Gospelkonzert wird Parade zum Lobpreis Gottes

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Mitreißend: Gospelsongs von den "KisSingers" mit Solistin Deborah Woodson Foto: Werner Vogel
Mitreißend: Gospelsongs von den "KisSingers" mit Solistin Deborah Woodson Foto: Werner Vogel

Deborah Woodson und die "KisSingers" bringen in einem mitreißenden Konzert die Erlöserkirche zum Swingen.

Gospel, die Mischung aus Negrospirituel, Blues und Jazz ist eine Musik, die bewegt. Der Rhythmus ist ansteckend, besonders, wenn Könner wie die "KisSingers" auf der Bühne stehen.
Die Sängerinnen und Sänger in ihren Überwürfen in violett mit goldenen Schärpen unterstreichen bei einem Konzert auf den Altarstufen in der Erlöserkirche die christlichen Texte mit Gesten, bewegen sich im Takt, klatschen, schnipsen mit den Fingern und spätestens nach dem dritten Lied ist der Funke übergesprungen. Da wiegt sich auch das Publikum, klatscht mit, erste Besucher treten aus den Bänken in den Gang, singen die Refrains mit, die alle kennen. Alles ist in Bewegung. Fröhliche Menschen verkünden frohe Botschaften.

Kirche als stimmige Konzerthalle

Sie machen das mit Leidenschaft, die "KisSingers". Mitreißende Begeisterung geht von ihnen aus. Jörg Wöltche, Kirchenmusikdirektor, Organist, Dirigent, Chorleiter und leidenschaftlicher Motivator, hat das Aushängeschild der evangelischen Kirche geformt und einen präzise intonierenden Klangkörper auf hohes Niveau geführt. Nicht von ungefähr konzertiert eine der Größen der Gospelszene mit den "KisSingers", Deborah Woodson. Dass im sakralen Raum professionelle Kirchenmusik besonders gut passt, weiß man in Bad Kissingen, und so sind die Konzerte der "KisSingers" längst kein Geheimtipp mehr und lange vor Beginn waren alle Plätze besetzt.

Eine Reise durch Amerika

Die Musikfreunde erlebten im ersten Teil eine Reise durch das frühe Amerika. Mit Herz und Seele gestalteten die Kissinger Sänger ein abwechslungsreiches Gospel Potpourri. Danach wurde die Erlöserkirche durch die raumfüllende Soulstimme von Gospelqueen Deborah Woodson gar zur Konzerthalle. Da rundete die Kuppel alle Töne, verstärkten die holzgetäfelte Decke, die Säulen und Emporen wirkungsvoll den Klang von Chor, Musikern und Solistin, da schwebten selbst gehauchte Passagen glasklar durch den Raum.
Mit "Black and white Gospel" tourt Deborah Woodson, begleitet von den vier Musikern der Gospelmates, derzeit durch Deutschland. Eine Konzertkonzeption, in der die Musikprofis mit örtlichen Gospelchören gemeinsam die klingenden Gebete im Südstaatensound interpretieren. Dass die Sängerin aus Georgia auch Bad Kissingen auf dem Tourplan hat, ist Kantor Jörg Wöltche zu danken, der mit den "KisSingers" seit Jahren hohe Anerkennung genießt und seine Kontakte in die Musikszene zu nutzen weiß.

Eine große Stimme aus Georgia

Deborah Woodson aus Georgia hat "Swinging Gospel" quasi mit der Muttermilch aufgesogen, hörte als Kleinkind in Großvaters Baptistenkirche schon "Oh happy day" und die anderen Kirchensongs, legte als Musikstudentin ein Prädikatsexamen ab, um danach weltweit als gefragte Musicaldarstellerin und Gospelstar u.a. dem Präsidenten vorzusingen. Die charismatische Diva mit der voluminösen Stimme lebt jetzt in Köln, macht Fernsehen, ist Buchautorin und arbeitet gerne mit den großen Kölner Bands zusammen.
Seit sie einige Male auf der Pianobühne in Reith aufgetreten ist, jubelt ihr auch bei uns eine beachtliche Fangemeinde zu. Mit weitem Umhang schreitet sie majestätisch durch das Kirchenschiff und singt acapella "Amazing Grace" leise, doch beeindruckend intensiv. Wieder auf der Bühne stimmt sie, nun begleitet von den vier "Gospelmates", das einfühlsame "Kumba Ya" an, lässt die Zuhörer den Refrain mitsingen und bei ihrer Version von "Stand by me" wird die Kirchengemeinde zum Chor, singt und klatscht begeistert mit.

Eine klare Stimme

Bei den Sklavenliedern aus Georgias Baumwollfeldern klettert ihr kehlig-schwarzer Spititualsopran in schwindelerregende Höhen und bleibt dabei doch unangestrengt klar. Eine große Stimme, auch in den tieferen Lagen. Spätestens jetzt hat sie das Publikum in ihren Bann gezogen, dirigiert mit kleinsten Gesten ihre Fangemeinde, entfacht mit "I will follow him" und "Halleluja" Begeisterungsstürme. Jetzt steht klatschend und mitsingend die ganze Kirche, während Woodson jedem einzelnen der Gospelhits überraschende Interpretationen, Phrasierungen und kunstvolle Schleifen mit auf den Weg gibt.
Jubelstürme nach jedem neuen Song, die fast zum Orkan werden, als die KisSingers aus allen Gängen wieder auf den Altar einziehen und eine fulminante Jam Session mit Gospellegende starten. Da wird Jörg Wöltche dann auch zum Sänger und Entertainer im Stil großer amerikanischer Revuen, auf Augenhöhe mit einem glamourösen Star und einem singenden und swingenden Chor in Höchstform bei "Down by the Riverside", "Oh when the Saints" und "Oh Happy Day". Die Zugabe feiern Chor, Solistin und Publikum gemeinsam. Man zieht singend zum Ausgang und eint die ganze Kirche mit immer neuen Variationen von "We are the World".
"Eine ganz starke Botschaft nach einem beeindruckenden Konzert", meinte Hanns-Einar Geiger von den "KisSingers" und seine Sangesfreundin Nicole Fischer ergänzte: "Die Herzen standen ganz weit offen". Ein hochzufriedener Jörg Wöltche brachte es auf den Punkt: "So soll Gospel sein"!