Drucken als Schulfach

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Einer der 3D-Drucker des Hammelburger Gymnasiums
Einer der 3D-Drucker des Hammelburger Gymnasiums
Milena Meder
Greta (hinten) und Leonie (vorne) bei der Planung ihres Projekts
Greta (hinten) und Leonie (vorne) bei der Planung ihres Projekts
 

Um dem Fortschritt der Technik gerecht zu werden, bietet das Frobenius-Gymnasium in Hammelburg seit drei Jahren das Wahlfach "3D-Druck" an. Mittlerweile hat die Schule zwei Drucker, mit denen die Schüler arbeiten können.

Das Gymnasium in Hammelburg bietet, neben Robotik, seit dem Schuljahr 2019/20 auch das Wahlfach 3D-Druck für technisch interessierte Schüler an. "Wir haben einen großen naturwissenschaftlichen Zweig an unserer Schule. Da ist es logisch, dass wir auch die neuen Technologien vermitteln müssen", verdeutlicht Silke Heid, Stellvertreterin des Schulleiters. Aber sie betont: Für die Umsetzung solcher Projekte brauche es immer auch motivierte Lehrer. Die Idee, den Kurs anzubieten, kam von Wolf-Hagen Schill, Mathe und Physiklehrer der Schule. Inzwischen besitzt das Gymnasium nicht mehr nur einen, sondern bereits zwei Exemplare eines 3D-Druckers.

"Es war eine Herzensangelegenheit", verdeutlicht Schill seine Intention. Auch die Schulleitung war von der Idee begeistert. Das Wahlfach 3D-Druck läuft mittlerweile schon das dritte Jahr in Folge. Einmal pro Woche treffen sich die Teilnehmer des Kurses in der Mittagspause in einem der Computerräume, um an ihren Projekten zu arbeiten. Dabei beschäftigen sich die Schüler hauptsächlich selbstständig mit der Planung. Der Lehrer steht ihnen vor allem bei Fragen zur Verfügung und hilft am Ende bei der Programmierung des Druckers mit. "Die Schüller sollen lernen, wie man mit dem Computer eine Maschine steuern kann", verdeutlich der Pädagoge. Vermitteln möchte er also in erster Linie die Orientierung im Raum, Design und die richtige Herangehensweise an solche Projekte. Mitmachen dürfen alle Schüler ab der 8. Klasse.

Niedrige Teilnehmerzahl

Im Schuljahr 2019/20 startete der Kurs mit elf Teilnehmern. In der Zwischenzeit hat sich die Anzahl beinahe halbiert. Dieses Jahr belegen nur noch sechs Schüler, zwei Mädchen und vier Jungen, den Kurs. Zusätzlich besucht noch eine Lehrerin das Wahlfach. "Zu Beginn waren sehr viele sowohl in Robotik als auch in 3D-Druck. Das hat sich nun etwas auseinandergezogen", erklärt sich Schill die geringe Teilnehmeranzahl. Die Stellvertreterin des Schulleiters ist der Meinung: "Die Schüler entscheiden sich für maximal ein bis zwei Wahlfächer." Aber: Nicht jeder Schüler belegt freiwillig die Wahlkurse, schließlich finden diese hauptsächlich in der Freizeit der Kinder statt. "Das Angebot nehmen nur diejenigen an, die die Möglichkeit zu schätzen wissen und noch etwas dazulernen möchten." Auch Corona habe Einfluss auf die Motivation der Kinder, stellt sie fest. Für die kommenden Jahr sind die beiden aber optimistisch.

Corona-Pandemie als Hürde

"Es ist das erste Jahr, indem es wirklich von Anfang an losgeht", sagt sich der Lehrer. Durch die Corona-Pandemie wurden viele Wahlkurse immer wieder unterbrochen oder sogar abgesagt - davon betroffen war auch der 3D-Druck. Im ersten Pandemiejahr musste der Unterricht genau dann pausiert werden, als die Modelle der Schüler bereit für den Druck waren. Im letzten Schuljahr lief das ähnlich ab, erinnert sich der Lehrer. Die Arbeit am Computer wäre zwar von zu Hause aus möglich gewesen, das Ausdrucken funktioniert allerdings nur in der Schule.

Schüler wählen selbst aus

Die zwei Mädchen des Kurses, Leonie und Greta, planen aktuell ein eigenes Monopoly mit dem Thema Nahrungsmittel. Die beiden Schülerinnen aus der 11. Klasse sind von dem Angebot begeistert. Leonie ist von Beginn an mit dabei und hat dieses Schuljahr auch ihre Freundin Greta von dem Kurs begeistert. "Ich habe die Druckergebnisse gesehen und fand das ziemlich cool. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, auch mitzumachen", erklärt die Schülerin. Die geringe Teilnehmeranzahl liege daran, dass der Kurs in der Mittagspause stattfinde, vermuten die beiden Mädchen. Warum sich nicht mehr Leute für den Kurs anmelden, versteht auch der 9. Klässler Simon nicht. "Wenn ich meine Drucke zeige, sind alle davon begeistert."

Fantasie hat keine Grenzen

Inzwischen gibt es auch ein P-Seminar "Anfertigen chemischer Modelle mit dem 3D-Drucker", das mit den Geräten arbeitet. In diesem Kurs planen die Schüler Modelle für die Chemie oder Physik am Computer, die im Anschluss mit dem 3D-Drucker ausgedruckt werden. Entstanden ist so zum Beispiel ein Modell der Planten im richtigen Größenverhältnis. Anders als im Seminar macht der Lehrer im Wahlunterricht keine Themenvorgaben. "Die Kinder können selbst entscheiden, was sie machen möchten. Die Grenzen sind die eigene Fantasie", sagt Schill. Den Begriff "Wahlunterricht 3D-Druck" findet der Lehrer allerdings zu eindimensional. Der Inhalt des Unterrichts besteht aus weitaus mehr. "Ich möchte, dass die Schüler am Ende wissen, was man mit dem Computer alles machen kann", verdeutlicht er. Der 3D-Druck ist dabei lediglich eine von vielen Möglichkeiten.Angeschafft wurden die Drucker vom Landkreis Bad Kissingen, über den Sachaufwandsträger der Schule. Beim Erwerb des zweiten Druckers war unter anderem auch die Sparkasse Hammelburg beteiligt. "Man muss sich die Drucker wie eine computergesteuerte Heißklebepistole vorstellen", beschreibt Schill. Es wird eine Spule benötigt, auf der ein Plastikfaden in beliebiger Farbe aufgewickelt ist. Der Drucker wickelt den Faden nach und nach von der Spule ab - ähnlich einer Nähmaschine - und verflüssigt diesen im Anschluss. Dadurch lässt sich das geschmolzene Plastik präzise Schicht für Schicht aufeinander kleben. Bis das Endergebnis fertig ist, kann es allerdings mehrere Stunden dauern. "Es ist sehr spannend zu sehen, was man aus einem Plastikfaden herstellen kann", erzählt der Neuntklässler Simon begeistert. Milena Meder