Angelika und Reinhard Beichel wohnen in der Hammelburger Altstadt und haben heuer 26 Bananen ernten können. Auch eine Ananaspflanze hat er schon zum Blühen gebracht
"Kennst du den Ort, wo die Bananen blüh'n, im Winter Goldgelb ihre Früchte glüh'n?" Blitzartig tauchen die ersten Zeilen, des - hier leicht umgedichteten - berühmten Mignon-Goethe-Gedichts auf, wenn man im Wintergarten der Familie von Angelika und Reinhard Beichel steht. Egal, ob man an blühende Bananenstauden oder Zitronenbäumchen (wie in Goethes Gedicht) denkt, die Frage nach ihrem Standort würde wohl keiner mit unseren nördlichen Breitengraden beantworten.
Doch ein beheizter und ganzjährig genutzter Wintergarten in der Altstadt macht es möglich: 26 Bananen hat Reinhard Beichel heuer geerntet. Vier Jahre ist die selbstgezogene Bananenstaude alt, im letzten August blühte sie prächtig auf, von Dezember bis Januar wurde geerntet. Vor allem Beichels Enkelkinder freuten sich über die kleinen, zuckersüßen Köstlichkeiten. "Ich wollte schon mit dem Weltladen ein Handelsabkommen schließen", scherzt Beichel, der sich auch bei der Afrikahilfe sehr engagiert. Schon mehrmals war er vor Ort, packte beispielsweise tatkräftig mit an beim Bau der Grundschule in Kiparang'anda in Tansania. Auch für heuer waren zwei Arbeitseinsätze im Mai und September geplant, die nun wegen Corona verschoben werden müssen.
Auf seinen Erkundungsreisen durch Afrika sammelt Reinhard Beichel gerne Samen: "Ich habe zwei gelbe Tropische Oleanderbüsche selbst gezogen, die wunderbar große Blüten haben." Auch eine Ananaspflanze hat er schon zum Blühen gebracht und die Frucht geerntet.
Reinhard Beichel hat den berühmten grünen Daumen, und man könnte ihn nun scherzhafterweise einen Bananenfürsten nennen, um den Bogen zurück zu unserem großen deutschen Dichterfürsten zu schlagen. Denn auch ein kerngesundes Zitronenbäumchen, das jährlich bis zu 20 Früchten trägt, ziert seinen atmosphärisch einladenden Wintergarten. Doch trotz all der herrlichen Pflanzen, die ihn umgeben, verspürt der 70-Jährige eine Sehnsucht nach Afrika.
Das erinnert wieder an das - hier leicht verfremdete - Mignon-Gedicht: "Dahin! Dahin möcht‘ ich so gern, ob großem Fernweh, zieh'n."