Augsburgerin ersteigert Sulzthaler Schandflecken

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Die meisten Kirchenbesucher haben sich seit Jahren an den Anblick gewöhnt, mit der Zwangsversteigerung des Anwesens Eichstraße 2 mitten in Sulzthal kommt nun Bewegung in die Sache. Die Investorin kündigte an, das Haupthaus (links) erhalten zu wollen. Fotos: Ralf Ruppert
Die meisten Kirchenbesucher haben sich seit Jahren an den Anblick gewöhnt, mit der Zwangsversteigerung des Anwesens Eichstraße 2 mitten in Sulzthal kommt nun Bewegung in die Sache. Die Investorin kündigte an, das Haupthaus (links) erhalten zu wollen. Fotos: Ralf Ruppert
 
Eine der Problemzonen: Der Giebel einer verfallenen Scheune steht auf der Mauer der Kirchenburg.
Eine der Problemzonen: Der Giebel einer verfallenen Scheune steht auf der Mauer der Kirchenburg.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein halb verfallenes Anwesen direkt neben der Sulzthaler Kirche wechselte am Mittwoch den Eigentümer: Eine Frau aus Augsburg bekam den Zuschlag. Viele rechtliche Fragen blieben allerdings noch ungeklärt.

Das Anwesen Eichstraße 2 in Sulzthal ist seit Jahren ein Schandfleck: Der Putz bröckelt, Hof und Tor sind zugewuchert, mehrere Dächer eingefallen, Ziegel fallen auf den benachbarten Friedhof, und ein Giebel auf der Kirchenmauer droht umzufallen. Deshalb hatte das Landratsamt Bad Kissingen den Eigentümer auch aufgefordert, für Sicherheit zu sorgen. Doch selbst die Androhung von Zwangsgeld nutzte nichts. Weil der Eigentümer dies nicht zahlte, kam das Anwesen am Mittwoch zwangsweise unter den Hammer: Um 9.53 Uhr endete die Angebotsfrist, um 9.56 Uhr erhielt Sonja Rief aus Augsburg den Zuschlag: "Sie sind jetzt Eigentümerin des Objektes", sagte Rechtspfleger Bernhard Fiehl.

Erster Gratulant war der Sulzthaler Bürgermeister Konrad Weingart (CSU), der eigentlich selbst zum Bieten gekommen war. Nach eigenen Angaben musste der Bürgermeister jedoch passen, weil ihm der Gemeinderat eine zu geringe Summe frei gegeben hatte, um zumindest das Mindestgebot von 4988 Euro abzugeben.

Abschreckende Ergänzungen

Weingart wies während der Angebotsfrist mehrfach auf die Folgekosten und rechtliche Probleme hin. Auch Rechtspfleger Fiehl hatte keine guten Nachrichten für die zunächst vier Interessenten, die vermutlich durch den symbolischen Verkehrswert von einem Euro angelockt worden waren: Während die neuen Schulden des Landratsamtes und der Gemeinde nicht mit übernommen werden mussten, gibt es zwei alte Grundbucheinträge, die Bestand haben. Nämlich eine Hypothek über 7427 Euro eines privaten Kreditinstitutes und eine Zwangshypothek von 1029 Euro des Finanzamtes Bad Kis singen. "Wenn man heute 4988 Euro bietet, hat man eigentlich 13.547 Euro geboten", stellt Fiehl deshalb fest.

Das alles schreckte Sonja Rief nicht ab: 5000 Euro bot sie im Namen einer GbR, die sie zusammen mit einer Freundin gegründet hat. "Alte Sachen herzurichten ist ein Hobby von uns", sagte die Augsburgerin. Zum Teil hätten sie ähnliche Objekte renoviert und weiterverkauft, aber in diesem Fall könnte Riefs Geschäftspartnerin vielleicht sogar selbst herziehen. "Sie hat sich verliebt in das Haus, ich weiß aber nicht wieso", sagte Sonja Rief. Dass nun viel Arbeit und möglicherweise Ärger auf sie zukomme, sei ihr bewusst. Die beiden Frauen wollen sich möglichst bald um die Verkehrssicherheit kümmern und die Nebengebäude abreißen. "Das Haus soll aber erhalten bleiben", haben sie sich vorgenommen - ohne das Gebäude bisher jedoch jemals von innen gesehen zu haben.