Das Unternehmen plant den vierten Standort außerhalb des Stammsitzes Bad Kissingen. Ab Herbst 2022 betreibt Heiligenfeld ein psychosomatisches Krankenhaus mit 66 Betten in Bad Wörishofen.
Die Heiligenfeld Kliniken expandieren und eröffnen nächstes Jahr eine neue Klinik in Bad Wörishofen. Das berichten die kaufmännischen Geschäftsführer Michael Lang und Stephan Greb gegenüber unserer Redaktion. Die Coronakrise habe Heiligenfeld als Klinikbetreiber zwar stark gefordert, "aber auch in der Pandemie haben wir uns weiterentwickelt und uns Ziele gesetzt", sagt Greb.
Die Heiligenfeld GmbH gehört mit 950 Beschäftigten zu den großen Arbeitgebern in Bad Kissingen. Mit seinen vier Kliniken steuert das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 12,5 Prozent der Übernachtungen in der Stadt bei. Bisher betreibt Heiligenfeld drei Kliniken außerhalb von Bad Kissingen, und zwar in Waldmünchen (Oberpfalz), Uffenheim (Mittelfranken) und Berlin; der Kneippkurort Bad Wörishofen im Unterallgäu kommt 2022 dazu.
Heiligenfeld belebt das traditionsreiche "Kneippianum" wieder, einen Kurbetrieb, der auf den berühmten Pfarrer Sebastian Kneipp zurückgeht. Bis 2018 führte der Orden der Barmherzigen Brüder das Haus als Vier-Sterne-Hotel. Laut Greb ist Heiligenfeld nicht Eigentümer des Gebäudes, sondern pachtet es. Nach den notwendigen Umbauarbeiten soll das "Kneippianum" als psychosomatisches Krankenhaus mit 66 Betten für Kassenpatienten im Herbst öffnen. Falls notwendig, behalte man sich vor, die Bettenkapazität auf 100 zu erhöhen. Platz in der Immobilie sei vorhanden. "Ein Wachstum ist an dem Standort vordefiniert", sagt Lang. Zu Beginn werden in der Klinik 50 bis 60 Mitarbeiter beschäftigt. Rund 24 000 Übernachtungen werde die Klinik im Jahr nach Bad Wörishofen bringen.
Kassen und Ministerium bewilligen Betten
Das Bayerische Gesundheitsministerium sowie die Kassenverbände haben der neuen Klinik bereits zugestimmt und entsprechend die neuen Bettenkapazitäten bewilligt. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärt in einer Pressemitteilung: "Die bayerische Krankenhausplanung hat damit auf den steigenden Bedarf der Bevölkerung im Bereich der psychosomatischen Medizin und Psychotherapie reagiert." Die Heiligenfeld Kliniken bezeichnet der Minister als "wertvolle Leistungserbringer". Die Entscheidung, ein psychosomatisches Krankenhaus in Bad Wörishofen zu eröffnen, ist für Holetschek "ein starkes Signal für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum." Knapp drei Jahre haben die Verhandlungen gedauert.
"Es ist eine Win-Win-Situation", erklärt Heiligenfeld Geschäftsführer Lang. Normalerweise gebe es immer bei einer beteiligten Stelle Widerstände, wenn es darum geht, eine neue Klinik zu öffnen. In Bad Wörishofen, sei das nicht der Fall gewesen. "Es ist ein positives Investitionsklima. Alle hatten gleichausgerichtete Interessen", berichtet Lang. Es mache Spaß, in so einem Umfeld etwas zu entwickeln. Beim Kneippianum würden alle Beteiligten profitieren: Die Stadt Bad Wörishofen, die einen prominenten Leerstand beseitigt; das Ministerium, das die Versorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen verbessert; die Patienten, die lange auf einen Platz in einer psychosomatischen Klinik warten müssen, und schließlich auch die Heiligenfeld Kliniken, die wegen monatelanger Wartelisten Patienten vertrösten müssen und die sich mit der Erweiterung wirtschaftlich noch krisenfester aufstellen.
Vor Corona hatten die Heiligenfeld Kliniken eine nahezu 100-prozentige Auslastung gehabt, Patienten mit psychischen Erkrankungen mussten oft Monate warten, bis sie einen Behandlungsplatz bekamen. "Wenn man so eine Warteliste hat, ist man gezwungen zu handeln", sagt Greb. Beide Geschäftsführer betonen, dass es kein Selbstzweck sei, zu expandieren. Es gehe auch um die Firmenphilosophie und darum, dass man einen gesellschaftlichen Auftrag habe, die Patienten zu versorgen.
Die Investitionskosten in das Kneippianum lassen sich aktuell noch nicht beziffern. Michael Lang geht davon aus, dass es sich um einen Millionenbetrag handeln wird. Die Belegschaft für den Standort wird neu aufgebaut. Die Personalgewinnung werde die Hauptherausforderung sein. "Pflegekräfte und Ärzte werden immer gesucht", sagt Greb. Man werde zeitnah regional und überregional die Stellen ausschreiben, um einen reibungslosen Klinikstart zu gewährleisten.