Der Fliehburg auf der Spur

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Philipp Schinkel und Franz Bechtold studieren im zweiten Mastersemester an der Uni Würzburg Früh- und Vorgeschichte. Jetzt waren sie mit ihren Messgeräten einer Fliehburg auf dem Schlossberg Saaleck auf der Spur. Foto: Gerd Schaar
Philipp Schinkel und Franz Bechtold studieren im zweiten Mastersemester an der Uni Würzburg Früh- und Vorgeschichte. Jetzt waren sie mit ihren Messgeräten einer Fliehburg auf dem Schlossberg Saaleck auf der Spur. Foto: Gerd Schaar

Der Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege vermutet, dass sich vor 1200 Jahren auf dem Schlossberg eine Fliehburg befunden hat. Studenten der Universität Würzburg vermessen für die Geophysikalische Prospektion das Gelände.

Mit Sicherheit hat es eine Fliehburg auf dem Schlossberg Saaleck gegeben. Davon ist der Förderkreis Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg überzeugt. Deshalb waren jetzt Studenten von der Universität Würzburg im Auftrag von Prof. Thomas Link mit ihren Messgeräten dort unterwegs.

"Schon im Februar ist der Förderkreis zur Vorerkundung auf dem Schlossberg gewesen", sagt Kreisheimatpfleger Roland Heinlein. Im Blick war das sagenumwobene "Hamulum Castellum" aus der Zeit des sechsten bis achten Jahrhunderts, also jene merowingisch-karolingische Zeit von Pippin bis Karl dem Großen. Ist Hamulum Castellum identisch mit der Fliehburg, oder ist es an anderer Stelle gewesen? Urkunden existieren von 716 und 777. Man vermutet die frühe Fliehburg auf einem mit Wall und Graben abgegrenzten Plateau im Bereich zwischen Jugendzeltplatz, Truppenübungsplatz und Weinbergen. "Keinesfalls war es im Bereich des heutigen Schlosses Saaleck, das sehr viel später auf dem Bergsporn errichtet wurde", so Heinlein.

Sensible Speziealgeräte

Die Masterstudenten für Früh- und Vorgeschichte Franz Bechtold (aus Thulba) und Philipp Schinkel (aus Coburg) von der Uni Würzburg packen hochsensible Spezialgeräte für die Messung zur so genannten geophysikalischen Prospektion aus ihrem Fahrzeug. Auf einem 200 Meter langen und 20 Meter breiten Geländestück tasten sie mit ihrem Radiometer Zeile für Zeile oberirdisch ab, was sich unterirdisch verbergen könnte. "Wir messen das Erdmagnetfeld und übertragen die Messdaten samt Geo-Koordinaten in eine Computerkarte", sagt Schinkel. "Wenn Störungen im Boden sind, dann ist dort auch das Erdmagnetfeld verändert. Wobei man durch die Messung allerdings nicht angezeigt bekommt, worum es sich handelt."

Fehlmessungen möglich

So kann es Fehlmessungen aufgrund militärischer Hinterlassenschaften (z. B. Munition) im Boden geben, denn schon zu Kaiser Wilhelms Zeiten wurde das Gelände ab 1895 als Übungsplatz genutzt und verändert. Erst das Gesamtbild der gemessenen Strukturen, das nach Bearbeitung frühstens eine Woche später zur Verfügung steht, gibt über Zusammenhänge eine aussagekräftige Information. Dann wird sich erweisen, ob der Förderkreis mit seiner Vermutung des Ortes richtig liegt.

Ähnlich wie andernorts

Roland Heinlein hat Analogien bezüglich Würzburg (Marienberg), Karlstadt, Karlsburg und Hammelburg im Blick. Nach einer frühen Fliehburg auf Berglage kam jeweils die Altstadt bergab, eine mittelalterliche Burg auf dem Bergsporn und später eine Neustadt hinter der Altstadt, so die Gemeinsamkeiten. "In Hammelburg ist die Situation durch Weinbau und Militär auf dem Schlossberg umgeformt worden", sagt Heinlein. Jedenfalls seien bei den Begehungen keine signifikanten Reste von Befestigungen gefunden worden. Der Schlossberg halte gewiss noch einige Überraschungen bereit. Darüber sei sich der ehrenamtliche Arbeitskreis für "Archäologie mittleres Saaletal" einig, so Heinlein.

Rückzug in bedrohten Zeiten

Was ist eine Fliehburg? Es handelt sich zumeist um eine frühmittelalterliche Befestigungsanlage, die an hochgelegenen Orten errichtet wurde. Durch Wall und Graben geschützt, war sie leicht zu verteidigen. Bei Bedrohung durch heranrückende Feinde wurde auch das Vieh in die Fliehburg getrieben. Untersucht worden sei schon die Schwedenschanze bei Elfershausen, bestätigt Heinlein. Der Arbeitskreis habe auch Wüstungen (kleinere Ansiedlungen) in der Region gefunden, so zum Beispiel zwischen Westheim und Elfershausen sowie bei Langendorf. Bekannt sind auch Hügelgräber bei Wittershausen und eine kleine Anlage bei Machtilshausen.

"Geschichte lebt in den Besiedlungswellen", weist Heinlein auf die Entwicklung hin. Die Ostfranken besiegten die Thüringer Alemannen in der Frühgeschichte des Saaletals.