Mit einer feierlichen Kranzniederlegung wurde in Windheim an die Bombenopfer in der kleinen Gemeinde vor 70 Jahren gedacht. In einem Vortrag erinnerte Werner Ziegert an die Ereignisse im April 1945.
Der Ostersonntag geriet für die Windheimer heuer zum Gedenktag. Denn am 5. April 1945 fielen Bomben auf das Dorf und es gab 30 Tote sowie viele Verletzte kurz vor Kriegsende. Außerdem wurden neun Wohnhäuser und 21 Scheunen dem Erdboden gleich gemacht. Rund 60 Stück Vieh verendeten.
Strategisch unbedeutend "Wer hätte damals damit rechnen können, dass auf die strategisch unbedeutenden Dörfer Windheim und Waizenbach noch in den letzten Kriegstagen Bomben fallen, denen die Zivilbevölkerung zum Opfer fällt? Im Gegenteil, aus den Großstädten kamen Flüchtlinge in das vermeintlich sichere Windheim, um dem Krieg zu entfliehen. Auch die fanden den Tod", sagte Zweiter Bürgermeister Roland Brönner in seiner Ansprache auf dem Friedhof. Eine Ehrenformation der örtlichen Feuerwehr und die Kapelle der Klingenthaler Musikanten waren aufmarschiert.
Zahlreiche Windheimer füllten den Platz auf den Grabwegen. Ein Blumenschmuck der Gemeinde Wartmannsroth ziert den Gedenkstein mit den Namen der Opfer und Gefallenen.
"Am Tag, als der Krieg nach Windheim kam", hatte Werner Ziegert seinen umfangreichen Bericht über jene Kriegszeit überschrieben. Im Saal des Feuerwehrhauses fand die unerwartet große Anzahl der Zuhörer kaum genügend Platz. Ziegerts umfangreiche Sammlung von Bilddokumenten und Berichten von Zeitzeugen weckte viele Erinnerungen.
"Ich spielte als kleines Kind im Sandkasten", erinnert sich Zeitzeugin Renate Roth. "Wir Kinder waren das Geräusch von Fliegern gewohnt. Auf einmal tat es einen Schlag und ein Haus in etwa 100 Meter Entfernung fliegt in die Luft", erzählt sie. Feuer und Rauch versperrten die Sicht in der Windheimer Straße.
"Meine Mutter und ich wollten in den Baukeller flüchten, kamen aber nicht dort hinein, weil dort schon eine Bombe den Kellereingang traf", so Roth. Einem Flak-Helfer habe es den Kopf abgetrennt. "Wir sind dann beim Nachbarn in den Keller geflüchtet und haben überlebt." Ihre Familie hatte Glück, denn im eigenen Garten gab es schon den nächsten Bombentrichter und die Scheune war getroffen. Sie könne sich noch an den mächtigen Feuerschein erinnern, als Würzburg zuvor brannte, sagt Roth.
Ziegerts Fotosammlung fesselte die Betrachter. Viele der im Krieg verstorbenen Verwandten waren zumeist als junge Leute auf den Bildern zu sehen, etwa als Mädchen beim Bund Deutscher Mädel (BDM), als Hitlerjungen oder als frisch eingezogene Soldaten - 34 Windheimer, die nicht älter als 30 Jahre waren. Ziegerts Bilder zeigten aber auch ein ländliches Erntedankfest am ehemaligen Gasthaus Leo Geiling.
Die Fotos dokumentierten weiterhin den mit der Schippe in Handarbeit gefertigten Westwall und die Schufterei an der Reichsautobahn Strecke 46, deren Reste noch bei Gräfendorf und im Wald Richtung Burgsinn zu sehen sind.
Einmarsch der US-Soldaten "Ich war noch ein kleiner Bub", erzählt Zeitzeuge Werner Aul, wie er vor 70 Jahren in Michelau den Einmarsch der US-amerikanischen Soldaten erlebte. Die weißen Fahnen in den Fenstern der Dörfer seien schnell wieder eingezogen worden, als zwischendurch deutsche Schergen der SS vorbeikamen und mit standrechtlichen Erschießungen drohten. "Die Dorfbewohner waren zweimal in Todesgefahr: durch die Deutschen, aber auch durch die Amerikaner, die kurzen Prozess mit den Nazis machten", so Aul.
US-Panzer kamen aus Richtung Gemünden im Rahmen der so genannten Task-Force "Baum" zur Befreiung von General George Pattons Schwiegersohn John K.
Waters aus Hammelburg-Lager. "War dies der Grund für die Bombardierung von Windheim?", überlegte Ziegert. Dem Bericht der Zeitzeugin Resi Ullrich (verstorben) zufolge war es eine "Katastrophe mit unermesslichem Leid".
Ullrichs Bericht schilderte, wie die Bomben der Flieger eine Bauscheune trafen, wie der Heuboden auf den Schweinestall herunterfiel, wie Brandbomben im Keller landeten und wie die Verletzten erbärmlich schrien. Von den verbrannten Toten war oft nur ein Häufchen Asche übrig, das in einen Schuhkarton passte. Am nächsten Tag, 6. April 1945, marschierten die Amerikaner ein. Windheim stand vor dem Neuaufbau.