Verpackungswerk in Westheim vor ungewisser Zukunft

2 Min
Nur an einzelnen Maschinen in der Produktionshalle stehen noch Mitarbeiter.: Foto: Arkadius Guzy
Nur an einzelnen Maschinen in der Produktionshalle stehen noch Mitarbeiter.: Foto: Arkadius Guzy
Die Maschine wirft einen Stapel mit Kunststoffeinlagen für Werkzeugkoffer aus.Foto: Arkadius Guzy
Die Maschine wirft einen Stapel mit Kunststoffeinlagen für Werkzeugkoffer aus.Foto: Arkadius Guzy
 

Die Mitarbeiter im früheren Werk von AVI Packaging erleben auch nach der Übernahme durch Technoflex eine ungewisse Zeit.

Die Mitarbeiter haben schon viel mitgemacht: Sie erlebten mehrere Eigentümerwechsel und Insolvenzen. Mit dem Insolvenzeröffnungsverfahren über die Technoflex Deutschland GmbH scheint der frühere Standort von AVI Packaging nun aber vor dem Ende zu stehen.

Das zumindest vermuten die Betriebsräte Reiner Wendel und Peter Becker. Das Werk im Gewerbegebiet in Westheim macht einen recht verwaisten Eindruck: In der Produktionshalle sind nur einige der Maschinen in Betrieb. Es sind auch nicht mehr viele Mitarbeiter übrig. Laut den Betriebsräten ist die Belegschaft mittlerweile auf rund ein Dutzend geschrumpft. Im Sommer seien es noch etwas mehr als 60 Beschäftigte gewesen.

Die verbliebenen Mitarbeiter produzieren weiterhin Kunststoffverpackungen. Ein Hauptprodukt sind Einlagen für Werkzeugkoffer für einen namhaften Hersteller. Dafür werden Dickfolien unter Wärme in den Maschinen verformt. Das Werk in Westheim war einst auch für seine Verpackungsprodukte für die Lebensmittelindustrie bekannt. Für diese lieferte es zum Beispiel Kunststoffeinlagen für Pralinenschachteln.

Im Jahr 2000 war AVI Packaging von Karlstadt an den neu gebauten Standort in Westheim gezogen. Das jüngste Kapitel der Unternehmensgeschichte nahm im Jahr 2014 seinen Anfang. Damals geriet AVI in Schwierigkeiten. Das Unternehmen beantragte ein sogenanntes Schutzschirmverfahren, um in Eigenverwaltung wieder auf die Beine zu kommen. Zu den Sanierungsmaßnahmen gehörte die Verlagerung eines Großteils der Produktion von Scheden (Niedersachsen), dem zweiten AVI-Werk, nach Westheim.

Das Insolvenzverfahren wurde Branchenmedien zufolge im März 2015 aufgehoben. Doch die Wirkung hielt nicht lange an: Im April 2016 meldete das Unternehmen erneut Insolvenz an. Wieder sollte es in Eigenverwaltung stabilisiert werden.

Der Standort in Scheden kam in die Abwicklung. Für den Produktionsbetrieb in Westheim fand der Geschäftsführer, der damals im Zuge der Insolvenz in Eigenverwaltung vorübergehend die Verantwortung übernahm, mit Technoflex Österreich einen Käufer. Vor dem Verkauf wurde die Belegschaft von mehr als 50 Mitarbeitern auf etwas mehr als 30 reduziert. Im Jahr 2017 fand die Übernahme via Asset-Deal statt - dabei handelt es sich nicht um den Erwerb von Unternehmensanteilen, sondern den Erwerb von Wirtschaftsgütern eines Unternehmens, zum Beispiel Maschinen.

Der Standort in Westheim gehört seitdem zu Technoflex Deutschland mit Sitz in Fröndenberg (Nordrhein-Westfalen). Technoflex zählt eigenen Angaben nach zu den führenden Herstellern thermoverformter Verpackungen in Deutschland, Österreich und Ungarn.

Wie die Betriebsräte berichten, folgte dann im Oktober vergangenen Jahres die Ankündigung, die Produktion abbauen zu wollen. Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan seinen gestartet worden. Doch dann habe es keine Rückmeldung mehr gegeben, erklärt Wendel. Im Januar kam dann die Mitteilung über ein Insolvenzeröffnungsverfahren für Technoflex Deutschland.

Die beiden Betriebsräte äußern sich überrascht. Denn "es wäre genug Arbeit da", sagt Becker. Der Betrieb könnte mehrschichtig fahren, erklärt Wendel. Beide kritisieren auch die mangelnde Information. "Wir wissen nicht, was nach Ende Februar sein wird", sagt Wendel.

Wer etwas Neues finden konnte, hat den Betrieb verlassen. Übrig geblieben sind insbesondere ältere Arbeiter, wie Wendel sagt. Er selbst ist 57 Jahre alt. Mit ihrem Gang an die Öffentlichkeit wollen die Betriebsräte auf das Werk aufmerksam machen.

Technoflex in Österreich und der Insolvenzverwalter haben eine schriftliche Anfrage der Zeitung zur Situation in Westheim unbeantwortet gelassen.