Die Winzer stehen ab diesem Jahr vor der Entscheidung, in welche Flasche sie ihre Erzeugnisse künftig abfüllen wollen. Der modernisierte Bocksbeutel bietet eine zeitgemäße Verpackung, die Konsequenzen nach sich zieht.
Seit der großen, medienwirksamen Präsentation des neuen Bocksbeutels interessieren sich die ersten Kunden für die Weinflasche. "Jeden Tag gibt es einen, der den neuen Bocksbeutel sehen will", berichtet Gerald Baldauf. Der Winzer bezeichnet die Resonanz aber als diffus.
Ähnliche Erfahrungen haben auch Ulrike und Thomas Lange in ihrer Vinothek gemacht: "Es gab schon Kunden, die die Flasche kaufen wollten." Doch das ist noch nicht möglich. Wein im "Bocksbeutel PS" - benannt nach dem Designer Peter Schmidt - ist noch gar nicht auf dem Markt. Die Serienfertigung der Flaschen hat noch gar nicht begonnen. Allerdings kann jeder Winzerbetrieb zumindest ein Ansichtsexemplar vorzeigen.
Dabei wird es in diesem Jahr wohl auch bleiben. Im Laufe des Jahres müsse es sich erst zeigen, ob er den Betrieb komplett oder überhaupt nicht auf den neuen Bocksbeutel umstellen werde, erklärt Baldauf.
Denn gerade für einen Selbstabfüller wie das Weingut Baldauf sind damit Investitionen verbunden: Die Maschinen müssen umgerüstet werden, um mit der neuen Flaschenform arbeiten zu können.
Akzeptanzfrage
Das betrifft nicht nur die Abfüllanlagen, sondern auch die Etikettiervorrichtungen. Außerdem dürften die bisherigen Geschenk- und Versandschachteln etwas zu eng dimensioniert sein, wie Thomas Lange in der Vinothek des Weinguts Schloss Saaleck demonstriert.
"Wir wissen ja auch noch nicht, wie die Kunden auf die neue Flasche reagieren werden", sagt Baldauf. Er erwähnt daher, sich eventuell sogar eine kleine Marktforschung bei seinen wichtigen Kunden leisten zu wollen.
Immerhin geht es in dem Weinbetrieb um 100 000 Bocksbeutelflaschen, die abgefüllt werden - zusätzlich zu anderen Flaschenformen.
Denn bisher gilt die Schlegelflasche als zeitgemäße Weinverpackung, die junge Kunden ansprechen und ein modernes Image verbreiten soll. Der Trend gehe Richtung Schlegelflasche. Es sei auch nicht jeder Wein für den Bocksbeutel geeignet, gibt Helga Neder zu bedenken. Das Weingut Neder will die Menge an Bocksbeuteln reduzieren und sie nur typisch fränkischen Sorten wie Silvaner, Bacchus und Domina vorbehalten. In diesem Jahr spielt die neue Flasche für den Betrieb aber noch keine Rolle. Mit dem Bau der Vinothek und der Modernisierung des Erscheinungsbilds ist die Familie schon so gut beschäftigt. Der neue Bocksbeutel platzt mitten in diese Umbauphase hinein.
Neder attestiert dem abgeflachten und kantigeren Bocksbeutel eine schöne Gestalt.
Die meisten Winzer sprechen der neuen Flasche eine moderne Anmutung zu. "Eher positiv" beurteilt sie auch Stefan Ruppert. Und die medienwirksame Präsentation habe einen großen Effekt für den Bocksbeutel an sich. Am schnellsten wird die neue Flasche wohl in den Verkaufsstellen der GWF auftauchen, der großen Fürsprecherin der Umgestaltung.
Preisfrage
Für viele Winzer bleibt nach dem Rummel um den "Bocksbeutel PS" eine wichtige Frage noch unbeantwortet, die nach dem Einkaufspreis für die neue Flasche. Bocksbeutel sind teurer als die länglichen Flaschen, da sie in einer weit geringeren Stückzahl produziert werden. So gibt es bisher auch nur eine Glashütte, die den neuen Bocksbeutel herstellen soll. In den kommenden Wochen finden zunächst die Preisverhandlungen statt, wie Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands bestätigt.
Der Weinbauverband nimmt dabei die Rolle des Lizenzgebers an die Glashütte ein.
Bis Ende der vergangenen Woche konnten Winzer auf eine Vorabanfrage antworten und dem Weinbauverband mitteilen, ob sie den neuen Bocksbeutel nutzen werden. Steinmann rechnet damit, dass einmal 80 Prozent des Wein in der neuen Flasche abgefüllt werden.