Härtetest für Pflegeschüler

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Patientin Irma Kohl wird von den Pflegeschülerinnen aufmerksam betreut, von links Anna Büttner, Katharina Weigand und Irina Kenner. Fotos: Werner Vogel
Patientin Irma Kohl wird von den Pflegeschülerinnen aufmerksam betreut, von links Anna Büttner, Katharina Weigand und Irina Kenner. Fotos: Werner Vogel
Ein Schild weist Patienten und Besucher auf das Projekt hin.
Ein Schild weist Patienten und Besucher auf das Projekt hin.
 

Schüler der Krankenpflegeschule im St. Elisabeth Krankenhaus leiten für eine Woche eine Station. DiePatienten sind mit der Versorgung zufrieden.

Bad Kissingen — Im Rahmen ihrer Ausbildung übernehmen Schüler der Krankenpflegeschule im St. Elisabeth Krankenhaus für eine Woche die Leitung einer Station. Die Patienten loben Engagement und aufmerksame Betreuung, für die Schule ist es willkommene Praxisübung und für die Schüler ein wichtiger Schritt zu eigenverantwortlichem Handeln.
Irma Kohl liegt seit einer Woche auf der "Inneren" im 5. Stock des Elisabeth Krankenhauses in Bad Kissingen. In dieser Woche genießt die Patientin aus Geroda besondere Aufmerksamkeit durch die Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule. Im Rahmen ihrer Ausbildung haben sie für eine Woche die Leitung der Station 5 übernommen und wo sonst die Schwestern von Zimmer zu Zimmer eilen, stehen jetzt 19 Azubis parat, um zu helfen und die Patienten ein wenig zu verwöhnen. "Sie machen das großartig" lobt Frau Kohl Engagement, Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft der Mädchen -es sind auch drei Jungs bei den Azubis-und fügt hinzu: " man wird fast schon verwöhnt".

Fachkraft im Hintergrund

"Das hören wir in jedem Jahr", meint dann auch Erhard Bieber, der Schulleiter der Krankenpflegeschule und erklärt: "Wir praktizieren das schon seit zehn Jahren jeweils nach zwei Drittel der Ausbildung und wir haben nur gute Erfahrungen gemacht". Freilich überwacht ein speziell ausgebildeter "Praxisanleiter" die Maßnahmen, aber es gibt keinen mahnenden Zeigefinger. Die Pflegefachkraft bleibt im Hintergrund und greift nur ein, wenn es notwendig sein sollte. Das kommt wirklich selten vor und zudem sind auch die Stationsärzte stets erreichbar, denn das Wohl der Patienten steht immer an erster Stelle.

Täglich drei Schichten

Täglich werden drei Schichten von den Schülern selbst eingeteilt. Auch die Nachtschicht gehört dazu. Die angehenden Pflegekräfte wählen jeden Morgen einen Schichtleiter aus ihrer Mitte, der alle Schlüssel verwahrt, Telefondienst festlegt, Aufnahmen und Entlassungen organisiert und alle anfallenden Pflegemaßnahmen koordiniert. "Eine Menge zu tun", meint Katharina Weigand "und ganz schön viel Verantwortung".
"Ich musste einmal rasch handeln, weil sich der Gesundheitszustand eines Patienten plötzlich deutlich verschlechterte", berichtet sie von Ihren Erfahrungen. "Sie hat das souverän gemeistert, sofort den Arzt gerufen und erste Maßnahmen in die Wege geleitet" bestätigt Lehrerin Anita Behnke. Die Schüler können Gelerntes in die Praxis umsetzen, müssen sich selbst organisieren und eigenverantwortlich Entscheidungen treffen. "Dieser Schritt in die Selbstständigkeit ist gleichzeitig ein wichtiger Baustein für die Persönlichkeitsentwicklung und hilft allen Schülern weiter", stellt die Kursleiterin des "Mittelkurses Vita", wie der Ausbildungsabschnitt genannt wird fest.
Auch Schülerin Irina Kenner empfindet das Übertragen von Verantwortung als Bestätigung ihres Lernfortschritts. Auch sie hat die Schichtleitung als prägend für ihren weiteren Weg empfunden und ist sich jetzt ganz sicher, die richtige Berufswahl getroffen zu haben. Heute sind die zwei jungen Damen nicht als Schichtleiterin unterwegs, sondern als Pflegekräfte eingeteilt und treffen im Zimmer von Frau Kohl auf Schwesternschülerin Anna Büttner, die gerade eine Infusionsflasche austauscht. Katharina legt derweil das Blutdruckmessgerät an und Irina hat neues Verbandszeug bereitgelegt.
"Ich fühle mich wunderbar aufgehoben", meint die Patientin zu den Schülerinnen "Schön, dass auch mal Zeit für ein kleines aufmunterndes Gespräch bleibt. So werde ich bald wieder ganz gesund". Die drei Mädchen strahlen!