Mehr Menschen als im letzten Jahr schauten sich um in dem Ort, in dem bis zur Absiedelung 1938 ihre Vorfahren gelebt hatten und feierten einen Gottesdienst. Noch immer fehlt ein neuer evangelischer Militär-Seelsorger.
Ein Viertel mehr Zulauf als im Vorjahr verzeichnete heuer das Bonnlandfest der evangelischen Militärseelsorge. Noch ist die Stelle des Militärpfarrers vakant. So reiste Pfarrer Thomas Linder aus Bamberg an, um den Gottesdienst mit Erntedank in der St. Michaels-Kirche zu feiern.
Dort waren am Sonntagvormittag sogar die Stehplätze eng geworden. Es war wieder ein Gottesdienst, den Linder am Keyboard zusammen mit Sängerin Sabine Schramm und Bassist Markus Weber gestaltete. "Wir zeigen Dankbarkeit für unser Leben, das seit vielen Jahrzehnten im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hier gut und gesichert ist", lautete Linders Botschaft, die über den bloßen Erntedank hinaus ging.
Nur noch vier Leute meldeten sich, als Linder nach den ehemaligen Bewohnern von Bonnland fragte.
Dörfer streng nach Konfession "Bonnland war evangelisch und das benachbarte Hundsfeld katholisch", weiß Besucherin Gertrud Hartmann aus Dettelbach. Deren Großeltern Fridolin und Elisa Weippert hatten noch Ende der 30er Jahre im vergangenen Jahrhundert in Hundsfeld gewohnt. "Das alte Haus meiner Großeltern steht längst nicht mehr, aber in Bonnland habe ich jetzt ein ähnliches entdeckt", sagt sie. "Ich bin zum ersten Mal hier in Bonnland", sagt Urenkel Tobias Hartmann. Er interessiert sich für die Ahnenforschung und hat die alten Fotos seiner Verwandten vor Augen.
In Ostpreußen sei man ursprünglich zuhause gewesen, so der Familienstammbaum.
Äcker bis Obereschenbach Jahrgang 1930 ist ein Zeitzeuge von Obereschenbach, der nicht mit Namen genannt werden will. Der kann sich noch an die Zeit erinnern, als nach dem Krieg die amerikanischen Soldaten auf dem Truppenübungsplatz das Sagen hatten. "Als Jugendliche haben wir leere Patronenhülsen gesammelt und beim Schrotthändler unser Taschengeld aufgebessert", erzählt er. Auf eine Distanz von etwa vier Kilometern seien mehrere Tagewerke Land zwischen Obereschenbach und den Dörfern Bonnland oder Hundsfeld vor dem Krieg an die Landwirte verpachtet worden. "Das ging so lange, bis die Bundeswehr das Gelände in den 50er Jahren wieder als Truppenübungsplatz brauchte", so der Mann.
Das Baumaterial des Dörfchens Hundsfeld sei nach und nach von der umliegenden Bevölkerung weggeschafft worden.
Alte Fotos sind selten "Meine Schwiegermutter, geborene Hofmann, hat noch 1938 in Bonnland gewohnt, und die Leute wurden dann nach Winkelhof oder Wässerndorf ausgesiedelt", bestätigt Besucherin Cornelia Nagler. Alte Fotos aus dieser Zeit seien rar. "Damals hat man noch nicht so viel fotografiert wie heutzutage", meint Nagler. Beim Anblick der Häuser und beim Gang durch den Friedhof weht den Besuchern noch der Zeitgeist des vergangenen Jahrhunderts entgegen. Ein Filmteam aus Hamburg war angereist, um einen Streifen über Bonnland zu drehen.
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