Gegner und Befürworter des Bürgerhauses versuchen, die Öffentlichkeit auf ihre Seite zu ziehen - und es wird für ein Rhönklub-Mitglied Konsequenzen geben.
Die Initiative gegen das Bürgerhaus am Marktplatz will auch im Juli noch weiter Unterschriften sammeln. Laut Elfriede Dickert ist die Mindestzahl, die für ein Bürgerbegehren notwendig ist, noch nicht erreicht. Die Initiative plant daher einen Aktionstag.
Wie viele Unterschriften die Initiative nun nach einem Monat zusammen hat, möchte Dickert nicht verraten. Sie sagt nur so viel: "Wir sind gut dabei." Der Abstand zu der Schwelle von 818 Unterschriften ist ihren Aussagen nach nicht mehr allzu groß.
Am Samstag, 7. Juli, will die Bürgerinitiative mit einem Stand auf dem Marktplatz für ihre Position werben. "Wir wollen mit den Bürgern diskutieren", erklärt Dickert. Dafür hat sie alte Fotoaufnahmen aufgetrieben, die das mittlerweile leerstehende Gebäude am Marktplatz, das zum Bürgerhaus umgebaut werden soll, noch vor der Zeit als Kaufhaus zeigen.
Nach wie vor kann sich die Initiative nicht mit dem Architektenentwurf für das Bürgerhaus anfreunden. Die Dachform mit dem Giebel zum Marktplatz stört sie. Auch in den vielen Gesprächen während der Unterschriftensammlung habe sich die Kritik "an dem Giebel aufgehängt", wie Dickert sagt.
"Das Bürgerhaus tritt mit eigenem monolithischen Stil auf, wird sich aber farblich und giebelständig dem Rathaus anpassen", erklärt dagegen die Stadt. Im Internet, im Stadtblatt und auf Plakaten am Gebäude selbst stellt sie das Bauvorhaben "Vom Kaufhaus zum Bürgerhaus" vor. Die Informationskampagne will sieben "offene Fragen" zum Architektenwettbewerb, zur Gestaltung und zur Finanzierung beantworten. "Auch wenn die zum Marktplatz gerichtete Fassade dem ein oder anderen ungewohnt erscheinen mag, so ist sie doch städtebaulich vertretbar", heißt es zum Beispiel weiter.
Mit der Informationskampagne reagiert die Stadt auf die Bürgerinitiative und die Unterschriftensammlung. Bürgermeister Warmuth (CSU) ist es vor allem wichtig, auf die Chancen für die Stadtentwicklung hinzuweisen. Schließlich soll im Bürgerhaus unter anderem die Touristinformation einen zentralen Standort und ansprechende Räume bekommen. "Wir sind nicht generell gegen ein Bürgerhaus", erklärt Dickert dazu, "aber gegen ein Bürgerhaus, wie es jetzt geplant ist." Und ihre Mit-Unterstützerin aus der Bürgerinitiative sagt: "Aus Sicht der Stadt sind all diese Argumente nachvollziehbar, aber es ändert nichts an der Optik."
An dem Punkt bleiben die Positionen der Gegner und Befürworter der Umbaupläne unversöhnlich. Daher will die Initiative weiter Unterschriften sammeln, bis es für ein Bürgerbegehren reicht.
Die Listen liegen unter anderem in etlichen Geschäften in der Innenstadt aus. Wer mitmacht und wer nicht, bleibt jedem Einzelhändler selbst überlassen, sagt Sebastian Hose. Vom Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing ist keine Linie zum Bürgerhaus vorgegeben, sagt der Vorsitzende. Persönlich sieht Hose das Bürgerhaus als Fortschritt für den Marktplatz und die Frequenz. Hose sagt: "So wie das Gebäude jetzt dasteht, ist es alles andere als schön."
Die Auseinandersetzung um das Bürgerhaus läuft im Großen und Ganzen ohne besondere Ausfälle. Den einzigen - wenn man es so nennen will - Vorfall, der für Aufsehen und Konsequenzen gesorgt hat, gab es beim Rhönklub.
Ein Bürgerhaus-Gegner nutzte vor zwei Wochen eine Rhönklub-Wanderung, um bei der Einkehr Unterschriften zu sammeln. Als er von einem anderen Teilnehmer aufgefordert wurde, das zu unterlassen, muss es etwas unruhig geworden sein. Dem Unterschriftensammler, einem langjährigen Rhönklub-Mitglied, droht nun der Ausschluss aus dem Verein.
Vorsitzender Alfred Jeurink weist auf die politische Neutralität hin, die der Verein für sich in der Satzung festgeschrieben hat. Laut Jeurink soll in der kommenden Woche in einer Vorstandssitzung das Ausschlussverfahren eingeleitet werden. Das Mitglied hat dann Gelegenheit zur Stellungnahme. Danach muss die Mitgliederversammlung über den Ausschluss entscheiden. Laut Jeurink gab es für die Teilnehmer der folgenden Wanderung eine Belehrung.