese Treppe ins Freie holen.
"Geht nicht mehr", sagte der Übungsleiter, "das Treppenhaus brennt." Drei Löschtrupps, ausgerüstet mit Atemschutzgeräten und schwerem Werkzeug, waren inzwischen mit der nur vorgetäuschten Brandbekämpfung beschäftigt. Deshalb wurde das inzwischen bewusstlose Opfer in den Aufenthaltsraum auf der anderen Gebäudeseite gebracht, wo schon eine Ohnmächtige am Boden lag. Andere Retter bemühten sich bereits um sie.
Beide Opfer sollten vom Saale-Ufer aus über eine Drehleiter mit einer Tage am Rettungskorb ins Freie geholt werden.
Stramme Zeitvorgaben Wieder verstrich eine lange Zeit. "Innerhalb von 15 Minuten müssen alle gerettet sein", hatte sich Übungsleiter Harald Albert vorgenommen. Das hätte um 20.30 Uhr sein sollen. Als endlich der Letzte gerettet war, war es kurz nach 21 Uhr.
Auch die gespielte Brandbekämpfung ohne Löschwassereinsatz ging schließlich zu Ende. Die Schläuche wurden wieder eingerollt, um 21.30 Uhr kamen beide Mannschaften zur Manöverkritik im Hof zusammen.
Manöverkritik "Der Löschangriff war zu langsam", gestand der junge Zugführer selbstkritisch.
"Mein Befehl kam viel zu spät." Er hatte sich zunächst beim Erkundungsgang überzeugt, dass keine Personen akut in Gefahr waren. Außerdem machte ihm, das wurde ihm aber erst später klar, der gefahrlose Übungscharakter zu schaffen. "Kein Feuer, kein Rauch, keine Gefahr, das verleitet dazu, langsamer zu arbeiten", gab der Einsatzleiter zu. Erst jetzt nannte er seinen Namen: Marco Albert (24), Sohn des Stadtbrandinspektors von Bad Kissingen.