Landrat Thomas Bold verlieh Kulturehrenbriefe an neun verdiente Persönlichkeiten aus dem Landkreis. Das Spektrum ihres Engagements reicht von Mundart-Theater über Pflege von alten Bräuchen bis hin zur Leitung von Chören.
Thomas Bold hatte an diesem Abend ein besonderes Anliegen: den Franziskanern zu danken, deren Kloster Altstadt nach rund 350 Jahren nun aufgelöst wird. "Dieser Orden hat Hammelburg und den Landkreis Bad Kissingen geprägt", unterstrich der Landrat. Und mit dieser Einschätzung ist er nicht allein, wie der lange Applaus in der voll besetzten Kirche des Klosters zeigte.
"Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben", sprach Bold die kulturellen Bedürfnisse den allgemeinen Menschenrechten zu. Am Sonntag überreichte er neun ehrenamtlich Schaffenden den Kulturehrenbrief.
"Zutiefst gerührt und stolz" "Ich bin zutiefst gerührt von dieser Ehre und auch stolz", sagte Renate Kröckel. Nie hätte sie mit einer solchen Auszeichnung gerechnet.
Mit der von ihr geleiteten Mundart-Theatergruppe "Kümmi-Damen" setzte sie vor drei Jahrzehnten die 100-jährige Tradition des Westheimer Laientheaters fort.
Aus einer Damen-Gymnastikgruppe des Westheimer FC heraus entstand 1984 das gemeinsame Theaterspiel, das sich durch lockere Sketche und bodenständigen Humor auszeichnet. "Am liebsten wäre es mir, wenn alle Kümmi-Damen so eine Auszeichnung erhalten hätten", meinte sie.
Renate Kröckel habe sich durch langjährige Vorstandsarbeit beim FC ausgezeichnet, bestätigte Bold und fügte an: "Und 30 Jahre lang leiteten Sie die Gymnastikgruppe der Westheimer Turnerfrauen."
Gewissermaßen ein Urgestein des kulturellen Schaffens ist Joachim Hartling aus Riedenberg. Er gründete 1991 den Riedenberger Obst- und Gartenbauverein und verwirklichte zahlreiche Projekte zur Gestaltung der heimatlichen Kulturlandschaft.
Bold nannte als Beispiele die Sanierung der Barnsteinquelle und des Erlenbrunnens sowie den Erhalt alter Bräuche und Kulturdenkmäler. Zudem war Hartling maßgeblich an der Riedenberger Dorfbegrünung beteiligt und hatte die Platzpflege des ansässigen SV in seiner Hand.
"Summe meines Engagements" Nun findet der Kulturehrenbrief noch einen Platz unter den vielen Auszeichnungen, die der frühere 2. Bürgermeister schon erhielt: Silbernadel und Ehrenband der Studentenverbindung Frankonia zu Triesdorf, Bronzenadel und Gold der Gemeinde Riedenberg, Verbands-Ehrenabzeichen des Bayerischen Fußball-Verbandes, Silber mit Gold vom BLSV und das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten. "Es ist die Summe meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten, die hier mit dem Kulturehrenbrief zusammenkommt", freute sich Hartling.
"Kultur schafft Lebensqualität, Gemeinsamkeit und Heimatverbundenheit. Ich danke allen im Landkreis, die dazu beitragen, dass dieses Kulturgut hochgehalten wird", sagte Bold. Er richtete seinen Blick auch auf die kulturellen Aushängeschilder des Landkreises, wie die Bayerische Musikakademie in Hammelburg und das Fränkische Theater Schloss Maßbach.
Weitere Kulturehrenbriefe wurden überreicht. So auch an Karl Beudert aus Münnerstadt, der schon 2009 die Ehrenmedaille des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege erhielt und sich für den Rhönklub sowie für die Flurdenkmäler einsetzte. Länger als ein halbes Jahrhundert engagierte sich Beudert in 14 Vereinen ehrenamtlich, weshalb der Landrat ihn "Tausendsassa" nannte.
Den Kulturehrenbrief erhielt auch Annemarie Göbel aus Kleinwenkheim für 22-jährige Vorstandsarbeit im Chor "Sängerlust 1931". Ein weiterer Kulturehrenbrief ging an Arno
Holzheimer aus Bad Bocklet, Leiter und Dirigent der dortigen Blaskapelle seit 32 Jahren.
Einen Kulturehrenbrief erhielt auch Robert Knüttel aus Hetzlos. Der ehemalige Feuerwehr-Kommandant und Dirigent der Hetzloser Musikanten bildet Blechbläser aus und bewies sich seit Jahrzehnten als erfolgreicher Ideengeber. Knüttel trainiert die Jugendteams des FC Frankonia Thulba.
Andrea Metzler aus Aschach engagiert sich im kirchlichen und kulturellen Bereich. Sie leitet den örtlichen Chor und hilft als Vertreterin bei anderen Chören aus. Seit dem Jahr 2000 dirigiert sie den Chor des Gesangvereins in Steinach, seit 2002 ist sie auch Chorleiterin in Garitz. Zudem arbeitet Metzler in überkonfessionellen Frauenkreisen und bei der Altenseelsorge mit.
Der Mitgründer des 1982 aus der Taufe gehobenen Langendorfer Musikvereins, Eugen Pfeffermann, wurde ebenso mit einem Kulturehrenbrief ausgezeichnet.
Seit 1998 ist er Vereinsvorsitzender und gilt als Initiator des beliebten Pizzafestes. In der Bad Kissinger Postkapelle spielt Pfeffermann die Tuba. Ein weiterer Kulturehrenbrief ging an Georg Schmitt aus Nüdlingen. Er ist seit 1999 Vorsitzender des "Folklore-Chors 1974 Nüdlingen - Bad Kissingen".
Siegfried Gottwald, Kreisvorsitzender der Sängergruppe Bad Kissingen, machte sich für die Tradition der Verleihung der Kulturehrenbriefe in seiner Lobrede stark. "Ich hoffe, dass viele junge Menschen sich für die Musik interessieren und dabei auf qualifizierte Dozenten stoßen", wünschte Gottwald.
Mit internationalen Liedern, darunter das Spiritual "Come and go" und Beethovens "Ode an die Freude" setzte der "Folklore-Chor 1974 Nüdlingen - Bad Kissingen" unter Leitung von Natalia Romanetsky im Wechsel mit dem Kreisjugendblasorchester unter Leitung von Mareike Wütscher den musikalischen Rahmen für die Feier.