Debatte um die Jugendarbeit in der Stadt

2 Min
Ob das Jugendzentrum in Untererthal offen bleibt, entscheidet sich am Sonntag. Foto: Archiv/Winfried Ehling
Ob das Jugendzentrum in Untererthal offen bleibt, entscheidet sich am Sonntag. Foto: Archiv/Winfried Ehling

In einigen Ortsteilen, wie aktuell in Untererthal, gibt es Probleme mit den Jugendräumen. Die Verwaltung verspricht sich vom Beitritt zum Verein Pro Jugend schnelle Hilfe, doch schlägt der Stadtrat zunächst einen anderen Weg ein.

Das Jugendzentrum (Juz) in Untererthal steht vor dem Ende oder einem Neuanfang. In welche Richtung das Pendel ausschlägt, entscheidet sich am Sonntag bei einer außerordentlichen Versammlung im Juz. Auf die eine oder die andere Weise sollen die seit Jahren bekannten Missstände endlich aufhören.

Ortsbeauftragter Bernd Hüfner schildert sie offen: Eine Clique älterer Jugendlicher und junger Erwachsener nehmen das Juz in Beschlag, um dort Alkohol zu trinken. Hüfner spricht unverblümt von "Saufgelagen". Das Juz ziehe Besucher aus Hammelburg und anderen Orten an, die die jüngeren Jugendlichen aus Untererthal selbst verdrängten.

Hüfner, dem das Treiben im Juz schon viel Ärger bereitet hat, hat klare Vorstellungen, wie ein Neustart aussehen soll. Er will die Altersgrenze von 21 Jahren auf 18 Jahre senken und die Öffnungszeiten am Wochenende bis 24 Uhr begrenzen.

Es gebe 15 Jugendliche, die das Juz neu organisieren wollen. Bis Sonntag müssen sich aber zusätzlich vier Eltern finden, die Verantwortung im Vorstand übernehmen wollen. Der Ortsbeauftragte hat für den Neustartversuch außerdem auf fachliche Unterstützung gehofft, doch die wird es nach einer Stadtratsentscheidung vom Montag so schnell nicht geben.


Integration stellt neue Aufgaben

Mit 10:13 Stimmen scheiterte dort der Beitritt der Stadt zum Verein "Pro Jugend im Landkreis Bad Kissingen", der Kommunen Jugendarbeit anbietet. Mit dem Beitritt wollte die Stadt ab 2016 ein Kontingent von 14 Wochenstunden zu einem Pauschalpreis von 20 000 Euro pro Jahr beim Verein buchen.

"Eine professionelle Unterstützung ist notwendig", erklärte Bürgermeister Armin Warmuth (CSU). Er meinte damit vor allem die Jugendräume in den Ortsteilen, da der Hammelburger Jugendladen auch dank der Aufsichtsperson, die von der Stadt bezuschusst wird, funktioniert. Warmuth und Jugendamtsleiter Siegbert Goll nannten die Verbindung zur Jugendsozialarbeit an Schulen und die Integration von Flüchtlingen als weitere Aufgaben.

Für den Bürgermeister war der Beitritt zu Pro Jugend die einzige Möglichkeit, fachliche Unterstützung für die Jugendarbeit zu bekommen. Denn die Stadt will dafür selbst kein Personal einstellen, um sich nicht mit zusätzlichen organisatorischen und arbeitsrechtlichen Belangen zu belasten.

Der Mehrheit im Stadtrat erschien der Vereinsbeitritt allerdings vorschnell. "Wir sollten erarbeiten, welche Möglichkeiten es noch gibt", sagte Florian Röthlein (Die Grünen). Für ihn waren zehn Stunden für die Jugendarbeit nicht ausreichend. Denn von den gebuchten 14 Stunden würden rund vier Stunden auf vereinsinterne Verwaltungstätigkeiten entfallen.

Auch Christian Fenn (Junge Liste) empfahl, erst einmal verschiedene Personalmodelle zu prüfen und zu planen, welchen Betreuungsbedarf es gibt, bevor die Stadt Pro Jugend beitritt. Ähnlich äußerten sich Hans-Dieter Scherpf (SPD) und Reimar Glückler (CBB).

"Wir sollten das Angebot annehmen", meinte dagegen Martin Wende (CSU). Es könne ja nach einem Jahr überprüft werden. Gabi Ebert (FWS) und natürliche Bernd Hüfner (CSU) waren ebenfalls für einen Beitritt.

In der vergangenen Woche hatten sich vorab einige Stadträte getroffen, um den Bedarf in den einzelnen Ortsteilen zu diskutieren. In den Orten, wo es Jugendräume gibt, stand die Aufsicht und Regeldurchsetzung auf der Wunschliste, wie Fenn berichtete.


Erwartungen differieren

Das allerdings habe nur rudimentär mit Jugendarbeit zu tun, erklärte Goll. "Jugendarbeit ist Gestaltung, Entwicklung und Förderung." Der Jugendamtsleiter ergänzte: "Natürlich gehen wir auch zu den Brennpunkten raus."

So zeigte sich, dass es unterschiedliche Erwartungen gibt, was die Jugendarbeit in der Stadt konkret leisten soll. Nach der Entscheidung ist insbesondere die ablehnende Mehrheit nun in der Pflicht, ein Konzept vorzulegen, wie sie sich die Jugendarbeit vorstellt. Das räumten einzelne Stadträte aus der Gruppe am Rande der Sitzung ein.

Der jährliche Zuschuss an den Jugendladen Hammelburg für die hauptamtliche Kraft passierte den Stadtrat dagegen problemlos. So bekommt der Jugendladen-Verein für das kommende Jahr rund 16 000 Euro.

Hüfner aber kann erst einmal nur abwarten, wie die Versammlung im Juz Untererthal am Sonntag ablaufen wird. Viele der Probleme sind dort auch entstanden, weil einige junge Leute aufgrund der Aufsicht im Hammelburger Jugendladen lieber nach Untererthal ausweichen.