Über 100 Bürger haben den Gemeinderat im Schlosshof empfangen und ihren Unmut über die umstrittenen Pläne zum Ausdruck gebracht. Auf Antrag von Gemeinderat Alfons Hausmann hat das Gremium die Entscheidung vertagt.
Eine Entscheidung über das umstrittene Gewerbegebiet bei Langendorf ist zunächst vertagt. Die Gemeinderäte verlangten in der Montagssitzung auf Antrag von Alfons Hausmann mehr Informationen über die Kosten des Projektes für die Gemeinde und mögliche, weitere Gewerbeansiedlungen sowie eine schriftlich-verbindliche Erklärung des Investors, der Firmengruppe Krause.
Den Gemeinderat, der gegen 19 Uhr von einem Ortstermin zurückkehrte, erwartete im Schlosshof ein "heißer Empfang". Weit mehr als 100 Bürger - meist aus Langendorf und Machtilshausen - erwarteten das Gremium mit Transparenten, Frankenfahne und Protestplakaten, untermalt vom Lärm einer Pauke, Pfeifen, und Karfreitags-Ratschen.
Unter den Protestlern befanden sich auch zahlreiche Jugendliche, die ihren Unmut über das Projekt zum Ausdruck brachten.
Bürgermeister Karlheinz Kickuth (SPD/ FW), berief sich auf der Treppe des Rathauses zunächst auf die Sitzungsordnung und strebte bereits in den Sitzungssaal. Judith Friedrich gelang es, ihn zum Zuhören der Bedenken zu überreden, die der Langendorfer Valentin Fell formulierte.
Beste Ackerböden versiegelt Fell monierte in seiner Protestrede fehlende, stichhaltige Begründungen zur Notwendigkeit des vorgesehenen Verbrauchermarkts und einer Tankstelle. Ein Bedarf dafür sei nicht erkennbar und die versprochenen Arbeitsplätze hielten sich zahlenmäßig und finanziell "in engen Grenzen". "Die Pächter kämpfen hier ums Überleben, großartige Jobs wird es hier nicht geben.
Für diese vagen Versprechungen sollen wir Langendorfer ein großes Opfer bringen", sagte er.
"Beste Ackerböden werden auf immer versiegelt und unser einziges Naherholungsgebiet verbaut, nachdem wir schon von Straßen umzingelt sind. Müssen wir Langendorfer uns dem zunehmenden Lärm und den Abgasen aussetzen und unsere Lebensqualität einbüßen?", fragte er. Mit Blick auf die geplante "Südlink"-Trasse, gegen die viele Marktbürger gemeinsam kämpfen, fragte er provokativ: "Ist diese Gemeinsamkeit beendet, wenn es um die Lebensqualität in Langendorf geht? Herr Bürgermeister, nehmen Sie den Willen der Bürger zur Kenntnis.
Es gibt nur eine Alternative zum geplanten Gewerbegebiet - nämlich kein Gewerbegebiet."
Protest im Sitzungssaal Auch im Sitzungssaal ließen sich die meisten Protestler nicht abweisen, obschon Bürgermeister Kickuth um den nötigen "Sicherheitsabstand" zu den Räten forderte, und nötigenfalls den Saal räumen lassen wollte. Hier stellte Hausmann seinen genannten Antrag, der bei den Mandatsträgern offensichtlich auf fruchtbaren Boden fiel. Selbst Vize-Bürgermeister Jürgen Englert (SPD) konnte der CSUler Hausmann überzeugen und ihm ein "das kann ich nur voll unterstützen" entringen. Allerdings nahm Englert seinen Parteikollegen Kickuth in Schutz. "Der Bürgermeister hat sich so verhalten, wie es der Rat vorgab.
Er hat uns immer über alle Aktivitäten in dieser Sache informiert", betonte er.
Der Langendorfer Grünen-Politiker, Volker Partsch, wies darauf hin, dass die Region innerhalb von sieben Jahren mehr als 1200 Bürger verloren hat. "Die personelle Schere klafft immer weiter auseinander, immer weniger Bürger müssen die Zeche bezahlen. Zudem sollten wir den Naturschutz, die Flächenversiegelung und die Interkommunale Zusammenarbeit der Gemeinden in der Diskussion berücksichtigen", sagte er.
Bürger enttäuscht "Die geringe Gewerbesteuer, die wir bei diesem Projekt generieren, ist nicht zukunftsweisend, ein Verbrauchermarkt und eine Tankstelle nicht zielführend", monierte Partsch, der sich "absolut enttäuscht vom Bürgermeister und dessen Informationspolitik" zeigte.
Mit Unterstützung von den Gemeinderäten Sandra Deissenberger und Walter Schmitt stellte auch 3. Bürgermeister Elmar Zier klar: "Wir müssen erst einmal Informationen haben. Wir wissen zwar über die Grundstücksverhandlungen Bescheid, aber ansonsten haben wir in dieser Sache nicht mehr Kenntnisse als die Bürger", bedauerte er.
Da in der kommenden Woche der Vorvertrag für den Kauf des dritten Grundstücks in Langendorf ansteht, drängte der Bürgermeister auf eine Entscheidung. Mit seinen Argumenten für die gute Anbindung des Gewerbegebiets - eventuell auch für mögliche, heimische Unternehmen und Gewerbetreibende - und für eine schnelle Nahversorgung vor Ort fand Kickuth aber nicht die Mehrheit des Rates, der geschlossen für den Antrag Hausmanns stimmte.