Hammelburger Kreuzweg ist eine Sehenswürdigkeit

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Restaurator Clemens Muth ergänzt den abgebrochenen Putz.Foto: Arkadius Guzy
Restaurator Clemens Muth ergänzt den abgebrochenen Putz.Foto: Arkadius Guzy
Die Gesichter der Figuren sind ausdrucksstark gestaltet.Foto: Arkadius Guzy
Die Gesichter der Figuren sind ausdrucksstark gestaltet.Foto: Arkadius Guzy
 
Einige Stationen schmiegen sich an die Klostermauer.Foto: Arkadius Guzy
Einige Stationen schmiegen sich an die Klostermauer.Foto: Arkadius Guzy
 

Die Stationen am Saalecker Schlossberg verlangen Jahr für Jahr Pflege. Der Aufwand lohnt sich. Das Denkmal weist einige Besonderheiten auf, die ihm überregionale Bedeutung verleihen.

Mit einem feinen Spachtel streicht Clemens Muth eine millimeterdünne Putzschicht an die Wand. Der Mörtel ist kleinkörnig gemischt, um ihn dem historischen Putz der Kreuzwegstation anzugleichen. Der Restaurator hat zusätzlich Pinselborsten beigemischt. "Der alte Putz ist sehr fein und mit Kälberhaaren als Armierung vermengt", erklärt Muth. Trotz der Qualität der alten Arbeit zeigen sich nun aber Risse im Inneren der 14. Kreuzwegstation.

Diese ist als eine kleine Kapelle gestaltet und stellt die Grablegung Christi und zugleich seine Auferstehung dar. Die Figuren sind noch in einem guten Zustand, allerdings muss der Wandputz stabilisiert werden. Muth ersetzt lose Putzstellen und verschließt die Risse, indem er Sumpfkalk injiziert. Die farblichen Ornamente an den Wänden verlieren auch bereits an Substanz. In den kommenden Jahren müssen sie wohl ebenfalls restauriert werden.

Der Erhalt aller 14 Kreuzwegstationen ist eine Lebensaufgabe, die Lebensaufgabe von Reiner Baden. Einmal pro Woche sei er am Schlossberg. "Der Kreuzweg ist mir ans Herz gewachsen", sagt der 74-Jährige. Seit er als Angestellter der städtischen Bauverwaltung die große Restaurierung in den 1990er Jahren begleitete, lässt ihn das Denkmal nicht los.


Spender helfen beim Erhalt

Er sammelt unermüdlich Spenden, damit die jährliche Wartung bezahlt werden kann. Außerplanmäßige Reparaturen, wie jetzt an der 14. Station, müssen zusätzlich finanziert werden. Seit 2003, seit der Erhalt über die Privatinitiative gesichert wird, sind laut Baden insgesamt mehr als 40 000 Euro zusammengekommen. Hört sich viel an, doch das Denkmal verlangt nach einer regelmäßigen Pflege. "Die Spenden reichen immer gerade so für die jährliche Wartung", sagt Baden.

Jedes Frühjahr werden die Stationen kontrolliert und geputzt. Damit sind drei Leute etwa drei bis vier Tage beschäftigt, wie Muth erklärt. Der Schmutz müsse entfernt werden, weil er sonst die Feuchtigkeit festhalte, was wiederum zu Schäden führen würde. Bewuchs mit Flechten bleibt meistens unberührt. Bei einer radikalen Reinigung verlöre der Sandstein nur Substanz mit, erläutert Muth.

Der Restaurator arbeitet fest mit Baden zusammen und kümmert sich im Rahmen eines Wartungsvertrags jedes Jahr um den Kreuzweg, wobei er sich mit seinem Einsatz großzügig zeigt. Denn auch Muth ist das Denkmal ans Herz gewachsen. Er schätzt die künstlerische Qualität der Bildhauerarbeit. Der Fachmann meint: "Man muss sich zum Beispiel an der Kreuzigungsgruppe die Gesichter der beiden Schächer anschauen - sie sind physiognomisch toll gestaltet." Viele der Figuren tragen sehr expressive Züge, die die Kreuzigungsgeschichte besonders plakativ und eindrücklich erzählen. "Bei den Soldaten sieht man richtig den Hass im Gesicht", beschreibt Baden.


Werk ist Vorbild für Würzburg

Die Franziskaner ließen den Kreuzweg im Jahr 1733 anlegen. Der Hammelburger Bildhauer Johann Jakob Faulstieg gilt als ausführender Künstler, zusammen mit mindestens einem Helfer. "Es gibt viele Besonderheiten, auf die hingewiesen werden kannt", sagt Baden. Das gilt nicht nur für die Details in den Darstellungen der einzelnen Stationen. So führt der Kreuzweg als Rundweg durch die Leidensgeschichte Jesu. Er endet nicht mit der Kreuzigungsgruppe, sondern setzt mit der 14. Station die Grablegung und Auferstehung in Szene.

Allein die Dimension der Anlage lässt den Hammelburger Kreuzweg für Muth herausragend erscheinen. Als einzige Konkurrenz gilt für ihn nur der Kreuzweg hinauf zum Würzburger Käppele, für den das Hammelburger Werk Vorbild gewesen sein soll.

Umso mehr verwundert es Baden, dass die Stadt den Kreuzweg am Saalecker Schlossberg touristisch nicht stärker bewirbt. Darauf weist er seit Jahren immer wieder hin. Baden wünscht sich zum Beispiel eine spezielle Führung auf dem Rundweg. Eine Ausarbeitung dafür hätte er zur Hand.