Seit Jahrzehnten steht ein Anwesen in Obereschenbach leer. Doch auch für solch eine Immobilie lässt sich jemand finden, der sich ihrer annimmt.
Im ganzen Haus gibt es nur zwei Steckdosen. Der Hahn über dem Spülbecken in der Küche ist der einzige Wasseranschluss. Ein Bad fehlt. Die Bewohner gingen früher wohl aufs Plumpsklo im Hof, das es auch nicht mehr gibt. Dennoch hat Doris Michaelis das seit 1978 leer stehende Anwesen in der Hundsfelder Straße übernommen.
"Es ist ein Abenteuerspielplatz", sagt sie. Michaelis unterbricht ihre Arbeit - sie ist gerade dabei den Putz von den mit Lehm gefüllten Fachwerkfeldern zu schlagen - für eine Führung durchs Haus, als Reinhold Wilhelm ins Zimmer tritt. "Es ist wie vor hundert Jahren", meint er.
Das Haus ist das Elternhaus der Mutter seiner Frau. Das Ehepaar selbst hat nie darin gewohnt. Der letzte Familienangehörige, der dort lebte, war ein Onkel. Er starb eben im Jahr 1978.
Im Erdgeschoss findet sich eine enge, schmale Küche und ein Wohnzimmer. Daneben führt ein Durchgang in den kleinen, dunklen, alten Kuhstall. Die Küche soll zum Bad werden, das Wohnzimmer zur Küche. Aus den drei Schlafräumen im Obergeschoss will Michaelis Schlafzimmer, Wohnzimmer und Büro machen.
Zunächst aber müssen neue Elektroleitung verlegt werden, um Strom für Werkzeug und Licht zu haben. Auch das Dach sieht nicht ganz so gut aus: Es gibt keine Wärmedämmung. Die Dachziegeln liegen direkt auf den Sparren und sacken stellenweise ein. Und der Schornstein endet, bevor er überhaupt die Dachfläche nach außen durchstoßen kann.
Michaelis will in den Zimmern möglichst viel selber machen. Ihr Vater sei Schreiner gewesen, da habe sie sich einiges angeeignet, als sie bei ihm mitgeholfen habe. Holz ist ihre Sache: Michaelis will die alten Böden abschleifen und die Türen restaurieren. Was sie aber noch lernen müsse, sei verputzen.
Sie habe sich schon immer für alte Gemäuer interessiert, erklärt Michaelis. "Voraussetzung war, etwas zu finden, wo ich meine Hunde und Hühner unterbringen kann." Die beiden Hunde und einen Teil der Hühner hat sie aus dem Tierschutz geholt. Auf das Haus ist Michaelis im Internet unter anderem auf der Seite der kommunalen Allianz "Fränkisches Saaletal" gestoßen.
Bemühungen um Käufer
"Es ist bereits der zweite Leerstand im Ortsteil, für den mit Hilfe des Innenentwicklungsmanagements ein neuer Nutzer gefunden werden konnte", teilt Allianzmanager Matthias Bickert mit. Allianz und Gemeinden bemühen sich, durch Beratung und finanzielle Unterstützung das Leerstandsproblem in den Innenorten zu lösen. Es geht meist um Immobilien, für die Marktinstrumente nicht mehr greifen. Bickert verweist auch auf die seit Herbst neue Leerstandsbörse des Landkreises Bad Kissingen.
Die Sanierung eines Hauses habe positive Wirkungen: "Der Ortskern wird als Wohnstandort gestärkt. Auch das Ortsbild wird aufgewertet, was allen Bürgern und Besuchern des Saaletals zugute kommt", erklärt Bickert. Auf einer eigenen Internetseite will Michaelis den Sanierungsfortschritt dokumentieren.