Zum Groß-Tauschtag kamen Besucher aus nah und fern. Für Jugendliche hatte sich der Verein ein besonderes Spiel ausgedacht.
Im 26. Jahr öffnete gestern der Briefmarken-Sammler-Verein Hammelburg die Pforten der Schwedenberghalle Elfershausen zum traditionellen Groß-Tauschtag. Schon am frühen Sonntagmorgen kamen Händler, Hobbysammler und Schaulustige. Jugendliche waren dort eher die Seltenheit. So hatte die zehnjährige Cornelia kaum Konkurrenz am Wühlbehälter, wo unter hunderten von Briefmarken die blaue Mauritius versteckt war. Allerdings nicht das wertvolle Original, sondern eine grobe Nachbildung. Für den Finder gab es 50 echte Briefmarken als Belohnung.
Mit ihren Eltern aus Hildburghausen war Cornelia angereist. "Das Briefmarkensammeln ist eher nicht der Fall bei meinen Alterskameraden", sagt sie. In ihrer Schulklasse sei sie die einzige Sammlerin. "Manche Briefmarken sehen schön aus, am liebsten habe ich die Tier- und Pflanzenmotive in meinen vier Alben", verrät Cornelia. Ihr Favorit seien die Delphine.
Auch Postkarten mit solchen Abbildungen aus der Natur hat sie gesammelt. "Ich stehe noch ganz am Anfang und nehme nur die Sachen, die mir gut gefallen", sagt sie. Dabei sei es ihr egal, aus welchem Land die Marken oder Karten kämen.
"Mit dem Nachwuchs ist das ein Problem", gibt Roland Full, der Organisator des Tauschtages, offen zu. Im vergangenen Schuljahr habe es einen Versuch im Rahmen seiner Lehrertätigkeit gegeben, die Jugend an das Thema Briefmarken heran zu führen. Auch der zweite Vorsitzende Dietmar Feist habe in der Oerlenbacher Schule eine monatliche Briefmarkengruppe auf die Beine gestellt. "Das kam dort sehr gut an", bestätigt Full. Im Rahmen der Ganztagsschul-Beschäftigung seien etwa zehn Schüler aus den 4. und 5. Klassen motiviert gewesen.
Allerdings lasse das Interesse der Jugend etwas nach, wenn im Sommer das Schwimmbad oder der Freizeitsport winken.
Und: "Kinder und Jugendliche in den Verein zu bringen, das ist die Schwierigkeit." Im Altlandkreis Hammelburg sehe es diesbezüglich ganz schlecht aus. Da habe auch ein attraktives Ferienprogramm des Hammelburger Briefmarken-Sammler-Vereins heuer nichts ausrichten können. Full bedauert darüber hinaus, dass es an den Schulen ein immer geringeres Stundenpotenzial für Neigungsgruppen wie Briefmarken gebe. Denn bei schwindenden Schülerzahlen gebe es immer weniger Lehrerstunden.
"In Bamberg und in Fulda gibt es noch größere Jugendgruppen in Sachen Briefmarken", verrät Dietrich Mücke. Der geschichtliche Hintergrund sei dort die Motivation für das Sammeln, das hauptsächlich von den Heranwachsenden wiederentdeckt worden sei.
"Und wenn die Erwachsenen selbst wieder eine Familie mit Kindern haben, wächst das Interesse für das Briefmarken-Sammeln von Feldpost, alten Briefen und Marken", meint er.
Feldpost und Margarine-Bilder War der Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 heuer oft das Medienthema, so ging dies an den Sammlern in der Schwedenberghalle weitegehend vorbei. Die Aussteller jedenfalls merkten keine verstärkte Nachfrage. "Es ist nahezu ohne Veränderung", meint etwa Karl Müller aus Würzburg. Die Zahl an Sammlern von Feldpost sei stabil geblieben. Ganz am Rand des Themas Briefmarken-Tauschtag waren Margarine-Sammelbilder mit Motiven aus den Karl-May-Geschichten aus den 1950er Jahren. Ausstellerin Marga Schuster hatte sie in einem Keller entdeckt und ein ganzes Paket solcher Sammelbilder präsentiert.