Graffitis in Bad Kissingen: Bunte Farbe an grauen Wänden

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Street-Art bezeichnet Kunst im öffentlichen Raum. Graffitis, wie dieser stilisierte Schriftzug des Wortes "Chance" in der Nähe des Bad Kissinger Bahnhofs, sind oft illegal an öffentlichen oder privaten Gebäuden angebracht. Benedikt Borst
Street-Art bezeichnet  Kunst im öffentlichen Raum. Graffitis, wie dieser stilisierte Schriftzug des Wortes "Chance" in der Nähe des Bad Kissinger Bahnhofs, sind oft illegal an öffentlichen oder privaten Gebäuden angebracht. Benedikt Borst
Die Bemalung des Wohnwagens "ist für mich weder als Street-Art, noch als Graffiti zu bezeichnen", meint Ruppert. "Das hat mit der Frage nach Kunst oder Schmiererei überhaupt nichts zu tun." Das soll die bunte Erscheinung des Wagens jedoch nicht abwerten. "Es handelt sich einfach um eine, für den Macher fröhliche, Namensbeschriftung." Foto: Benedikt Borst
Die Bemalung des Wohnwagens "ist für mich weder als Street-Art, noch als Graffiti zu bezeichnen", meint Ruppert. "Das hat mit der Frage nach Kunst oder Schmiererei überhaupt nichts zu tun." Das soll die bunte Erscheinung des Wagens jedoch nicht abwerten. "Es handelt sich einfach um eine, für den Macher fröhliche, Namensbeschriftung." Foto: Benedikt Borst
 
Dieses Graffito an der Südbrücke "geht schon in Richtung Street-Art. Allerdings fehlt es auch hier an Qualität, und es wirkt ebenfalls unfertig", sagt der Bad Kissinger Maler. Zu dem Bild gehören die Worte: "Manche Menschen sind so arm, alles was sie haben ist Geld." Im Nachhinein hat jemand Bild und Text durchgestrichen. "Das ist ein bildlicher Meinungsaustausch." Jemand tut seine Meinung kund, jemand mit einer anderen Meinung übermalt das Ganze. "Ein Bild im öffentlichen Raum ist Kritik au...
Dieses Graffito an der Südbrücke "geht schon in Richtung Street-Art. Allerdings fehlt es auch hier an Qualität, und es wirkt ebenfalls unfertig", sagt der Bad Kissinger Maler ...
Dieses Graffito an der Südbrücke "geht schon in Richtung Street-Art. Allerdings fehlt es auch hier an  Qualität, und es wirkt ebenfalls unfertig", sagt der Bad Kissinger Maler. Zu dem Bild gehören die Worte: "Manche Menschen sind so arm, alles was sie haben ist Geld." Im Nachhinein hat jemand Bild und Text durchgestrichen. "Das ist ein bildlicher Meinungsaustausch." Jemand tut seine Meinung kund, jemand mit einer anderen Meinung übermalt das Ganze. "Ein Bild im öffentlichen Raum ist Kritik au...
 
In der Unterführung an der Steinmauer in Garitz haben sich im Laufe der Zeit viele Sprayer verewigt. Ruppert sieht die Wand als Schriftensammlung mit politischem Statement (links: das rote A in einem Kreis als anarchistisches Symbol). "Sieht man alles als fertig an, würde ich es als Schmiererei einordnen", sagt er. Allerdings gefällt ihm die Farbkomposition. Die Wand könnte höchstens als Untergrund für eine weitere bildliche Darstellung dienen. Foto: Benedikt Borst
In der Unterführung an der Steinmauer in Garitz haben sich im Laufe der Zeit viele Sprayer verewigt.  Ruppert sieht die Wand als Schriftensammlung mit politischem Statement (links: das rote  A in einem Kreis als anarchistisches Symbol).  "Sieht man alles als fertig an, würde ich es als Schmiererei einordnen", sagt er. Allerdings gefällt ihm die Farbkomposition. Die Wand könnte höchstens als Untergrund für eine weitere bildliche Darstellung dienen.   Foto: Benedikt Borst
 
Der Kopf der Mona Lisa ist zu sehen an der Fußgängerbrücke am Wendelinus. Dabei handelt es sich um ein Stencil-Graffito, also ein Bild, das durch eine vorgefertigte Schablone gesprüht wurde, "Ich finde es eigentlich nicht schlecht, aber mir fehlt die Aussage", urteilt Ruppert. "Es hätte Kunst oder eine kommunikative Darstellung werden können. So wirkt es auf mich allerdings unfertig." Der Kopf müsste noch in einen Kontext integriert werden. "Aus meiner Sicht ist das höchstens ein Fragment, d...
Der Kopf der Mona Lisa ist zu sehen an der Fußgängerbrücke am Wendelinus. Dabei handelt es sich um ein Stencil-Graffito, also ein Bild, das durch eine vorgefertigte Schablone gesprüht wurde, ...
Der Kopf der Mona Lisa ist zu sehen an der Fußgängerbrücke am Wendelinus. Dabei handelt es sich um ein Stencil-Graffito, also ein Bild, das durch eine vorgefertigte Schablone gesprüht wurde, "Ich finde es eigentlich nicht schlecht, aber mir fehlt die Aussage", urteilt Ruppert.  "Es hätte Kunst oder eine kommunikative Darstellung werden können. So wirkt es auf mich allerdings unfertig." Der Kopf müsste noch in einen Kontext integriert werden. "Aus meiner Sicht ist das höchstens ein Fragment, d...
 

Graffitis finden sich an vielen Stellen in der Kurstadt. Sind das nur illegale Schmierereien? Was macht den künstlerischen Wert eines Graffitos aus?

Was für den einen Kunst ist, kann in den Augen des anderen weg. Das gilt gerade auch für Street-Art, also für Kunst im öffentlichen Raum. Eine der bekanntesten Formen von Street-Art sind Graffitis, die die Künstler auf Mauern, Fassaden, Brücken oder auch an Eisenbahnwaggons sprühen. "Sprayer haben in der Gesellschaft oft keinen guten Ruf, da sie meist illegal arbeiten und dies meistens unter einem Pseudonym", erklärt Alexander Ruppert, selbst Maler, Grafiker und Sprecher der Bad Kissinger Künstlergemeinschaft ART 97688. Grundsätzlich handelt es sich bei Graffitis um eine anerkannte Kunstform. Nur: "In der Qualität gibt es massive Unterschiede", sagt er.

Als positives Beispiel nennt er die "East Side Gallery" in Berlin. Die künstlerisch hochwertigen Graffitis dort haben eine Aussage, die Betrachtung macht Spaß, regt aber auch zur kritischen Auseinandersetzung an. Gemessen daran kommt die Masse an Graffitis als Schmiererei daher, bildlich in schlechter Qualität, oft mit Schriftzügen mit vulgärer Sprache oder politisch extremen Symbolen vom Hakenkreuz bis zu Symbolen der antifaschistischen Bewegung. "Das alles reicht bei Weitem nicht aus, um es als Kunst zu bezeichnen", betont Ruppert.

Ein vulgäres "Fuck You" hat seiner Meinung nach auch in der Kunst seine Daseinsberechtigung. Allerdings braucht es dazu einen inhaltlichen Bezug. Der Künstler muss den Ausspruch mit einem Thema in Zusammenhang bringen. Und: "Letztendlich zählt, wie im gesamten Kunstbetrieb, die Qualität der Aussage und wie das Werk umgesetzt ist." Ohne handwerkliches Können geht es nicht. "Und wenn man es nicht kann, sollte man es lassen", findet Ruppert. Der Maler empfindet es als ärgerlich, wenn Sprayer private oder öffentliche Flächen zum illegalen Sprühen benutzen. Andererseits sollte sich die Gesellschaft auch modernen Kunstformen öffnen. "Vielleicht könnte man etwas Abhilfe schaffen, indem man jungen Menschen in Städten Flächen für legales Sprühen zur Verfügung stellt." Gerade junge Sprayer könnten sich ausprobieren und könnten künstlerisch gefördert werden.

Ob etwas Kunst ist oder Schmiererei liegt natürlich im Auge des Betrachters. Diese Redaktion hat Alexander Ruppert für die Mottowoche Kunst und Kultur Fotos von Graffitis aus Bad Kissingen vorgelegt, mit der Bitte, sie auf ihren künstlerischen Gehalt zu beurteilen. Die meisten kommen - wenn überhaupt - über gute Ansätze allerdings nicht hinaus.