Hans-Josef Fell macht den Landwirten Hoffnung. Und auch Kreisobmann Karlheinz Vogler glaubt: "Wir Landwirte sind keine Ölscheichs, haben aber die Energiewende in unserer Hand" .
Die Energiewende steht im Blickpunkt der Landwirte. Zur Mitgliederversammlung des Maschinen- und Betriebshilfsringes (MR) Saale-Rhön hatte Vorsitzender Siegfried Brand ins Obererthaler Gasthaus Brust eingeladen. Im vollen Saal war man ganz besonders auf MdB a. D. Hans-Josef Fell (Bündnis 90 / die Grünen) gespannt. Den Abend moderierte Rudolf Weber.
Landwirt Franz Weber, einer der 15 Betreiber und Mitinvestoren der Biogasanlage Fuchsstadt, ist recht zufrieden: "Ich habe mein Engagement nicht bereut. Es rechnet sich und sichert nicht nur mir die Zukunft", ist Weber überzeugt. "Ich bin froh, dass der MR Saale-Rhön uns die gesamten Abrechnungen erledigt", betont er.
Vorrat für zwei bis drei Jahre Mit der Arbeit an dieser Biogasanlage sind Thomas Roth, Daniel Lambrecht und Markus Fella beschäftigt.
"Wir haben noch genug Vorrat im Maissilo für zwei bis drei Jahre", bestätigt Roth. Je besser das Mais-Material sei, desto effektiver sei die Ausbeute.
Die Fuchsstädter Anlage liefert stündlich 725 Kilowatt Strom, bestätigt Franz Weber. Die Anlage wurde 2006 gebaut. "Da war das Bauen noch preiswerter als heute", sagt Weber. Gerade die Gemeinsamkeit der 15 Investoren, die tatkräftig in die Realität umgesetzt wurde, beeindrucke ihn noch heute. "Einer alleine hätte dieses Projekt überhaupt nicht stemmen können", ist er überzeugt.
Denn problemlos sei die Technik nicht gelaufen. "Die technischen Geräte verschleißen nach einer gewissen Zeit", so Weber. Als besonderes Schmankerl bezeichnet er die nutzbare Abwärme, die per Warmwasser-Fernleitung für den Bereich Saale-Kaserne auf dem Hammelburger Lagerberg genutzt wird.
In der Biogasanlage Langendorf zum Beispiel verpuffe diese Abwärme leider noch ungenutzt.
Referent Fell, mittlerweile Präsident der Energy Watch Group, richtete seinen energetischen Blick auf die Zukunft, speziell auf die Jahre um 2030. Denn dann würden die Vorräte der fossilen Energien - seiner Berechnung nach - ihrem Ende entgegen gehen. "Welche Chancen und Risiken ergeben sich dann für die Landwirtschaft?", leitete Fell die Betrachtung der Energiewende ein. Seine persönliche Antwort: Auf alle "Felle" hundertprozentige erneuerbare Energie!
Brisante Aktualität in dieser Zeit der Krimkrise zwischen Ukraine und Russland hatte Fells Gasbetrachtung: "Gas ist nicht gleich Gas", wies er auf den Unterschied von Erdgas und Biogas hin. Während Deutschland beim Erdgas von der russischen Leitung abhängig sei, liege der Vorteil in der dezentralen Versorgung durch Biogas aus der eigenen Region.
Nach der Photovoltaik liege Biogas an zweiter Stelle bei den alternativen Energien. Gefolgt von Wind- und Wasserkraft.
Ökostrom für Schweinfurt "Brauchen wir die riesige Stromtrasse aus Norddeutschland?", wollte BBV-Kreisobmann Karlheinz Vogler wissen. Darauf habe er nur ein zögerliches "Ja", so Fell. Ihm würden exakte Berechnungsgrundlagen noch fehlen. Immerhin könnten Stromspitzen und Versorgungsengpässe dann kompensiert werden. "Ich bedaure, dass die Windkraft in Bayern durch hohe Auflagen erneut unter Beschuss gerät und die Laufzeiten einiger Atomkraftwerke noch verlängert wurden", so Fells Kritik.
Dennoch machte er den Landwirten mit seinem positiven Fazit Mut: "Eines Tages werden Sie mit erneuerbaren Energien den Strom für die Schweinfurter Industrie liefern".
Erfreuliche Zahlen "Trotz des fehlenden Winterbetriebs gibt es erfolgreiche Zahlen aus 2013", freute sich Vorsitzender Brand über die Bilanz des MR Saale-Rhön. Geschäftsführerin Brigitte Haas berichtete über die steigende Zahl der Aufträge und stellte ein Anwachsen der Vollerwerbsbetriebe auf durchschnittlich rund 90 Hektar fest. Neben der technischen Seite mit Schleppern und Maschinen gibt es auch die soziale Hilfe: "Die Dorfhelferinnen waren bei 14 Familien mit knapp 1200 Stunden im Einsatz", so der Jahresbericht.
"Die Zertifizierung ist bei uns gefragt", bestätigte Geschäftsführer Werner Link vom MR Rhön-Spessart-Main.
Bio-Kettenöl und benzolfreies Benzin seien längst Selbstverständlichkeiten beim Einsatz in Wald und Flur. Neu war jedoch der Diesel-Kontrakt für preisgünstige Bestellungen großer Mengen, spezielle Handy-Verträge und eine neue Homepage. Den Rundumservice biete der MR Rhön-Spessart-Main zum Beispiel auch für die neue Hackschnitzelheizung der Euerdorfer Einhard-Volksschule.
"Die Maschinenringe sind aus den bäuerlichen Betrieben nicht mehr wegzudenken", bestätigte stellvertretende Landrätin Magdalena Dünisch (FW/ CBB). Sie lobte die Zusammenarbeit der Landwirtschaft mit den kommunalen Verbänden. "Mit der Aufhebung der Tonnagebegrenzung für landwirtschaftliche Nutzwege bin ich einverstanden", signalisierte Bürgermeister Ernst Stross (SPD). Im Blick hatte er aber auch die Problematik der Saale-Futterwiesen.
Vogler kritisierte die "bodennahe Gülleausbringung" und "Stickstoffausbringung im Herbst". Aufgeschlossen für die erneuerbare Energie zeigte sich Walter Fürst vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) aus Bad Neustadt. Er befürwortete das stabile Netz mit der Stromautobahn.