Flüchtlingsfamilie kommt zusammen

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Brigitte Bauer (links) und Margit Pfisterer vom Freundeskreis für Flüchtlinge hoffen mit Vaalid Tokhosashvili auf eine baldige Zusammenführung der Familie. Foto: Wolfgang Dünnebier
Brigitte Bauer (links) und Margit Pfisterer vom Freundeskreis für Flüchtlinge hoffen mit Vaalid Tokhosashvili auf eine baldige Zusammenführung der Familie. Foto: Wolfgang Dünnebier

Der Freundeskreis für Flüchtlinge hat offenbar mit Erfolg für eine Asylbewerber-Familie gekämpft. Sie kommt wieder zusammen. Die Unterstützer müssen dabei aber noch ein Problem lösen.

Vor einer glücklichen Wiedervereinigung steht die junge georgische Familie, die im Juni durch Abschiebung der Mutter mit ihren drei Kleinkindern nach Ostpolen getrennt worden war. In einer morgendlichen Aktion hatten Polizisten die Mutter aus dem Flüchtlingswohnheim mitgenommen, während der Vater außer Haus war (wir berichteten).

Jetzt gibt es eine neue Entscheidung des Verwaltungsgerichts. Die Abschiebung war zwar rechtens, nicht aber die dauerhafte Trennung der Eltern. Unerheblich seien die Gründe für die Trennung. Es gehe um das Wohl der Kinder, zitiert der Bayerische Rundfunk eine Gerichtssprecherin.

Zur Frage, warum die Mutter mit den Kindern alleine abgeschoben worden war, gibt es weiter verschiedene Darstellungen. Das Landratsamt argumentiert, der Vater habe sich durch Flucht entzogen. Der Freundeskreis sagt, er sei zum Joggen unterwegs gewesen.

Das spielt nun keine Rolle mehr. Nach der Gerichtsentscheidung hofft der Vater, dass er Frau und Kinder rasch wieder in seine Arme schließen kann. Seine jüngste Tochter ist jetzt gerade mal sieben Monate alt. Wann genau und wie die 21-jährige Mutter zurück nach Deutschland kommt, ist noch unklar.

In Hammelburg ist kein Platz

"Wir haben gekämpft und sind jetzt überglücklich", sagt Brigitte Bauer vom Freundeskreis für Flüchtling und nimmt dabei Vaalid Tokhosashvili in den Arm. Noch vorletzte Woche hatte sich die Situation dramatisch zugespitzt. Der noch trauernde 26-jährige Vater musste intensiv medizinisch betreut werden.

Unterdessen sieht Margit Pfisterer vom Freundeskreis das nächste Problem kommen. Die zurückkehrende Mutter solle mit den Kindern in das Flüchtlingswohnheim in Bad Brückenau einquartiert werden, weil in Hammelburg kein Platz frei sei. "Schon wieder in die Fremde, das geht nicht", sagt sie.

Mari Bagockashvili und die Kinder hatten sich im Hammelburger Heim einen Bekanntenkreis aufgebaut. Hinter dem Haus liegt seit drei Monaten ein verwaister Sandhaufen. Mit ihm wollte die junge Mutter einen Spielplatz gestalten, sagt Brigitte Bauer. Auch damit es mit dem Projekt weiter geht wäre es sinnvoller, eine erst kürzlich eingezogene Familie nach Bad Brückenau umzuquartieren.

Deutliche Kritik äußern die Vertreterinnen des Freundeskreises an der Darstellung des Landratsamtes, die Abschiebung der Mutter mit ihren Kindern sei in ein menschenfreundliches Flüchtlingslager erfolgt. Mari Bagockashvili habe am Telefon ganz anderes berichtet.

Ihr und den Kindern gehe es nicht gut. Sie sei in einem kleinen Zimmer mit vergitterten Fenster untergebracht. Dorthin werde auch das Essen gebracht. Darüber hinaus gebe es Kochplatten für je 35 Insassen. Die kleine Tochter Bahawdin bekomme Brei, aber für Saurbek (1) und Mukhamad (3) gebe es keine kindgerechte Nahrung. Sie bekämen kein Gemüse, keine Milchprodukte und fast kein Obst. Nur ab und zu einen Apfel, den die Mutter mit den Kindern teile.

Lager ist nicht kindgerecht

Das Spielzimmer sei ein Raum mit vier schmutzigen Stofftieren. Den Schlüssel dafür gibt es nach Lust und Laune des Kommandanten. An die frische Luft dürfe man nur drei Stunden am Vormittag und drei Stunden am Nachmittag. Bei Regen dürfen laut telefonischen Schilderungen von Mari Bagockashvili nur die Raucher auf den eingezäunten Hof mit Wachtürmen und Überwachungskameras.

Dort gebe es mehr Wachbeamten mit Schlagstöcken, Handschellen und Funk, als Insassen. Wenn jemand aggressiv werde, drohten die Aufseher mit KZ und wegsperren. Ersatz für verbrauchte Medikamente habe es nicht gegeben.

Eigentlich wollte Vaalid Tokhosashvili seiner Frau nachreisen, um ihr beizustehen, erläutert Brigitte Bauer. Doch nachdem er in Polen vormals nicht als Flüchtling anerkannt worden sei, hätte man ihn nicht erneut einreisen lassen.

Jetzt schöpft er wieder Hoffnung und will sich mit seiner Familie etwas in Deutschland aufbauen. Ob es gelingt, ist unklar. Zunächst hat er eine Duldung im Land bis 2015. Dafür stand ihm Bauer bei einer dreieinhalbstündigen Anhörung in Zirndorf bei. Um Missverständnisse bei der Übersetzung auszuschließen, war zusätzlich ein Dolmetscher aus den Reihen des Freundeskreises dabei.

Ein Lichtblick in der ungewissen Warterei ist für den Asylbewerber neuerdings ein Ein-Euro-Job im Altersheim. Darüber hinaus will er Deutsch lernen und hat sportliche Ambitionen. Er bereitet sich mit konsequentem Training auf die deutsche Kickbox-Meisterschaft vor. Der Traum des gelernten Rechtsanwaltsgehilfen ist eine Karriere als Profi-Kickboxer.

Unterdessen bereitet der Freundeskreis Asyl unter dem Eindruck der Familientrennung einen Informationsabend zur Asylpraxis im Landkreis Bad Kissingen vor. Am 12. Oktober spricht dazu Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Wolfgang Dünnebier