Mit der Sanierung kommt der Entsorgungsfrust

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Edgar Hartmann (rechts) und sein Sohn Kai sanieren in Machtilshausen ein altes Haus im Ortskern. Die Entsorgung der Bauabfälle ist für sie ein lleidiges Thema.
Edgar Hartmann   (rechts) und sein Sohn Kai sanieren in Machtilshausen ein altes Haus im Ortskern.   Die Entsorgung der Bauabfälle ist für sie ein lleidiges Thema.
Ralf Ruppert

Wer ein Haus saniert, ärgert sich oftmals über hohe Entsorgungskosten. Kommunale Förderprogramme, die Bauherren bei der Entsorgung finanziell unter die Arme greifen, gibt es nur selten.

Edgar Hartmann hat die Nase voll: "Man braucht sich nicht zu wundern, wenn die Altorte leer stehen", sagt der 54-jährige Machtilshäuser. Die Familie Hartmann richtet derzeit das Haus der Großeltern mitten in Machtilshausen her. Sohn Kai (25) will dort mit seiner Freundin einziehen. "Das ist ein guter Platz", freut sich der gelernte Mechatroniker über die Lage im Altort mit Hof und Nebengebäuden. Die Ernüchterung kam allerdings beim Entkernen des 1955 gebauten Hauses: Die Entsorgung des Bauschuttes ist teurer und vor allem aufwendiger als gedacht.

Edgar Hartmann selbst hat 1996 in der Siedlung neu gebaut. Sein Elternhaus stand seit 2015 leer. Ärgerlich ist für den gelernten Maurer vor allem, dass nun beim Entkernen einzelne Materialien Probleme machen, allen voran der Gips, mit dem Leitungen und Verteilerdosen gesetzt werden. "Der Kalk-Putz ist nicht das Problem, aber wenn da ein Gips-Brocken dabei ist, muss man den höheren Preis für Mischgut bezahlen." Besonders ärgert ihn, dass die Industrie nicht stärker in die Pflicht genommen werde: Kaum einem Bauherren sei beim Bau des Hauses oder der Übernahme einer Immobilie bewusst, was er sich an Entsorgungskosten aufhalse. "Der Sack Gips ist billig, aber an die Entsorgung denkt keiner." Aus Sicht der Hartmanns müssten die Kommunen mithelfen und die Entsorgung zumindest besser bezuschussen.

Für Machtilshausen, wie übrigens für alle Orte der kommunalen Allianz "Fränkisches Saaletal", gibt es eine solche Förderung von Entsorgungskosten derzeit nicht, bestätigt Allianzmanager Holger Becker. Im Zuge des Förderprogrammes Innenentwicklung - hier ist die Allianz Koordinator - würden derzeit nur Sanierungsmaßnahmen gefördert.

Unbekannt ist ihm der Wunsch nach einem Entsorgungszuschuss nicht. Dieses Thema komme gelegentlich zur Sprache, bestätigt Holger Becker. Zum Ende des Jahres stehen Entscheidungen an, ob das Förderprogramm zur Innenentwicklung modifiziert wird. Die ersten Vorbereitungen dazu laufen bereits. Im Zuge dieser Gespräche könne das Thema angesprochen werden, meint Becker. Ob eine kommunale Entsorgungspauschale oder ein -zuschuss die Entscheidung über den Kauf und die Sanierung eines Gebäudes im Innerort deutlich beeinflussen würde, weiß Holger Becker nicht. Seine Erfahrung ist, dass viele Bauherren aus Überzeugung und sich damit ganz bewusst für den Standort im Ortskern entscheiden. Dass die Innerortslage mittlerweile durchaus gefragt ist, zeigen ihm einige Zahlen des Förderprogrammes in der Allianz. Zwischen 2016 und 2018 wurden rund 90 Anträge von Bauwilligen genehmigt. Die durchschnittliche Zuschusshöhe betrage 8800 Euro.

Im Landkreis Bad Kissingen scheint ein Entsorgungszuschuss auch andernorts noch nicht üblich zu sein. Im Landkreis Schweinfurt können Bauherren einen solchen in Anspruch nehmen. Dort gibt es für Bauherrn im Ortskern eine Abriss- und Entsorgungsförderung von 20 Prozent der förderfähigen Kosten oder maximal 10 000 Euro. Gefördert wird dies über das Innenentwicklungskonzept des Landkreises.

Unter zehn Prozent liegen nach Angaben des Münnerstädter Architekten Andreas Halboth die Entsorgungskosten bei der Komplettsanierung eines Ein- oder Zweifamilienhauses. Allerdings könne der Prozentsatz innerhalb dieses Bereichs deutlich variieren, je nachdem welche Materialien im Gebäude verbaut sind. Gerade in den 1960er oder 1970er Jahren wurden moderne Baustoffe für Neubauten oder Haussanierungen genutzt, die heute nur teuer entsorgt werden können. Halboth nennt als Beispiele Wellasbest, Mineralwolle, alte Kunststofffenster und Eternitverkleidungen.

Als Bauberater für mehrere Allianzen wird Halboth immer wieder mit der Frage zu Entsorgungskosten befasst.Während er in der Region von kommunaler Seite keine Förderung kennt, gibt es die kfw-Bundesförderprogramme. Für energetische Sanierungsmaßnahmen könnten dort Zuschüsse beantragt werden,die auch die Entsorgung von altem Baumaterial beinhalten, erklärt der Architekt. Die Bundesanstalt für Ausfuhrkontrolle bezuschusse Heizungsumstellungen; auch hier können Kosten für die Entsorgung angegeben werden. Voraussetzungen für Zuschüsse sei auch, dass die Antragsteller vor Beginn einer Baumaßnahme die Förderung beantragen und sich genehmigen lassen. Dies gilt übrigens ebenso für die kommunalen Förderprogramme.

Wer kleinere Renovierungs- und Sanierungsarbeiten hat und/oder nicht in den Genuss einer Bezuschussung kommt, der kann nur Geld sparen, in dem er seinen anfallendenBaumüll penibel sortiert. Das ist die Empfehlung von Catrin Lummel-Stockmann (Entsorgungsunternehmen Stockmann Fuchsstadt). Wer am Bau auf die Sortierung achte, habe zwarmehr Aufwand, aber die Entsorgung sei dann deutlich günstiger, betont sie. Werden die Baustoffe vor der Entsorgung nicht getrennt, muss diese Arbeit das beauftragte Entsorgungsunternehmen übernehmen. Und das ist aufwendig und somit teuer. Der Betrieb berate auf Anfrage Bauherren darüber, wie sie ihren Abfall von der Baustelle möglichst effektiv trennen.