Heiliger Martin: leuchtendes Vorbild fürs Teilen

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Überall im Landkreis wird es in diesen Tagen wieder Martinszüge geben. Im Mittelpunkt aber steht das Teilen nach dem Vorbild des Heiligen Martin. Foto: Heike Beudert
Überall im Landkreis wird es in diesen Tagen wieder Martinszüge geben. Im Mittelpunkt aber steht das Teilen nach dem Vorbild des Heiligen Martin.   Foto: Heike Beudert

In vielen Orten des Landkreises wird es wieder Laternenumzüge geben. Im Grunde aber handelt es sich um mehr als ein Brauchtum. In den Kindergärten wird anhand der Lebensgeschichte des Heiligen und Bischofs von Tours die Bedeutung des Teilens lebendig.

Hannes ist ein Glückspilz. Er hat gut aufgepasst und das Vorbild des Hl. Martin von Tours verinnerlicht. Seine Oma ist zu Tränen gerührt, als der Vierjährige zu Hause ihr die Martinslegende detailgetreu vorträgt und anschließend ergänzt: "Oma, ich habe ein gutes Herz. Ich helfe."

"Ich helfe, ich teile" - das ist das zentrale Ziel in vielen Kindergärten des Landkreises zum Martinstag. Die Tradition des Martinsumzuges ist nur sichtbares Zeichen und Abschluss einer oft wochenlangen Auseinandersetzung mit dem Thema Teilen. St. Martin wird so zum großen Vorbild für die Kleinen.

"Das Thema ist zu wichtig, als dass es klein abgehandelt werden könnte", sagt Andrea Stosiek, Leiterin des Hammelburger Kindergartens St. Marien, in dem zurzeit 106 Kinder untergebracht sind.
"Eigentlich bestimmt es das ganze Kindergartenjahr." Mit Freude teilen und helfen zieht sich als Projekt schon seit vielen Wochen durch die Arbeit im Kindergarten.

Teilen hat viele Gesichter

Teilen ist vielfältig, erleben die Kinder in Hammelburg. Sei es beim Besuch im Seniorenheim, wo jung und alt gemeinsam vorher einstudierte alte Lieder singen, bei der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton", mit der der Kindergarten arme Kinder in Rumänien unterstützt werden, oder beim gemeinsamen Schreiben von Einladungen für die Erstklässler der Grundschule und die Anwohner. Die sollen nämlich teilhaben dürfen an der Martinsfeier am 12. November. Dann werden ab 17.30 Uhr in einer Andacht mit Pastoralreferentin Sandra Lutz auch die Martinslegende als Singspiel und der Lichtertanz von den Kindern aufgeführt. Anschließend ist Martinsumzug und gemütliches Zusammensein.

"Anrührend" nennt Andrea Stosiek die Begegnung zwischen den Generationen, wenn die Kindergartenkinder die Senioren im Dr.-Maria-Probst-Heim besuchen. Eine Begegnung, von der beide Seiten profitieren, nicht nur weil die Kinder den Senioren ein Geschenk basteln und dafür zum Essen eingeladen werden. Zeit mitzubringen, und mit Liedern zu erfreuen, die die Heimbewohner teils noch aus ihren eigenen Kindertagen kennen, ist eine besonders schöne Form des Teilens und Helfens. Manch einem der Senioren treibt es Tränen der Rührung in die Augen.

Lernen durch Erleben

Durch dieses Erleben lernen auch die Kinder. Der dreijährige Benedikt etwa gibt mit Freude: "Wir machen das Christkind für die armen Kinder", erzählt er stolz, während die Päckchen für Rumänien gepackt werden, und die Vierjährige Aimee-Jolie ist beim Laternenbasteln überzeugt: "Ich schenke meine Laterne meinem Bruder und bastle mir selbst noch eine."

Übrigens ist mit dem Martinstag nicht alles vorbei. Mit Freude teilen soll weiterhin den Alltag bestimmen: Am 13. November besuchen die Kinder die Stadtbibliothek und schauen sich gemeinsam das Bilderbuch "Jule hilft" an, und am 20. gehen sie wieder ins Seniorenheim. Dann bringen sie die Freude des Lichts zu den alten Menschen. Da sind Hannes, Benedikt und Aimee-Jolie wieder dabei.

Der Sinnberg-Kindergarten in Bad Kissingen dürfte sich an den Martinszügen eigentlich überhaupt nicht beteiligen, denn die evangelische Kirche kennt keine Heiligen.
Aber Stephanie Gläser, die Leiterin des Kindergartens, sieht das Ganze ökumenisch: "Natürlich machen unsere Kinder da auch mit." Denn es geht um das Thema "Teilen", und das ist überkonfessionell. "Wir haben die Kinder natürlich darauf vorbereitet, haben mit ihnen darüber gesprochen." Und so werden auch die Kinder des Sinnberg-Kindergartens am Montag, wenn es dämmrig wird, zunächst in der - evangelischen - Erlöserkirche eine kurze Andacht halten. Dann ziehen sie im Gefolge des heiligen Martin - ein echtes Pferd muss es natürlich sein - und ihren Laternen durch den Kurpark.
Natürlich ist schon das Basteln der Laternen ein Ereignis für sich. "In diesem Jahr haben die Kinder ihre Laternen selbst gebastelt", sagt Stephanie Gläser, "in anderen Jahren helfen auch mal die Eltern."
Und was bleibt bei den Kindern? Zum einen die durchaus nachhaltige Begegnung mit dem Thema ,Teilen'. Aber auch die Erinnerung an ein eindrucksvolles Gemeinschaftserlebnis: "Wenn ich so zurückdenke an meine eigene Kindheit, ist das genau das, was im Gefühl hängen geblieben ist."