Blick ins Denkmal Schreinersch Haus

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Gern schlossen sich die Besucher der fachkundigen Führung von Ingrid Mützel durch das historische Anwesen des Schreinersch Hauses in Machtilshausen an.Gerd Schaar
Gern schlossen sich die Besucher der fachkundigen Führung von Ingrid Mützel durch das historische Anwesen des Schreinersch Hauses in Machtilshausen an.Gerd Schaar
Tag des offenen Denkmals am Schreinersch Haus in Machtilshausen.Gerd Schaar
Tag des offenen Denkmals am Schreinersch Haus in Machtilshausen.Gerd Schaar
 
Das Schreinerhandwerk umfasste auch die Herstellung von Pianos, zeigte Ingrid Mützel auf.Gerd Schaar
Das Schreinerhandwerk umfasste auch die Herstellung von Pianos, zeigte Ingrid Mützel auf.Gerd Schaar
 
Gern schlossen sich die Besucher der fachkundigen Führung von Ingrid Mützel durch das historische Anwesen Schreinershaus an.Gerd Schaar
Gern schlossen sich die Besucher der fachkundigen Führung von Ingrid Mützel durch das historische Anwesen Schreinershaus an.Gerd Schaar
 
Lisa Marie Kraus ist froh, ihre Großmutter Klara in dem Riesenstammbaum der Familie Feser zu entdecken. Hier mit ihrem Verlobten Felix Kleinhenz.Gerd Schaar
Lisa Marie Kraus ist froh, ihre Großmutter Klara in dem Riesenstammbaum der Familie Feser zu entdecken. Hier mit ihrem Verlobten Felix Kleinhenz.Gerd Schaar
 

Mit dem Schreinersch Haus in Machtilshausen öffnete ein Stück Heimat zum Tag des offenen Denkmals seine Tore.

Das Schreinersch Haus in Machtilshausen ist als Denkmal ein Spiegel der Vergangenheit, aber auch ein willkommener Anlass, über diese Zeiten nachzudenken. Daraus ergeben sich auch oft Hinweise auf die Zukunft. In jedem Fall ist dieses historische Anwesen ein attraktiver Mittelpunkt dieses Ortes.

In der Reihe der zugänglichen Gebäude zum Tag des offenen Denkmals empfing der ansässige Verein für Gartenbau, Heimatpflege und Brauchtum die interessierten Besucher im Schreinersch Haus. Gern schlossen sie sich der fachkundigen Führung von Ingrid Mützel durch das historische Anwesen an, dessen Alter auf das Jahr 1490 zurück geht.

Auswanderwelle

Anhand eines umfangreichen Stammbaumes der Familie Feser (ab 1720) kann nachgewiesen werden, dass etwa ein Fünftel der Einwohner im 19. Jahrhundert nach U.S. Amerika auswanderte. Anlass sei die wirtschaftliche Not zu Beginn des industriellen Zeitalters gewesen, sagte Mützel. "Der erste Feser kam von Obersfeld und hat hier eine Schreiner-Witwe geheiratet", so Mützel. In diesem Haus seien immer Schreiner tätig gewesen, worauf schließlich der Name Schreinersch Haus zurück gehe. Auch die Ausgewanderten hätten ihr Schreinerhandwerk fern der Heimat weiter ausgeübt. So zum Beispiel auch bei der Herstellung von Pianos. Entsprechende Holzteile finden sich im Schreinersch Haus.

Ein später Nachfahre, nämlich Donald Feser, war in New York Einsatzleiter der Straßenpolizei. Beim Attentat auf das World-Trade-Center 2003 kam er aufgrund der enormen Staubentwicklung, die Lungenkrebs verursachte, ums Leben. Besucherin Lisa Marie Kraus ist froh, ihre Großmutter Klara und Urgroßmutter Ida in dem Riesenstammbaum der Familie Feser zu entdecken. "Unter den heutigen Nachfahren gibt es noch viele Schreiner", erzählt Lisa Marie.

Ein Stück Heimat gerettet

"Das Schreinersch Haus wollte man in den frühen 1990er Jahren umsetzen ins Museum nach Fladungen", erklärte Mützel. Zum Glück sei der Denkmalschutz Mitte der 1990er Jahre aktiv geworden, habe die historischen Bauten vor Ort gelassen und die Restauration gefördert. "Das unterstützt den Heimatgedanken", sagte Mützel. Zum Glück konnte das Schreinersch Haus damals vom Verein erworben werden. 1995 bis 2003 legte der Verein erfolgreich Hand an den Wiederaufbau des Gebäudes, dem sonst der Verfall gedroht hätte. German Zier, Jutta Schlereth (geborene Zier), Stefan Mützel und Ingrid Mützel standen damals als Vorstand an der Spitze des Geschehens. "Ob man sich so sehr ins Zeug legen soll, wurde zunächst heftig diskutiert", erinnerte sich Ingrid Mützel.

Urkunden über das spätmittelalterliche Haus gebe es nicht, so Mützel. Jedoch sei das Alter anhand der Fachwerkbalken und Bauweise auf das späte 15. Jahrhundert einzugrenzen. Diese Balken ohne Zierwerk seien damals vor Beginn des Hausbaues nummeriert worden. Außerdem gebe es typische Holzverbindungen und Strukturen aus der Zeit vor 1500, so zum Beispiel den so genannten "Wilden Mann".

Gern wird das Schreinershaus heutzutage für private Feiern und öffentliche Veranstaltungen genutzt. Seit Jahren ist das Saale-Musicum zu Gast. In den kalten Jahreszeiten ist der gemütliche Gewölbekeller, in dem der Holzofen bullert, zum Beispiel für ein Bierbrau-Seminar das Ziel. Im Sommer finden die Gäste im Hof und in der Scheune ihren Platz. "Unser Veranstaltungskalender ist voll", so Mützel.