Als Junior-Ranger sollen Kinder die Bedeutung verschiedener Schutzgebiete erfahren. So lernen sie bei ihrem Bundestreffen die Ökologie um Hammelburg kennen.
Vincent weiß sogleich, was der kleine weiße Punkt auf der Blattunterseite der Fetthenne zu bedeuten hat. Es ist das Ei eines Schmetterlings. Auch mit Eidechsen kennt er sich aus. Schließlich ist er ein Junior-Ranger.
Das Ei auf dem Blatt gehört dem Fetthennen-Bläuling, erklärt Naturführerin Katja Winter. Das Insekt ist ein typischer Vertreter der Trockenstandorte an den Muschelkalkhängen im Saaletal. Zusammen mit anderen jungen Naturinteressierten erkundet Vincent diesen speziellen Naturraum am Hammelberg.
Denn Hammelburg ist der diesjährige Veranstaltungsort des Bundestreffens der Junior-Ranger. Aus ganz Deutschland sind sie angereist, um vier Tage lang die Natur im südlichen Teil der Rhön kennenzulernen.
Auf dem Jugendzeltplatz am Schloss Saaleck haben die Gäste ihr Quartier aufgeschlagen - mit den Betreuern sind es mehr als 400 Personen.
Auf dem Gelände zeigen einzelne Gruppen, was die Junior-Ranger so machen: Eine hessische Gruppe betreut zum Beispiel mehrere Bienenvölker und produziert eigenen Honig. Auch bei der Kartierung der Vorkommen von Wildkatze und Milan helfen die Junior-Ranger.
Das Junior-Ranger-Programm läuft unter dem Dach von Europarc. Den Anfang machte 1998 eine Gruppe im Bayerischen Wald, wie Karl Friedrich Sinner, Vorstandsmitglied von Europarc Deutschland erklärt. Diese Organisation fasst die verschiedenen Schutzgebiete wie Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks zusammen. Seit 2008 ist das Junior-Ranger-Programm deutschlandweit ausgerichtet.
Die Kinder sollen in den jeweiligen Schutzgebieten Wissen um die ökologischen Besonderheiten gewinnen. Die einzelnen Junior-Ranger-Gruppen sind ein Angebot für die dortigen Kinder.
Die Bundestreffen dagegen geben ihnen die Möglichkeit, die Natur in anderen Schutzgebieten außerhalb ihrer Heimatregion zu erkunden.
Das ganze soll aber keine reine Lernveranstaltung sein. Neben Exkursionen stehen beim Bundestreffen daher Spiele und eine Rallye mit verschiedenen Stationen in und um Hammelburg auf dem Programm. So müssen die Kinder zum Beispiel aus Wasserkästen, Holzleisten und einer Plane ein Floß bauen, mit dem sie am Bleichrasen die Saale überqueren können.
Laut Sinner gibt es 85 aktive Junior-Ranger-Gruppen in Deutschland. An der Küste helfen die Kinder etwa beim Robbenmonitoring. Die Rhön als Biosphärenreservat hat ebenfalls eigene Gruppen: Im hessischen Teil sind gleich vier aktiv, im thüringischen und bayerischen jeweils eine.
So ist eine Junior-Ranger-Gruppe am Haus der Schwarzen Berge angegliedert.
Heike Gögelein, für die Umweltbildung beim Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön zuständig, hat sie im vergangenen Herbst gegründet und betreut sie. Die Gruppe zählt 14 Kinder aus der Umgebung um das Haus der Schwarzen Berge, die sich alle zwei Wochen treffen. Die Mitglieder kümmern sich um einen Selbstversorgergarten an der Einrichtung, haben Pilze gesammelt oder Smoothies aus Kräutern hergestellt. "Man kann dabei viel über die Natur lernen", sagt die neunjährige Clara.
Das Junior-Ranger-Programm richtet sich an Kinder von sieben bis 14 Jahre. Mittlerweile baut Europarc aber ein Anschlussangebot für ältere Jugendliche auf. Die Idee dahinter ist, sie auf diese Wiese für Ehrenämter im Naturschutz zu gewinnen. Denn bei den Junior-Rangern erwerben sie viel wertvolles Wissen über die Umwelt.