Mit dem neuen Schuljahr startet die "Mittelstufe Plus" in Hammelburg in die Pilotphase. Damit kommt ein früher übliches Unterrichtsmodell zurück.
Das neunjährige Gymnasium ist zurück. Zumindest an bayernweit 47 Gymnasien, die zwei Jahre lang die "Mittelstufe Plus" erproben. Im Landkreis Bad Kissingen ist das Frobenius-Gymnasium mit dabei.
In Hammelburg war das Interesse an dem neuen Angebot groß. Laut Schulleiter Helmut Schreiner haben sich 50 Schüler beziehungsweise deren Eltern für die "Mittelstufe Plus" entschieden. Damit starten gleich zwei achte Klassen in diese neuartige Form des neunjährigen Gymnasiums. "Wir hatten bereits vor der Anmeldephase mit Interesse gerechnet, aber das es so groß sein werde, hatten wir nicht erwartet", sagt Schreiner. Abwanderungen von anderen Gymnasien des Landkreises nach Hammelburg hat es nach Angaben des Schulleiters jedoch nicht gegeben.
Eine Klasse mehr Zeit
Nur 15 Schüler bleiben mit dem Übergang von der siebten in die achte Jahrgangsstufe in der
regulären, achtjährigen Schiene. Drei Viertel der Hammelburger Achtklässler machen also bei der "Mittelstufe Plus" mit.
Sie durchlaufen die Klassen 8 bis 10 in vier statt in drei Jahren: Zwischen die Jahrgangsstufen 9 und 10 wird die neue Jahrgangsstufe 9+ eingeschoben. In die können einzelne Fächer ausgelagert werden, um eine Ballung zu vermeiden. Die wöchentliche Stundenzahl reduziert sich, und zumindest in den ersten drei Jahren gibt es keinen Nachmittagsunterricht. "Dass es keinen Nachmittagsunterricht gibt, hat mir sehr gut gefallen", sagt Sibylle Korch. Auch ihren Sohn Julius hat das überzeugt.
Nach einem Informationsabend am Frobenius-Gymnasium, auf dem das Konzept für die "Mittelstufe Plus" vorgestellt worden war, entschieden sich beide für das Modell. "Bei einer Probeabstimmung an dem Abend konnte man schon sehen, dass das Interesse beachtlich ist", berichtet Korch.
Die Motive für die Wahl der "Mittelstufe Plus" seien sehr verschieden, erklärt Schreiner. So könnten Schüler zum Beispiel ihre privaten und ehrenamtlichen Interessen mit der Schule zeitlich besser vereinbaren.
Korch meint: "Die Eltern möchten einfach, dass der Druck von den Kindern genommen wird." Die Mutter war im vergangenen Schuljahr für die siebte Klasse ihres Sohnes Klassenelternsprecherin und kennt daher auch die Argumente anderer Familien.
Bei der Entscheidung für oder gegen die "Mittelstufe Plus" hat bei einigen wenigen offenbar eine Rolle gespielt, ob Freunde der Kinder mitwechseln. Denn wegen des neuen Angebots sind die Klassenverbände der siebten Jahrgangsstufe mit dem jetzigen Vorrücken in die achte Jahrgangsstufe neu zusammengewürfelt worden.
Nach der zweijährigen Versuchsphase, wenn das Frobenius-Gymnasium und die anderen Pilotschulen in Bayern genug Erfahrungen mit der "Mittelstufe Plus" gesammelt haben, soll das Angebot auch allen anderen Gymnasien zur Wahl stehen. Für Korch ist der große Zuspruch in Hammelburg ein klares Plädoyer der Eltern für eine neunjährige Gymnasialzeit.