Das Stück "Kleines Mädchen" wurde zur Glanzrolle für Ida Bock. Die 93-Jährige stand mit ihren Mitstreitern im Seniorentheater Euerdorf auf der Bühne.
Senioren spielen für Senioren. Und dies heuer schon im 17. Jahr. "Das kleine Mädchen und der gute Wolf" heißt die Erzählung von Gertie Martin-Schnapp, der Leiterin des Altenheims "Haus der Familie". Diese Geschichte gibt es nicht nur als Theaterstück, sondern auch in Buchform. Ihr weiteres neues Buch will Martin-Schnapp beim Neujahrsempfang vorstellen. Die Bewohner präsentierten jetzt die Uraufführung in ihrem Heim.
Die Darstellerin des kleinen Mädchens aus der Geschichte ist am Vortag ihres Bühnenauftritts gerade 93 Jahre alt geworden. Mit der theaterbegeisterten Bewohnerin Ida Bock ist Martin-Schnapp die Idealbesetzung für die Rolle der Hauptfigur gelungen. "Ich spiele schon seit meiner Jugend gerne Theater", verrät die Darstellerin. Auf der Bühne glänzt sie mit trockenem Humor.
Spielfreude zeigten auch die übrigen Laienschauspieler.
Die Jüngste ist 83, die meisten Mitspielerinnen sind so um die 90 Jahre alt. Einziger männlicher Darsteller ist der 90-jährige Theodor Gerwin, der als Vater des kleinen Mädchens auf die Bühne tritt. Text vergessen? Kein Problem, denn hinter jeder Figur steht eine junge Pflegerin oder Betreuerin. Diese ist genau so kostümiert wie die entsprechenden Darsteller und kann notfalls etwas ins Ohr flüstern.
An der Klarinette Musikalisch mitgestaltet wird die Geschichte des kleinen Mädchens und des guten Wolfes von Franz Josef Schramms Klarinettenspiel. Vorleserin Ulrike Simon-Mattes führt mit verbindendem Text durch die acht Szenen. Die zwischenmenschlichen Werte wie Anerkennung, Elternliebe, Dankbarkeit, Geborgenheit, Freundlichkeit und Trost spielen nicht nur vordergründig in dem Theaterstück wichtige Rollen.
"Ihr habt wunderbar gespielt", bedankt sich Chefin Martin-Schnapp bei den Darstellern, unter denen auch Bewohner aus den Pflegestufen anzutreffen sind. Zwei Wochen lang hat es die Proben für die Theateraufführung gegeben. "Dazu muss man Liebe und Geduld mitbringen", bestätigt die Hauptdarstellerin Bock. "So eine Tätigkeit erhält mich innerlich jung", verrät sie.
Den Text für die Aufführung hat die 93-jährige Ida Bock ohne Hilfe sprechen können. "Ich hatte fleißig auswendig gelernt, und dann war alles im Kopf", zieht sie eine positive Bilanz. Schnell war das anfängliche Lampenfieber weg. "Man sollte sich auch im Alter stets etwas vornehmen und ein Ziel haben", zieht nicht nur Bock das aufmunternde Fazit.
Zurzeit gibt es im Euerdorfer Haus der Familie 38 und im Zweithaus in Windheim (bei Münnerstadt) noch weitere 25 Bewohner.