Das Hammelburger Trautlestal ist eine Weinlage, die heute von der Staatlichen Hofkellerei bewirtschaftet wird. Bei einer Weinwanderung bekamen die Teilnehmer viele Informationen zur aktuellen Weinproduktion und zur Geschichte.
Die Weinberge des Saaletals gelten bei Touristen wie bei Einheimischen als gut besuchte Attraktion, die sie sich gerne erwandern. Gästeführerin und Weindozentin Christian Schmid wartete diesmal mit einer Weinberghütten-Erkundung auf, die rund 25 Interessierte lockten.
Die Hütten der Winzer dienten ursprünglich als Schutz vor schlechtem Wetter bei Arbeiten in den Lagen und zur Arbeitsgeräte-Aufbewahrung. Natürlich legten die Winzer hier auch ihre wohlverdienten Pausen ein, und zu Kriegszeiten nutzten die Menschen die versteckten, einfachen Gehäuse manchmal als letzten Fluchtpunkt bei Angriffen auf Städte und Dörfer.
Im Zuge der Exkursion, bei der Gästeführerin Schmid ihren Gästen Wissenswertes über die Hammelburger Weinlagen, die Rebsorten, die Landschaft und die Natur nahe brachte, tauchte auch wieder eine Lage auf, deren Besitz und Bewirtschaftung etwas in Vergessenheit geraten ist - die
Staatliche Hofkellerei Würzburg im "Trautlestal".
Schmackhafter Außenposten Zwar kennen "Schoppenzwicker" die wohlschmeckenden Tropfen dieser Hammelburger Traditions-Lage, wissen aber meist sonst nur wenig über die an der Seeshofer Straße gelegenen Weinberge. Der Untererthaler Winzer Klaus Schäfer ist Leiter des zehn Hektar großen Betriebs der Hofkellerei. Das Trautlestal ist ein modern geführter Außenbetrieb der Würzburger, die ihren Sitz in der Residenz der Bezirkshauptstadt und einen der schönsten Weinkeller Europas besitzen.
Die Hofkellerei besitzt zahlreiche Lagen in Franken, der "Außenposten" Hammelburg wurde deshalb - wie Handthal oder Iphofen - der Region Steigerwald zugeschlagen. Klaus Schäfer bewirtschaftet die Fläche mit einigen Helfern.
Hier baut er zur Hälfte die Rebsorte Müller-Thurgau an, rund 40 Prozent sind dem Silvaner gewidmet, und auf zehn Prozent steht der neu gepflanzte Kerner.
Erinnerungen an frühere Zeiten "Früher war hier die weniger frostempfindliche ,Perle‘ zuhause, die, im so genannten ,Acker‘, dem kältesten Teil des Weinbergs, sich gut für einen Eiswein eignete", erinnert sich Carola Gartenmeister, die als Kind hier an des Vaters Arbeitsstätte oft verweilte. "Ach wäre ich nur im Weinberg geblieben, das war eine schöne Zeit", erinnert sich die Hammelburgerin, bei einem 2013er Müller-Thurgau, Kabinett, nebst Frischkäse mit Bärlauch oder Kräutern auf Untererthaler Bauernbrot. Die Hammelburgerin ist in einem sozialen Beruf tätig ist.
Auch Josef Ruppert kennt diese Landschaft noch aus der Kindheit.
"Ich war in den 70er Jahren bei den Weinlesen im Trautlestal dabei. Mein Onkel war der Betriebsleiter und mein Vater arbeitete hier 26 Jahre lang." Damals wurde jede Butte Trauben gewogen, um zu ermitteln, wie viele Kilo man einfuhr. "Wir Kinder durften für jede Butte einen Stein in eine Reihe legen und dann die Zahl der geernteten Butten zusammen rechnen", erinnert er sich.
Kerniges Aroma Das Areal der Staatlichen Hofkellerei in Hammelburg verfügt über eine bewegte Geschichte. In den 30er Jahren als "Reichs-Rebschnittgarten" definiert, sollte der Betrieb 1994 aus finanziellen Erwägungen verkauft werden. Dr. Hepp, der "hessische Weinpapst", brachte das Trautlestal innerhalb von fünf Jahren wieder hoch.
Doch der Erfolgreiche, der seinen Vertrag verlängern wollte, erhielt keine Option.
Heute erntet Schäfer rund 75 Hektoliter pro Hektar in der Lage Trautlestal und schreibt schwarze Zahlen. Insbesondere der Müller-Thurgau ist bei Weinfreunden beliebt, die ein fränkisch-kerniges Aroma beim Wein bevorzugen. Deshalb kommt die Sorte als eine der bestausgeschenkten Weine bei der "Närrischen Weinprobe" so gut an. Es bleibt abzuwarten, wie die illustren Besucher dieser Veranstaltung im nächsten Jahr den süffigen 2014er Silvaner Kabinett beurteilen.
Was Klaus Schäfer ein bisschen vermisst, ist die Präsentation der Trautlestal-Lagen in einer gemeinsamen Vinothek der Saalestadt. "Da wäre die Hofkellerei gerne mit reingegangen", betont er. Doch diese Vinothek kam nie zustande, bedauert der Wein-Fachmann.