Mit dem Kauf des Klosters Altstadt hat die Musikakademie in Zukunft mehr Spielräume. Allein die Zahl der Betten wächst von 120 auf 150 an. Für die Franziskaner endet eine 360-jährige Tradition in der Saale-Stadt.
Jetzt ist es amtlich: Das Kloster Altstadt hat den Besitzer gewechselt. Am Freitag gab es den Notartermin zur Eigentumsübertragung für Pater Cornelius Bohl, Provinzialminister der Deutschen Franziskanerprovinz, und Landrat Thomas Bold (CSU), dem Vorsitzenden des Trägervereins der Bayerischen Musikakademie Hammelburg.
"Der Kaufpreis bleibt geheim", erläuterte Bold und wies darauf hin, dass der Betrag angemessen und durch die kapitalisierten Mietzahlungen der vergangenen Jahre das Meiste bereits abgedeckt sei. Den Kauf wertete Bold als wichtiges Signal für Politik und die katholische Kirche. "Beschlüsse von beiden Seiten sind die Grundlage dafür gewesen", so Bold. Außerdem gebe es eine Vereinbarung der Musikakademie mit dem Segen der Diözese Würzburg darüber, dass das Kirchengebäude an die ansässige Kirchenstiftung gehe und durch den Hammelburger Stadtpfarrer für die Seelsorge genutzt werde.
"Auch die Gegenstände bleiben dort", versicherte der Landrat.
Gute Zusammenarbeit seit 1980 "Ein langer Entwicklungsprozess hat heute seinen Abschluss gefunden", wies Bold auf die Geschichte der im Jahr 1980 gegründeten Musikakademie und die seitdem bestehende gute Zusammenarbeit mit den Franziskanern hin. In seiner Rückschau blickte er auf erhebliche Investitionen in frühere Bauten, auf den Ausbau des Felsenkellers und schließlich auf die gründliche Sanierung der angemieteten Klosterräume.
Jetzt ermögliche der Kauf, dass weitere Räume des Klosterbereichs für die Zwecke der Musikakademie genutzt werden können, nachdem auch diese in den nächsten Jahren saniert werden. Investiert werden müsse ebenfalls in Heizung und Dach, so Bold.
Das Bettenkontingent könne von derzeit 120 dann auf bis zu 150 Betten aufgestockt werden.
Franziskaner prägten die Region "Erleichterung und Dankbarkeit" empfinde er, sagte Pater Cornelius, der mit Sitz in München für ganz Deutschland zuständig ist. Die Musikakademie habe jetzt das gesamte Klosterensemble übernommen. Dadurch ergebe sich auf Dauer eine sinnvolle Nutzung, was den Standort in Hammelburg stärke. "Es ist schon eine Portion Wehmut dabei, wenn wir Franziskaner uns von guten Orten verabschieden müssen", verriet der Pater. Vor allem hier, wo für das Kloster Altstadt Hammelburg eine 360 Jahre lange Tradition bestehe. "Die Franziskaner haben diese Gegend mitgeprägt und es ist schwierig, solche Orte aufzugeben", so Pater Cornelius.
Dankbar sei er dafür, dass es mit der Übernahme durch die Musikakademie eine gute Nachfolgelösung gebe.
In Deutschland gebe es noch 37 Niederlassungen der Franziskaner, bestätigte Pater Cornelius. Zwei Drittel seiner 320 Brüder seien über 70 Jahre alt. "An vielen Stellen machen wir uns Sorgen, wie es weiter gehen soll", sagte Pater Cornelius. Von einigen Aufgaben und Orten müssen sich die Franziskaner auch noch in Zukunft verabschieden. Von den Umbrüchen der Zeit bleibe auch der Kirchenbereich, inklusive der vielen Ordens- und Pfarrgemeinschaften, nicht verschont. Aus den ehemaligen vier deutschen Provinzen der Franziskaner sei mittlerweile im Zusammenschluss eine einzige Franziskanerprovinz entstanden.
Weitsichtiger Mietvertrag "Die Chemie der Vertragspartner stimmt", begrüßte Bürgermeister Armin Warmuth den Kauf, der die Weiterentwicklung der
Musikakademie ermögliche. Das Klostergebäude sei mit Leben gefüllt und die Kirchengemeinde stehe ebenfalls positiv hinter der Veränderung. "Die Leute lieben diese Klosterkirche", bestätigte Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher die hohe emotionale Bindung zur Kirche. Zudem präge das Kloster Altstadt das Hammelburger Stadtbild.
Spätestens mit Abzug der Franziskaner-Patres Dogobert (lebt jetzt in München) und Bonaventura (verstorben) sowie Frater Pius Pfaller (jetzt in der Seniorenstation Vierzehnheiligen) im November 2014 war abzusehen, dass gehandelt werden musste. Zumal der Musikakademie ja schon 2006 eine Kaufoption innerhalb einer langfristigen Nutzung (25 Jahre) bei Abzug der Franziskaner eingeräumt war. Die damals angemieteten Klosterräume wurden in den Jahren 2003 bis 2008 von Grund auf saniert. Der Ersatzbau einschließlich aller Sanierungsarbeiten des Felsenkellers ab 2001 hielt die Akademie rund 15 Jahre auf Trab. Mit dem Kauf des gesamten Klostergebäudes ist jetzt ein weiterer Meilenstein erreicht.