Die Verbissschäden durch Wild nehmen zu. Das erfuhren die Teilnehmer eines Waldbegangs.
Der erfreulichen Nachhaltigkeit des Forstes im Gemeindewald des Marktes Oberthulba steht ein wachsendes Maß an Verbissschäden durch das Rotwild entgegen. Am Dienstag trafen sich Bürgermeister Gotthard Schlereth, Mitglieder des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung, Rechtler und interessierte Ortsbürger aus Oberthulba sowie FBG-Betriebsleiter Rupert Wolf und Revierleiter Tobias Wallrapp zum zweistündigen Waldbegang.
Der auf 20 Jahre angelegte Forstbetriebsplan befindet sich gerade in der Halbzeit. "Im Zuge der Zwischenrevision wurde der Hiebsatz um 500 Festmeter (fm) auf nun 8000 fm pro Jahr für die nächsten 10 Jahre erhöht", gab Wolf bekannt. Die Nachweisung für 2015 liege mit einem Holzeinschlag von 7219 fm unter dem bisher jährlichen Soll-Hiebsatz von 7500 fm. Die Planung 2016 weise einen Holzeinschlag von 7930 fm für das Jahr 2016 aus.
Davon 4550 fm Endnutzung, 1370 fm Altdurchforstung und 1350 fm Jungdurchforstung sowie 160 fm Jugendpflege.
Kein einfacher Boden
"Wegen der schwierigen und sehr nassen Bodenverhältnisse in Oberthulba Nord sind laubholzreiche Bestände mit Eiche und Buche erstrebenswert, aufgrund der Wildsituation aber häufig nicht umsetzbar", sagte Wallrapp. Eichenkulturen wären aufgrund der standörtlichen Verhältnisse wünschenswert, seien jedoch aufgrund des hohen Arbeitsaufwands und der damit verbundenen Kosten in Kombination mit der angespannten derzeitigen Wildsituation und den damit einhergehenden Schäden ökonomisch nicht vertretbar.
Ausmaß deutlich zu hoch
"Mittlerweile hat sich im Eigenjagdrevier Oberthulba Nord eine Wildschadenssituation entwickelt, die für den Waldbau so nicht mehr tragbar ist", stellte Bürgermeister
Schlereth fest. Das "deutlich zu hohe" Ausmaß der Schäden gehe an die Substanz des Waldes und gefährde das gesetzlich vorgeschriebene Ziel der Nachhaltigkeit. "Alle bisherigen Versuche der Schadensverringerung blieben trotz Erhöhung der Abschusszahlen erfolglos", so Schlereth. Auch die Wildbrücke über die Rhönautobahn A 7 habe keine erkennbare Verbesserung der Lage gebracht.
Schlereth vermutet, dass durch höheren Jagddruck in den Pirschbezirken des Bayerischen Staatsforstes auf das Rotwild Absetzbewegungen "in unser offensichtlich sicheres Revier" erfolgten. Im Winter seien rund 80 Rotwildtiere dort gezählt worden. Schlereth regte an, den Status "rotwildfreies Gebiet" - und als Schlussfolgerung den Wegfall der Kasernierung von einer Tierart mit großem Bewegungsdrang - zu überprüfen.
Außerdem fordert er die großräumige Durchführung eines wildbiologischen Gutachtens zur Verbesserung der Datenlage über die Jagdreviere der Hegegemeinschaft hinaus.
Mehr Rotwildabschuss
Gunther Hahner vom Forstamt Hammelburg bestätigt auf Nachfrage der Zeitung einen erhöhten Rotwildabschuss im östlichen Teil des Staatsforstreviers bei Waldfenster. Das flüchtende Wild sei aber eher in Richtung Norden ausgewichen, was der Bundesforst mit erhöhtem Aufkommen des Rotwildes im Bereich Truppenübungsplatz Wildflecken bestätigt habe. "Niedriger als erwartet ist die Anzahl der Hirsche auf der Wildbrücke", bestätigt Hahner.
Dort seien eher Rehe, Sauen und Niederwild anzutreffen.
"Wegen der Verbissschäden werden gezäunte Freiflächen häufig mit der raschwüchsigen Wirtschaftsbaumart Douglasie im weiten Verband ergänzt", so Wallrapp weiter auf dem Waldbegang. In die Zwischenräume würden sich dann meist von selbst alle im Nahbereich vorhandenen heimischen Baumarten, wie Kiefer, Lärche, Fichte, Birke, der Buche von selbst ansamen. Die Teilnehmer interessierten sich über die Verwendung verschiedenster Baumarten. In diesem Zusammenhang wurde auf den Gastvortrag "Neue Baumarten - Neue Chancen?" am diesjährigen Wald- und Holztag in Oberthulba hingewiesen. Im Blickfeld standen auch der Erhalt des Buchsees sowie ein Projekt Schulwald.