Machwerk hält Selfie-Spiegel vor

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Matthias Machwerk bei seinem Auftritt auf der Trimburg. Foto: Gerd Schaar
Matthias Machwerk bei seinem Auftritt auf der Trimburg.  Foto: Gerd Schaar

Der Kabarettist war erneut zu Gast auf der Trimburg und nahm die Lebensgewohnheiten von Mann und Frau auf die Schippe.

Seine Hand legte der Kabarettist Matthias Machwerk mit seinem neuen Soloprogramm "Mach Dich frei, wir müssen reden" an die Lebensgewohnheiten von Mann und Frau. Im Generationen übergreifenden Bermuda-Dreieck von Tradition, Ehe und Google kitzelte er am Freitagabend die Lachmuskeln seiner Zuhörer auf der Trimburg.

Von der Technik abhängig

Dabei ging Machwerk den Glückshormonen durchaus zeitgemäß auf die Spur, nämlich mit sicherem Sex per Internet auf der Dating-Plattform. "Du musst Dich dabei nicht zeigen sondern kannst lügen wie die anderen auch", brachte es der Kabarettist auf den Punkt. Eine Welt, die sich total von der Technik abhängig mache, müsse damit rechnen, dass der Navi sie eines Tages in den Baggersee fehlleite.
Machwerk hielt seinen Zuhörern den eitlen Selfie-Spiegel vor und ließ sie in den Affenkäfig blicken. Er zeichnete das Bild einer vom Sozialstaat gemästeten Generation, die tätowiert mit Dummheit auf der Couch sitzt und ihr Restwissen per Handy "outsourct". Zwischen Dschungelcamp und Terroreinsätzen bahnte sich Machwerk seinen Weg zum Themenbereich Ehe, Kindererziehung und Sex im Alter. "Kann man bei Nichteinhaltung ehelicher Pflichten die Auflösung des Ehevertrages einklagen?", schlug Machwerk im Bürgerlichen Gesetzbuch nach.

Frauen reden vom "Wir"

Er entlarvte die Sprachwelt der Frauen, die gerne ein "Wir" einsetzen, wenn es um ihre ureigenen Wünsche gehe. "Kaum ist eine Frau im Haus, dann wird alles anders", entdeckte Machwerk plötzlich Nippesgegenstände und neue Farben in der Männerwohnung. Die Männer hingegen verlören zunehmend an Sportlichkeit, wenn sie nur lange genug mit einer Frau zusammen lebten. Machwerks kabarettistische Keule traf auch die wiederkehrenden Modetrends: "Werfen Sie Ihre alten Hosen, Netzhemden und weißen Socken noch nicht weg", empfahl Machwerk.

Ein wenig ertappt gefühlt

"Es war schön, und ich fühle mich durchaus angesprochen", sagt Zuhörer Michael Rendel aus Bad Kissingen. Machwerk sei ein guter Beobachter. "Ich habe Machwerk vor zwei Jahren schon auf der Trimburg erlebt", verrät Zuhörerin Monika Vorndran aus Oberthulba. Die Spitzfindigkeiten zwischen Frau und Mann träfen in den meisten Fällen zu. "Ich fühle mich dabei manchmal ertappt", sagt sie. "Es ist handwerklich eher Mittelmaß", meint hingegen Zuhörer Kurt Schneider. Aber die Themenauswahl sei interessant. "Machwerk ist gut wie immer", kommentiert Zuhörer Jan Amberg aus Elfershausen und fügt an: "So was passt optimal auf die Trimburg". Kerstin Kleinböhl ist begeistert: "Das sind aktuelle Themen mit breiter Fächerung. Mir hat es supergut gefallen, ich kenne Machwerk schon eine ganze Weile".
"Das Programm ist ganz frisch. Ich spiele es zum dritten Mal nach der Premiere", verrät Machwerk der Zeitung. In einer Zeit des Umbruchs lägen ihm die Themen Freiheit und Sicherheit am Herzen. Der 47-jährige Autor von Texten im Comedy-, Kabarett- und Kinderfernsehbereich ist gebürtiger Brandenburger, lebt derzeit in Dresden und tritt seit zehn Jahren als Solo-Kabarettist auf. In Franken spiele er recht gerne: "Das ist ein aufgeschlossenes Publikum", sagt er.